Dokumentarfilm "How are you"

Wohlfühlen mit Elmgreen & Dragset

Am rührendsten sind die frühen Aufnahmen. Michael Elmgreen und Ingar Dragset in einer kleinen Wohnung in Kopenhagen, Ingar strickt, Michael macht Scherze, und beiden sprüht die Verliebtheit geradezu aus den Augen: So begann sowohl die Beziehung als aus die Karriere des norwegisch-dänischen Künstlerduos. In den 90er-Jahren enterten sie die Kunstwelt mit einigermaßen radikalen Aktionen: Statt etwas auszustellen, strichen sie nur die Galeriewände weiß und immer weißer, sie machten auf Junkie und spritzten sich Salzwasser in die Venen, sie schöpften Energie aus dem Protest gegen Normalisierung und brachten schwule Subkultur und Sichtweisen in die Kunst.

Für „How Are You“, der nun auf der 61. Berlinale Premiere feiert, hat der dänische Regisseur Jannik Splodsboel einige Interviews und Aufnahmen aus dieser Zeit zusammengetragen und kommt damit dem Künstlerduo persönlich wie professionell sehr nahe. Noch breiter dokumentiert sind jüngere Stationen ihrer Karriere: das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in Berlin von 2008 und vor allem ihre spektakuläre Inszenierung „The Collectors“, mit der sie 2009 die nordischen Pavillons auf der Venedig-Biennale bespielten. Man zittert mit, ob alles fertig wird, freut sich am Ende über den Erfolg und hat das Gefühl, einmal wirklich hinter die Kulissen einer Ausstellungsproduktion geblickt zu haben.

Der Film ist konsequent aus der Sicht der Künstler gedreht: Er zeigt die beiden bei der Arbeit, in semi-privaten Situationen, zeichnet Ingar Dragsets sanfte Ruhe nach und Michael Elmgreens Hibbeligkeit und trockenen Humor. Er verfolgt diskret, wie die Verliebtheit der beiden im Laufe der Jahre in die routinierte, aber angenehme Harmonie eines alten Ehepaares übergeht – längst haben sie andere Lover, aber die gemeinsame Arbeit funktioniert immer noch wunderbar.

Der Film verzichtet komplett auf einen Off-Kommentar und auch auf begleitende O-Töne von Kuratoren oder Kritikern. Erklärt oder gar interpretiert werden die Werke hier nicht. Das hat den Nachteil, dass eine auch konzeptionell doch recht komplexe Inszenierung wie „The Collectors“ zu einem rein logistischen Problem zusammenschrumpft. Es wäre ein Leichtes gewesen, die immer eloquenten Elmgreen und Dragset nicht nur dazu zu befragen, wie ihr toter Sammler im Pool technisch gemacht wird, sondern auch, warum sie ihn da schwimmen lassen. Aber andererseits bewahrt einen der Verzicht auf theoretische Reflexion zuverlässig vor nervigen didaktischen Ergüssen. So ist „How Are You“ ein echter Wohlfühlfilm für Fans geworden.

Der Film feiert heute um 20 Uhr Premiere. Weitere Aufführungen am 16. und 19. Februar

http://www.youtube.com/watch?v=bs92oKQ7W0w