Tipps & Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Chemnitz, Hamburg, Köln, Lübeck, Osnabrück, Paris, Quedlinburg, Venedig und Wien 


Karl Schmidt-Rottluff in Chemnitz

Die Kunstmuseen in Deutschland erhalten Zuwachs: Am Wochenende wird im einstigen Elternhaus des Expressionisten Karl Schmidt-Rottluff ein neues Künstlermuseum eröffnet. Für rund 3,5 Millionen Euro hat die Stadt Chemnitz das Haus saniert. Sie firmiert dieses Jahr als Kulturhauptstadt Europas. Präsentiert wird eine Schau zum Leben Schmidt-Rottluffs und der Vorgeschichte des Expressionismus' in Chemnitz. Gezeigt werden Kunstwerke, Faksimiles und Dokumente, Holz-, Stein- und Schmuckobjekte sowie private Gegenstände des Künstlers wie seine Tabakpfeife. 

Karl Schmidt wurde 1884 in Rottluff - heute ein Stadtteil von Chemnitz geboren. Hier betrieben seine Eltern eine Mühle. Sie wurde später verkauft, von dem Erlös bauten sich die Eltern 1913 das Landhaus. Da lebte der Künstler schon in Berlin. 

Doch wurde ihm das Haus für einige Jahre zur Zuflucht, nachdem seine Wohnung und sein Atelier 1943 bei einem Bombenangriff zerstört wurden. Neben dem Landhaus ist auch die historische Mühle nebenan inzwischen auf Vordermann gebracht. Auf dem Areal erlebte er seine Kindheit und Jugend, in der Nachbarschaft sammelte er erste künstlerische Erfahrungen. 

Schmidt-Rottluff war Mitbegründer der Künstlervereinigung «Brücke», deren Wurzeln in Chemnitz liegen, wie die Generaldirektorin der städtischen Kunstsammlungen, Florence Thurmes, sagt. In der Stadt wuchsen auch seine späteren Künstlerkollegen Ernst Ludwig Kirchner und Erich Heckel auf, die weiteren «Brücke»-Mitglieder Fritz Bleyl und Max Pechstein kamen aus dem nahegelegenen Zwickau. Auch Arbeiten der Künstlerkollegen werden in dem neuen Museum, das zu den Kunstsammlungen Chemnitz gehört, gezeigt. 

Interessierte seien eingeladen, hier den Anfängen der Brücke nachzuspüren und die Entwicklung der künstlerischen Handschrift Schmidt-Rottluffs an Originalen kennenzulernen, erklärt Thurmes. Das Haus und die Präsentation biete einen Perspektivwechsel, so Kuratorin Sabine Maria Schmidt. Er ermögliche, die Geschichte von Objekten und Kunstwerken an diesem Ort und von diesem Ort aus anders zu erzählen. 

Von einer "Künstlergedenkstätte zu einem großartigen Maler der Klassischen Moderne" spricht Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). Er erinnerte daran, dass Schmidt-Rottluffs Werke im Nationalsozialismus verfemt und sogar zerstört wurden. Die Eröffnung des neuen Museums sei ein besonderer Moment im Kulturleben von Chemnitz und werde weit über die Stadt hinaus ausstrahlen. 

Eröffnet wird das Karl-Schmidt-Rottluff-Haus am Sonntag (6. April) mit einem Festakt. Für Besucher ist es an diesem Tag von 15 bis 19 Uhr geöffnet. Ab 8. April hat es dann regulär geöffnet. (dpa)

Karl-Schmidt-Rottluff-Haus, Chemnitz, Eröffnung: Sonntag, 6. April, 15 bis 19 Uhr

Blick auf das restaurierte Karl-Schmidt-Rottluff-Haus (l) in Chemnitz
Foto: dpa

Blick auf das restaurierte Karl-Schmidt-Rottluff-Haus (l) in Chemnitz


Design-Ikonen und Fotografie in Hamburg

Die Bauhaus-Leuchte von Wilhelm Wagenfeld, Möbel von Charles und Ray Eames und Memphis-Design von Ettore Sottsass: Unter dem Titel "Hello Image. Die Inszenierung der Dinge" sind bis zum 12. April 2026 im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg zahlreiche bekannte Designklassiker aus der Sammlung des Museums sowie Leihgaben aus London, Paris und Mailand zu sehen. Die Ausstellung präsentiert in acht Kapiteln 18 Fallstudien, die zeigen, wie Design, Fotografie und Grafik seit 1925 in einem kreativen Dialog zusammenwirken.

Insgesamt werden mehr als 400 Objekte gezeigt, die beispielhafte Geschichten des Produkt- und Werbedesigns von den Anfängen des 20. Jahrhunderts bis heute veranschaulichen sollen. Ikonen der Mode von Martin Margiela und Issey Miyake sind ebenso vertreten wie bekannte Fotografien von Lucia Moholy und die umstrittenen Kampagnen des italienischen Fotografen Oliviero Toscani für United Colours of Benetton: In den 1980er- und 90er-Jahren regte er mit Themen wie Umweltschutz, Rassismus oder HIV zum Nachdenken an. (dpa)

"Hello Image. Die Inszenierung der Dinge", Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg, bis 12. April 2026

Klaus Wille "Hans Roericht, fotografiert vor den Prototypen des Stapelgeschirrs TC 100" (Detail), 1960
Foto: HfG-Archiv Museum Ulm

Klaus Wille "Hans Roericht, fotografiert vor den Prototypen des Stapelgeschirrs TC 100" (Detail), 1960


Discovery Art Fair in Köln

Bei der Discovery Art Fair ist manchmal die Farbe auf dem Bild noch nicht trocken, und das ist auch die Idee, denn hier soll ganz junge Kunst gezeigt werden, die ihren Markt erst finden muss. Dementsprechend ist dies keine Messe für etablierte Namen, sondern für Entdeckungen. Künstler und Künstlerinnen können hier sogar selbst einen Messestand mieten und in den Direktverkauf gehen. Aber auch Galerien finden sich natürlich in der imposanten Halle der XPost. Freundlich und kommunikativ, so will diese Messe sein, auf der das Publikum auf die Suche nach dem perfekten Bild fürs Wohnzimmer oder auch die Geschäftsräume gehen kann. Und wer weiß, vielleicht wird ja ein Museumsstück daraus.

Discovery Art Fair, Köln, bis 6. April 

Andreas J. Botzian "Müll_Urlaub_3754", 2019
Foto: © the artist

Andreas J. Botzian "Müll_Urlaub_3754", 2019


Glasmalereien aus Kiew in Köln

Mittelalterliche Glasmalereien aus dem Khanenko Museum in Kiew sind nun ein Jahr lang in Köln zu sehen. Unter dem Titel "Licht in dunklen Zeiten" zeigt das Museum Schnütgen eine Auswahl an Kunstwerken, die vor einer Zerstörung durch den Krieg gerettet werden konnten. "Russland will auch das Kulturerbe der Ukraine entwerten", sagte die Direktorin des Khanenko Museums, Yuliya Vaganova. 

Bereits kurz nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine 2022 sei das Museum durch einen Raketeneinschlag in unmittelbarer Nähe in Mitleidenschaft gezogen worden. Viele Kunstwerke konnten gerade noch rechtzeitig gesichert werden, darunter auch die Glasmalerei-Sammlung, die durch Erschütterungen besonders gefährdet ist. Zwölf der Malereien wurden im vergangenen Dezember unbeschadet nach Köln gebracht. Die Ausstellung im Schnütgen sei nicht nur ein Beitrag zur Rettung der europäischen Kulturgüter, sondern auch ein Zeichen der Solidarität und Freundschaft mit der Ukraine, sagte Kuratorin Manuela Beer.

Die acht ausgestellten Kunstwerke umfassen Kirchenfenster und Kabinettscheiben aus Europa, etwa ein Bild des Apostels Paulus aus der Kathedrale von Soisson aus dem 13. Jahrhundert oder die aus Flandern stammende Malerei "Pfingstwunder" (1540). 

Nach Ende der Ausstellung sollen die Werke in der Kölner Dombauhütte restauriert werden. Denn sie weisen laut Beer zum Teil Risse oder andere Beschädigungen auf, die jedoch bereits vor dem Krieg entstanden seien. In die Ausstellung einbezogen sind Glasmalereien aus dem Bestand des Museum Schnütgen und der Peter und Irene Ludwig-Stiftung. Die insgesamt 30 Werke sind bis zum 12. April 2026 zu sehen. (dpa)

Licht in dunklen Zeiten, Museum Schnütgen, Köln, bis 12. April 2026

Ausstellung "Licht in dunklen Zeiten", Museum Schnütgen, Köln, 2025
Foto: Oliver Berg/dpa

Ausstellung "Licht in dunklen Zeiten", Museum Schnütgen, Köln, 2025


Schätze aus dem Depot in Lübeck

Einen Blick in die normalerweise verschlossenen Depots der Lübecker Kunstsammlungen können interessierte Besucher von Sonnabend an in der Lübecker Kunsthalle St. Annen werfen. Unter dem Titel "Verlagert. Die Kunst in Bewegung" sind dort bis 10. August Kunstschätze aus den Museumsdepots zu sehen. Das Spektrum reicht nach Angaben des Lübecker Museumsverbundes von der Malerei des 19., 20. und 21. Jahrhunderts über Skulpturen der Moderne und der Gegenwart bis zu kuriosen Objekten, wie einem signierten Kissen von Andy Warhol.

Ein Highlight der Ausstellung ist den Angaben zufolge der Silberschatz des St. Annen-Museums, eine Sammlung sakraler Gegenstände, die für die einstige Klosterkirche geschaffen wurde und über Jahrhunderte in den Depots verborgen war. Auch eine Grafik von Ludwig Richter - ein Geschenk an das Museum Behnhaus Drägerhaus aus dem Jahr 2017 - soll jetzt erstmals öffentlich gezeigt werden.

Hintergrund der Ausstellung ist der geplante Umzug der Museumsdepots. Die Kunstwerke wurden bislang im Dachgeschoss des St. Annen-Museums, eines ehemaligen Klostergebäudes, gelagert. Sie sollen jetzt in ein neues Depot gebracht werden, wo sie besser geschützt sind. Vor dem Umzug sollen die Kunstwerke noch einmal der Öffentlichkeit präsentiert werden. (dpa)

"Verlagert. Die Kunst in Bewegung", Kunsthalle St. Annen, Lübeck, 5. April bis 10. August, Eröffnung: 4. April, 19 bis 23 Uhr

Ausstellungsansicht "Verlagert. Die Kunst in Bewegung", Kunsthalle St. Annen, Lübeck, 2025
Foto: dpa

Ausstellungsansicht "Verlagert. Die Kunst in Bewegung", Kunsthalle St. Annen, Lübeck, 2025


Felka Platek in Osnabrück

Drei bislang unbekannte Bilder von Felka Platek, der Ehefrau des in Auschwitz ermordeten Malers Felix Nussbaum, sind künftig in Osnabrück zu sehen. Die Bilder zeigen Porträts von Mitgliedern einer mit dem Künstlerehepaar befreundeten Familie. Die hatte die Malerin und den Maler vor ihrer Deportation ins Vernichtungslager in ihrer Brüsseler Wohnung vor den Nationalsozialisten versteckt, sagte die Kuratorin des Nussbaum-Hauses, Anne Sibylle Schwetter. Die Bilder sind ab sofort für die Öffentlichkeit zugänglich.

Eine Nachfahrin der Familie, Maryvonne Collot, schenkte dem Museum nun die Bilder. Auf den Porträts sind Augustine Collot, ihr Sohn Albert und ihre Tochter Yvonne Giboux zu sehen. Die Familie Giboux-Collot hatte offenbar dem Künstlerpaar das Souterrain ihres Hauses in den Jahren 1943/44 für etwa zehn Monate als Versteck angeboten. Das Bild der Augustine Collot sei datiert auf Juni 1943, auch die beiden anderen Bilder dürften in dieser Zeit entstanden sein.

Das Künstlerpaar lebte vor der Deportation versteckt in Brüssel. Bislang sei angenommen worden, dass sie von März 1943 an in der Brüsseler Rue Archimède 22 lebten und die Räume der Familie Giboux-Collot nur als Atelier nutzten. Aufgrund der Berichte von Maryvonne Collot müsse jetzt davon ausgegangen werden, dass beide Künstler auch in der Wohnung lebten, sagte Schwetter. In den Jahren 1943 und 1944 entstanden die berühmten Hauptwerke des in Osnabrück geborenen Malers Nussbaum, unter anderem das "Selbstporträt mit Judenpass". Offenbar habe sich Nussbaum in den letzten Monaten seiner Zeit in Brüssel sehr viel öfter in der Stadt bewegt als bislang angenommen, erklärte Schwetter. Auch dass das Ehepaar mit einer Brüsseler Familie offenbar befreundet war, sei eine neue Information.

Die Familie Giboux-Collot lebte laut Maryvonne Collot auch nach der Verhaftung und Ermordung Nussbaums und Plateks 1944 noch mit den Bildern der Künstler. Das geht aus Familienfotos aus den 1960er Jahren hervor. Der Brüsseler Kunsthändler Willy Billestraet war mit Yvonne Giboux liiert. Er hatte in den 1970er Jahren einen Großteil der Werke Nussbaums dem Osnabrücker Museum zum Kauf angeboten, aber nie von der Familie erzählt. 

Von Felka Platek waren bislang nur etwa 35 Werke bekannt, die den Holocaust überstanden haben. 30 davon befinden sich im Bestand des Osnabrücker Felix-Nussbaum-Hauses, sagte Museumsdirektor Nils-Arne Kässens. Dazu seien nun diese drei neuen Bilder hinzugekommen. Die Forschung zu Leben und Arbeit von Felka Platek stehe noch ganz am Anfang, sagte Schwetter. (dpa)

Felka Platek, Museumsquartier Osnabrück, bis 11. Mai

Nils-Arne Kässens (l-r), Direktor des Felix-Nussbaum-Hauses in Osnabrück, mit Maryvonne Collot und der Kuratorin des Museums, Anne Sibylle Schwetter, neben bislang unbekannten Gemälden der Malerin Felka Platek
Foto: Hermann Pentermann/Felix-Nussbaum-Haus

Nils-Arne Kässens (l-r), Direktor des Felix-Nussbaum-Hauses in Osnabrück, mit Maryvonne Collot und der Kuratorin des Museums, Anne Sibylle Schwetter, neben bislang unbekannten Gemälden der Malerin Felka Platek


Friedensreich Hundertwasser in Osnabrück

Einen Eindruck in die künstlerische Welt von Friedensreich Hundertwasser bietet in den kommenden Monaten das Museumsquartier Osnabrück. Vom 6. April bis zum 31. August sind rund 80 Werke des im Jahr 2000 gestorbenen österreichischen Künstlers zu sehen, darunter Grafiken, Original-Poster, Architekturmodelle, Fotografien, Bücher und Filmmaterial, wie das Museum mitteilte. Die Auswahl unter der Überschrift "Paradiese kann man nur selber machen" solle das breite Panorama des Schaffens von Hundertwasser darstellen.

Hundertwasser, 1928 in Wien geboren, stehe wie kaum ein anderer Künstler für eine Vision, die Natur, Kunst und Mensch miteinander in Einklang bringen wolle, hieß es. Der Künstler habe sich für ein Leben des Menschen in Harmonie mit der Natur und der individuellen Kreativität eingesetzt. Seine Werke sind geprägt von bunten Farben, geschwungene Linien und märchenhafter Architektur.

Seine Appelle, ökologischen und gesellschaftskritischen Positionen seien noch immer relevant. Hundertwasser wolle die Menschen für das Schöne öffnen und ihre schöpferischen Fähigkeiten aktivieren. Es sei ihm auch um das Bewusstsein für die Natur und die Notwendigkeit ihres Schutzes gegangen, so eine Museumssprecherin. 

Die Besucherinnen und Besucher können an interaktiven Stationen selbst kreativ werden. Besonders Familien, Kinder und Jugendliche sollen sich ermuntert fühlen, Hundertwassers Appell zu kreativem Schaffen und Denken nachzukommen. "Warum man die Kinder nicht malen lässt am Trottoir ihre Figuren und an den Wänden und Mauern der Straßen ihre Linien zeichnen? ... Lasst die Kinder sprechen..." Dieses Zitat des Künstlers sei der Leitgedanke der Ausstellung, die gemeinsam mit der Ernst Barlach Museumsgesellschaft Hamburg erstellt wurde.(dpa)

Friedensreich Hundertwasser "Paradiese kann man nur selber machen", Museumsquartier Osnabrück, 6. April bis 31. August

Installationsansicht "Friedensreich Hundertwasser – Paradiese kann man nur selber machen", Museumsquartier Osnabrück, 2025
Foto: dpa

Installationsansicht "Friedensreich Hundertwasser – Paradiese kann man nur selber machen", Museumsquartier Osnabrück, 2025


Kunstmesse Art Paris in Paris

Die Art Paris ist eine Messe mit lokalem Schwerpunkt, rund 60 Prozent der ausstellenden Galerien kommen aus Frankreich. Ein Profil, das sie jetzt noch schärfen kann angesichts der Tatsache, dass die größere Art Basel Paris im Herbst verstärkt auf das Internationale setzt. Die rund 170 Galerien, die vom 3. bis 6. April bei der Art Paris ihr Angebot im prachtvoll renovierten Grand Palais zeigen, kommen trotzdem aus 25 Ländern – internationales Flair bietet zum Beispiel die neue Sektion "Promises", die unter anderem junge Galerien aus Südafrika, Singapur, Japan und Guatemala präsentiert. Eine kuratierte Ausstellung richtet außerdem ein Augenmerk auf figurative Malerei – diesmal wieder aus Frankreich.

Art Paris, bis 6. April

Almine Rech: KAREL APPEL „Couple“, 1959
Foto: Dan Bradica, Courtesy of the artist and Almine Rech, © Karel Appel / ARS 2025 und VG Bild-Kunst

Almine Rech: KAREL APPEL „Couple“, 1959

 

Hans Ticha und Lyonel Feininger in Quedlinburg

Mit der neu arrangierten Dauerausstellung ausgewählter Werke des Namensgebers startet das Museum Lyonel Feininger in Quedlinburg in das Ausstellungsjahr. Das nach eigenen Angaben weltweit einzige Museum zu Ehren des Malers, Grafikers und Bauhaus-Schaffenden Lyonel Feininger (1871-1956) öffnet nach einer dreimonatigen Schließung wieder seine Türen für Besucherinnen und Besucher, wie das Museum mitteilte. 

In dem Ausstellungshaus in der Unesco-Welterbestadt im Harz würden in Etappen immer wieder diverse Baumaßnahmen realisiert. "Wir befinden uns da in einer Art Dauerschleife", sagte Museumsdirektorin Adina Rösch der Deutschen Presse-Agentur. Es gehe um technische Erneuerungen und verschiedene Malerarbeiten. Höhepunkt der neuen Dauerpräsentation "Lyonel Feininger. Meister der Moderne" sei das Gemälde "Stiller Tag am Meer III". Es werde als private Leihgabe aus New York erwartet und soll Rösch zufolge in den kommenden Tagen eintreffen. Im kommenden Jahr soll es anlässlich des 40-jährigen Gründungsjubiläums des Museums dann eine neue Dauerausstellung geben. Ab 12. April würdigt das Museum den Maler und Illustrator Hans Ticha, der im September seinen 85. Geburtstag feiert. Die Retrospektive "Kugel. Kegel. Körperkult." widmet sich der für Ticha typischen Formsprache, wie es hieß. "Ticha war einer der bedeutendsten Pop-Art-Künstler der DDR", sagte Rösch.

Mehr als 100 Bücher, darunter Werke von Brecht, Kästner und Tucholsky, habe er illustriert. Das Museum Lyonel Feininger zeigt den Angaben zufolge nicht nur Illustrationen und andere Bucharbeiten, sondern auch Gemälde Tichas. Die Sonderausstellung soll bis 8. September präsentiert werden.

Kleine Kreative kommen ab 26. April bei der Mitmachausstellung "Prisma! Prisma!" auf ihre Kosten. "Hier geht es um Licht, Farbe und Bewegung", erklärte die Museumschefin. "Optische Phänomene, Farbwahrnehmungen und visuelle Experimente rücken bei diesem interaktiven Format für Kinder ab sechs Jahren in den Mittelpunkt." Alle Sinne würden angesprochen, hieß es. (dpa)

"Hans Ticha: Kugel. Kegel. Körperkult" und  "Lyonel Feininger. Meister der Moderne", Museum Lyonel Feininger, Quedlinburg, bis auf weiteres

Museum Lyonel Feininger in Quedlinburg
Foto: Matthias Bein

Museum Lyonel Feininger in Quedlinburg


Tatiana Trouvè in Venedig 

Tatiana Trouvé hat ein Interesse für Architektur, das nicht auf Ästhetiken fokussiert, sondern auf unterschwellige Spannungen, auf eine unsichtbare Explosivität und latente Unheimlichkeit. Die Moderne mit ihrer vorgeblichen Transparenz und Klarheit ist für sie ein Spielort, an dem sie gekonnt künstlerische Kabelbrände legt, um unter den perfekten Oberflächen langsam alles zum Durchschmoren zu bringen. Die in Italien geborene, im Senegal aufgewachsene und in Frankreich lebende Künstlerin war bislang hauptsächlich in französischen Institutionen und bei ihrer Galerie Gagosian gezeigt worden. Dass der Megasammler François Pinault sie nun im Palazzo Grassi ausstellt, lässt den Funken dieser beeindruckenden Bildhauerin hoffentlich auf ein neues Publikum überspringen – und nicht nur auf die Besucherinnen und Besucher der Architekturbiennale, die im Mai in Venedig beginnt.

Tatiana Trouvé "The Strangle Life of Things", Palazzo Grassi, Venedig, 6. April bis 4. Januar 2026

Tatiana Trouvé "Somewhere In The Solar System“, 2017
Foto: Courtesy of the artist, © Tatiana Trouvé, by SIAE 2024 and VG Bild-Kunst, Bonn 2025

Tatiana Trouvé "Somewhere In The Solar System“, 2017


Francesca Woodman in Wien 

Bereits als 13-Jährige schuf Francesca Woodman (1958–1981) ihr erstes Selbstporträt – und ihr letztes mit 22. Sie starb in einem Alter, in dem andere ihr Kunststudium beginnen. Die US-Fotokünstlerin hinterließ ein Œuvre, in dem sich Verspieltheit mit Lust an visuellen Metaphern und feinem Gespür für fotografische Inszenierung paart. Woodmans Bilder zeugen von der Suche nach Identität und der Herausforderung, einen Platz in der Welt zu finden. In der Kunstgeschichte ist sie posthum angekommen. 2011 würdigte das San Francisco Museum of Modern Art Woodman mit einer Soloausstellung, die dann vom New Yorker Guggenheim Museum übernommen wurde, 2015 folgten unter anderem das Moderna Museet, Stockholm und das C/O Berlin. Nun zeigt die Wiener Albertina Werke der Künstlerin aus der Sammlung Verbund, in der sich viele ihre Arbeiten befinden.

Woodman wurde als Tochter eines Künstlerehepaars in Denver geboren, studierte an der renommierten Rhode Island School of Design, lebte in Rom und New York und fotografierte während ihrer künstlerischen Laufbahn fast ausschließlich sich selbst. Heute wird ihr Werk als das einer Performancekünstlerin gelesen, deren Selbstporträts Stationen eines kontinuierlichen Prozesses sind, der über konkrete Bildfindungen hinausreicht. Woodman erkundete die Welt mit allen Sinnen, kroch über den Boden, inszenierte sich in schäbigen Räumen oder in freier Natur. Dabei kamen surrealistische Elemente, Requisiten wie eine Gesichtsmaske aus Gips zum Einsatz, die Woodmans Scham bedeckt, während ihr eigener Kopf außerhalb des Bildausschnitts liegt. Sie experimentierte mit Belichtung und Unschärfe und arbeitete sehr bewusst mit kunsthistorischen Reverenzen.

Woodman schätzte etwa André Breton für seine Fähigkeit, Worte und Bilder zu verbinden, auch setzte sie sich in ihrem späteren Werk mit klassischen Aktdarstellungen auseinander. Woodmans Kunst zielte nie aufs Definitive, sie wirkt wie die vage Erinnerung an einen Traum, der einen verwundert zurücklässt. Dieses Nicht-Wissen, diese Ehrlichkeit und Verletzlichkeit machen ihre Bilder auch heute noch relevant. Denn Woodmans Selbstinszenierung hatte nicht den Zweck, sie im besten Licht darzustellen, wie man es im Social-Media-Zeitalter gewohnt ist. Sondern sie hatte in der Kamera ein machtvolles Werkzeug zur Selbsterkundung gefunden.

Francesca Woodman, Albertina, Wien, bis 6. Juli

Francesca Woodman "From Polka Dots or Polka Dots from the Polka Dots series", 1976
Foto: SAMMLUNG VERBUND, Wien © Woodman Family Foundation / Bildrecht, Wien 2025

Francesca Woodman "From Polka Dots or Polka Dots from the Polka Dots series", 1976