Tipps & Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Berlin, Frankfurt am Main, Graz, Krefeld, Marktoberdorf, München, Stuttgart, Wien und Wismar

 

Pol Tabouret in Berlin

Der junge französische Künstler vereint Gegensätze in seiner Kunst. Seine Werke bewegen sich zwischen klassischer Malerei und Airbrush-Look, daneben bezieht Taburet Elemente US-amerikanischer Subkultur sowie Mythen seiner karibischen Herkunft ein. In seiner ersten Einzelausstellung in Deutschland bespielt er den Berliner Schinkel Pavillon mit neuen Malereien und Bronzeskulpturen, in einer speziell für die Räumlichkeiten konzipierten Szenografie. Ausgangspunkt ist die Legende von Papa Tonnerre, die um Hexen, die Bürde von Geheimnissen und um Verrat kreist. 

Pol Tabouret "The Burden of Papa Tonnerre", Schinkel Pavillon, Berlin, 29. März bis 13. Juli. Eröffnung 28. März , 18 bis 22 Uhr

Pol Tabouret
Foto: Romain Darnaud

Pol Taburet "A man, a wolf trap and a stone in a room", 2025


Installation "Skalar" in Berlin

Die international gefeierte Lichtinstallation "Skalar" des Lichtkünstlers Christopher Bauder und des Musikers Kangding Ray ist wieder in Berlin zu sehen. Das audiovisuelle Kunstwerk aus 65 motorisierten Spiegeln und 90 Scheinwerfern wird in einer neuen Ausstellungshalle auf dem Gelände des Museums Dark Matter im Ortsteil Rummelsburg präsentiert. Bekannt ist Bauder unter anderem für die Installation "Lichtgrenze", bei der er im Jahr 2014 zum 25. Jahrestag des Mauerfalls zusammen mit seinem Bruder Marc den innerstädtischen Verlauf der Berliner Mauer nachzeichnete. Bei "Skalar" entstehen architektonische Skulpturen aus Licht mit 45 Metern Länge, 20 Metern Breite und zehn Metern Höhe. Nach einer Erstaufführung 2018 in Berlin wurde die Installation in Amsterdam, Mexiko-Stadt, Riad, Zürich und Detroit gezeigt. Mit der Installation wird den Angaben zufolge die Ausstellungshalle Transformator eingeweiht, die in einer historischen Stahlträgerhalle untergebracht ist. Das Museum Dark Matter wurde von Christopher Bauder selbst ins Leben gerufen. (dpa)

"SKALAR. Reflections on Light & Sound", Dark Matter, Berlin, bis 14. September

Audiovisuelle Kunstinstallation "Skalar" in Berlin
Foto: dpa

Audiovisuelle Kunstinstallation "Skalar" in Berlin


Performance-Festival in Frankfurt am Main

Unter dem Titel "Body and Building" findet in der Schirn Kunsthalle Frankfurt am Main dieses Wochenende ein dreitägiges Performance-Festival statt. Wegen der Sanierung des Stammhauses am Römer im Herzen der Stadt werden alle Ausstellungen bis 2027 in ein vorübergehendes Quartier im Stadtteil Bockenheim ziehen. Dies bietet die Möglichkeit, die meist verdunkelten, mit Rigips-Wänden unterteilten Räume im Haupthaus noch einmal neu zu erleben. 

Sebastian Baden, Direktor der Schirn Kunsthalle äußerte sich folgendermaßen: "Für diese performative Ausstellung wurden alle nördlichen Fenster der langen Galerie der Schirn zum Tageslicht geöffnet. So präsentieren wir in einzigartigem Setting eine der wichtigsten Kunstformen der Gegenwart. Es ist eine einmalige Gelegenheit, einige der einflussreichsten Performance-Künstler:innen unserer Zeit live zu erleben und die Architektur der Schirn vor ihrer anstehenden energetischen Sanierung neu zu sehen. Das Performance-Festival markiert zugleich den Auftakt dieser Schirn-Transformation und unseres temporären Umzugs nach Frankfurt Bockenheim."

Insgesamt werden 14 Performances zu sehen sein, dazu gibt es eine Videosektion, Paneldiskussionen und Künstlergespräche. Tickets gibt es auf der Website des Hauses, sowie vor Ort.

"Body and Building", Schirn Kunsthalle, Frankfurt am Main, bis 30. März

Lili Reynaud-Dewar "I want all of the above to be the sun (Mac Montreal"), 2023, Videoperformance, Filmstill
Foto: © die Künstlerin

Lili Reynaud-Dewar "I want all of the above to be the sun (Mac Montreal"), 2023, Videoperformance, Filmstill


Stimmen in Graz

Mit einem Urschrei fängt es an – der Stimme der berühmten Performancekünstlerin Marina Abramović. Die Ausstellung "Freeing the Voices" im Kunsthaus Graz versammelt weitere menschliche Stimmen, aber auch die einer Mücke. Warum eine Ausstellung über Stimmen? In einer krisenhaften Zeit hat sich um uns eine Kultur des Schweigens ausgebreitet. Zugleich sind wir – ebenso problematisch – einem uns überwältigenden Informationsrauschen ausgesetzt. Sprechen, aber auch Schreien und Murmeln können Akte der Befreiung aus der Unmündigkeit sein, davon sind die Kunstschaffenden der Schau überzeugt, darunter Lawrence Abu Hamdan, Valie Export, Anna Jermolaewa, Katalin Ladik, Selma Selman, Mladen Stilinović, Nora Turato und Tao G. Vrhovec Sambolec, von dem die genannte Mücken-Arbeit stammt. 

"Freeing the Voices", Kunsthaus Graz, bis 24. August

Selma Selman "You Have No Idea (Election Day 2020)", 2020
Foto: Hatum Cesar Saenz Painemilla

Selma Selman "You Have No Idea (Election Day 2020)", 2020


Ortsspezifische Kunst in Krefeld

Seit 1955 ist das Krefelder Haus Lange als ein Ort bekannt, an dem zeitgenössische und moderne Architektur aufeinandertreffen. 1981 kam das ebenfalls Ende der 1920er von Ludwig Mies van der Rohe erbaute Haus Esters dazu. Bis heute sind die Gebäude Anlass für ortsspezifische Werke. In einer gemeinsamen Ausstellung können nun die oft vergessenen temporären Projekte wiederentdeckt werden, von Lara Almarcegui, Daniel Buren, Christo, Elmgreen & Dragset, Hans Haacke, Anna K.E., Yves Klein, Claes Oldenburg, Lawrence Weiner, Andrea Zittel und anderen international renommierten Kunstschaffenden.

"Teilweise möbliert, exzellente Aussicht." Haus Lange & Haus Esters, Krefeld, bis 21. September

Ausstellungsansicht "Teilweise möbliert, exzellente Aussicht", Haus Lange, Kunstmuseum Krefeld, 2025
Foto: Dirk Rose © VG Bild-Kunst, Bonn, 2025

Ausstellungsansicht "Teilweise möbliert, exzellente Aussicht", Haus Lange, Kunstmuseum Krefeld, 2025


Caroline Achaintre in Marktoberdorf

Gleichzeitig vertraut und fremd wirken die hybriden Wesen in Wolle oder Ton, mit denen uns die französische Künstlerin Caroline Achaintre konfrontiert. Die Gestalten der Wahl-Londonerin lassen an Masken, expressionistische Formen sowie mitunter an europäische Karnevalstraditionen denken. Das Künstlerhaus Marktoberdorf zeigt nun einen Querschnitt von Tapisserien und Keramiken Achaintres, die ein weites Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne ausmisst und virtuos auf der Klaviatur des Unheimlichen spielt.

Caroline Achaintre "Shapeshifter", Künstlerhaus Marktoberdorf, bis 25. Mai

Caroline Achaintre "GUMS", 2024
Foto: Annabel Elston

Caroline Achaintre "GUMS", 2024


Hokusais "Große Welle" in München

Japanische Farbholzschnitte bekannter Künstler sind zur Zeit in der Bayerischen Staatsbibliothek zu sehen. Darunter sei auch das berühmteste Werk dieser Kunstform, "Große Welle" von Katsushika Hokusais (1760–1849). Bis zum 6. Juli zeigt die Bibliothek in München in der Ausstellung "Farben Japans" mehr als 130 Exponate. Darunter seien aufwendig illustrierte Bücher und eindrucksvolle Einblattdrucke, auch von Künstlern wie Kitagawa Utamaro, Utagawa Hiroshige, Tsukioka Yoshitoshi oder Kawase Hasui. 

Die Kunstform entstand nach Angaben der Staatsbibliothek in Japan im 18. Jahrhundert. Mitte des 19. Jahrhunderts erwachte das Interesse an den farbenprächtigen Werken auch in Europa und Nordamerika. Die Bilder zeigen idyllische Landschaften, Städte und Theaterszenen, aber auch Menschen, Pflanzen und Tiere. 

Die Staatsbibliothek hat in ihrer Japan-Sammlung nach eigenen Angaben rund 90.000 gedruckte Bände, 100 Handschriften und 1.000 Einblattdrucke. Mehr als 300 Farbholzschnitte seien bereits in den Digitalen Sammlungen einsehbar. Die Werke reichen bis ins 20. Jahrhundert.

Hokusais "Große Welle" (eigentlich "Unter der Welle im Meer von Kanagawa") zählt ebenso dazu wie seine Werke "Sommergewitter am Fuße des Berges" und "Südwind, klares Wetter". Alle drei stammen den Angaben zufolge aus der Holzschnittserie "Sechsunddreißig Ansichten des Berges Fuji", die ab 1830 erschien. (dpa)

"Farben Japans – Holzschnitte aus der Sammlung der Bayerischen Staatsbibliothek" Bayerische Staatsbibliothek, München, bis 6. Juli

Die Bilder (l-r) "Südwind, klares Wetter", "Unter der Welle im Meer vor Kanagawa (Große Welle)" und "Sommergewitter am Fuße des Berges" von Katsushika Hokusai sind in der Staatsbibliothek in der Ausstellung "Farben Japans" zu sehen
Foto: Sven Hoppe/dpa

Die Bilder (l-r) "Südwind, klares Wetter", "Unter der Welle im Meer vor Kanagawa (Große Welle)" und "Sommergewitter am Fuße des Berges" von Katsushika Hokusai sind in der Staatsbibliothek in der Ausstellung "Farben Japans" zu sehen


Feministische Avantgarde in Stuttgart

In den 1970ern engagierte sich eine Reihe von Fotografinnen in der feministischen Avantgarde, um die Rolle der Frau in Kunst und Gesellschaft radikal infrage zu stellen. Zu den wichtigsten Sammlungen zu diesem Thema zählt die fotografische Kollektion des österreichischen Energiekonzerns Verbund. Auf Werke aus dieser Sammlung, von Renate Bertlmann, Judy Chicago, Valie Export, Birgit Jürgenssen, Karin Mack, Ulrike Rosenbach, Martha Rosler oder Cindy Sherman, greift nun mit 140 Exponaten die Ausstellung "Stand up!"  in der Staatsgalerie Stuttgart zurück. Die Fotos sind offensiv, provokant, ironisch oder poetisch – und haben an Aktualität nichts eingebüßt. 

"Stand Up! Feministische Avantgarde. Werke aus der Sammlung Verbund, Wien" Staatsgalerie Stuttgart, bis 22. Juni

Karin Mack "Bügeltraum" (aus der 4-teiligen Serie), 1975/2019
Foto: © Karin Mack / VG Bild-Kunst, Bonn 2025 / SAMMLUNG VERBUND, Wien

Karin Mack "Bügeltraum" (aus der 4-teiligen Serie), 1975/2019


Egon Schiele in Wien

Von "der gewaltigsten Zeit, die die Welt je gesehen hat", schrieb Egon Schiele in einem Brief an seine Schwester Edith. "Was vor 1914 war, gehört zu einer anderen Welt – wir werden also immer in die Zukunft schauen." Jetzt widmet sich das Wiener Leopold Museum den Werken des Künstlers, die in dieser Phase entstanden. Schiele, der 1918 nur 28-jährig starb, gab zu Beginn des Ersten Weltkriegs seine formalen Experimente sukzessive auf. Sein Strich beruhigte sich, wurde fließender und organischer,und die Dargestellten gewannen an körperlicher Fülle. Die Schau ermöglicht zudem durch die Einbindung zeitgenössischer Archivalien – wie dem bislang unveröffentlichten Tagebuch von Edith Schiele – neue Einblicke in diese Zeit. 

Egon Schiele "Zeiten des Umbruchs. Egon Schieles letzte Jahre: 1914–1918", Leopold Museum, Wien, bis 13. Juli

Egon Schiele "Bildnis des Malers Albert Paris von Güterslo", 1918
Foto: The Minneapolis Institute of Art, Minnesota, Schenkung der P. D. McMillan Land Company

Egon Schiele "Bildnis des Malers Albert Paris von Güterslo", 1918


Raumwunder in Wismar

Die Leichtbau-Konstruktion hat als Raumwunder und in der DDR als schnelle Lösung für die Überbrückung baulicher Engpässe gegolten. Knapp 60 Jahre nach ihrer Erfindung sind die Raumerweiterungshallen, die bis 1989 in Boizenburg an der Elbe gefertigt wurden, reif für das Museum. 

Das Technische Landesmuseum Phantechnikum widmet der Ziehharmonikahalle und ihrem Erfinder Helmuth Both seine jüngste Sonderausstellung. Sie steht unter dem Motto "Mobile Architektur, Temporärer Raum, Fliegender Bau – Die Raumerweiterungshallen (REH)", entstand in Kooperation mit dem Archiv der Hochschule Wismar und ist noch bis Anfang November zu sehen. Kern der Ausstellung ist ein früheres Messemodell im Maßstab 1 zu 5. Eine Halle in Originalgröße steht bis heute auf dem Flugplatz Müggenburg am Stadtrand von Wismar. 

Nach Angaben des Museums wurden die Hallen, die sich aus mehreren ineinander verschiebbaren Segmenten zusammensetzen, zwischen 1966 und 1989 rund 3.500 Mal produziert. Sie waren maximal 16 Meter lang und konnten bis zu 128 Quadratmeter Grundfläche bieten. 

In der DDR kamen die mobilen Raumwunder, wie sie auch genannt wurden, vor allem als Kaufhalle, Kantine, Arbeiterunterkunft, aber auch als Kinosaal zum Einsatz. Den Angaben zufolge wurden die Hallen auch in die Sowjetunion, nach Holland und Guinea, in den Irak, den Jemen und nach Westberlin geliefert. Nach dem Zusammenbruch der DDR sei die Produktion eingestellt worden, auch weil normierte Container als mobile Alternativen zur Verfügung gestanden hätten. 

Begleitet werde die Ausstellung durch den Film "Lost Silverfish of Berlin", in dem der Regisseur Rory Ryder die Berliner Wohnungskrise thematisiere und Lösungsansätze aus der Architekturgeschichte zeige. Dazu gehöre auch die Raumerweiterungshalle als mögliche Notunterkunft, öffentliche Stätte oder temporäre Wohnung. (dpa)

"Mobile Architektur, Temporärer Raum, Fliegender Bau - Die Raumerweiterungshallen (REH)", Technisches Landesmuseum Mecklenburg-Vorpommern "Phantechnikum", bis 2. November

Blick in das Messemodell einer Raumerweiterungshalle aus den 1970er-Jahren im Maßstab 1:5
Foto: Jens Büttner/dpa

Blick in das Messemodell einer Raumerweiterungshalle aus den 1970er-Jahren im Maßstab 1:5