Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Berlin, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Freiburg, Leipzig und Wien


Festival MaerzMusik in Berlin

Das Berliner Festival MaerzMusik steht vor einer neuen Ausgabe. Mit der deutschen Erstaufführung des experimentellen Musiktheaters "Melencolia" von Brigitta Muntendorf und Moritz Lobeck soll am Freitagabend das zehntägige Festival für zeitgenössische Musik eröffnet werden, wie die Berliner Festspiele mitteilten. 

Bis zum 30. März stehen genreübergreifende Arbeiten zwischen Musik, Tanz und Performance auf dem Plan sowie Auseinandersetzungen mit Möglichkeiten der Klangerzeugung: Stimme, Perkussion und Blechblasinstrumente. Mehr als 230 Künstlerinnen und Künstler werden aus Ländern wie Australien, Frankreich, Großbritannien, Israel, Thailand und den USA erwartet. Einige Veranstaltungen sind laut Angaben der Berliner Festspiele bereits ausverkauft. 

MaerzMusik wird seit 2002 in Berlin organisiert. Das von Kamila Metwaly künstlerisch geleitete Festival folgte damals auf die 1969 in Ost-Berlin gegründete Musik-Biennale für zeitgenössische Musik. (dpa)

MaerzMusik, Berlin, bis 30. März

MELENCOLIA
© Anja Koehler / Bregenzer Festspiele

Brigitta Muntendorf und Moritz Lobeck "Melencolia", Aufführungsansicht Bregenzer Festspiele


Eva Aeppli und Jean Tinguely in Duisburg

Hier rattern und quietschen metallene Maschinen des Künstlers Jean Tinguely, dort ziehen ausdrucksstarke handgenähte Stofffiguren mit grotesken Seidenköpfen seiner ersten Ehefrau Eva Aeppli in den Bann: Mit einer Ausstellung über das gegensätzliche Schweizer Künstlerpaar spürt das Museum Lehmbruck in Duisburg ab Sonntag dem Wechselspiel von Mechanik und Menschlichkeit nach.

Mit mehr als 70 zum Teil raumgreifenden Arbeiten untersucht diese nach Museumsangaben erste umfassende Gemeinschaftsausstellung zu ihrem 100. Geburtstag (2. Mai) die offenkundigen Unterschiede, aber auch die gegenseitige Annäherung und Einflussnahme. 

Aeppli und Tinguely lernen einander in den 1940ern in Basel auf der Kunstgewerbeschule kennen und ziehen 1952 nach Paris, wo sie im Künstlerviertel Montparnasse ihre künstlerischen Karrieren begründen. Sie verbrachten 12 Jahre ihres Lebens miteinander, blieben auch danach einander freundschaftlich wie künstlerisch verbunden.

"Sowohl Tinguely als auch Aeppli erfanden etwas in der Kunst, was es zuvor nicht gegeben hat", sagt Söke Dinkla, Direktorin des renommierten Skulpturenmuseums Lehmbruck. Der gelernte Schaufensterdekorateur Tinguely setzt die bis dahin statische Kunst in Bewegung, in dem er motorisierte Maschinen aus Alltagsgegenständen, sich drehenden Rädern und Stahlgestellen baut.

Die im Vergleich weniger bekannte Aeppli habe mit ihren Figuren mit den charakterischen Seidenköpfen ebenfalls eine innovative Technik erschaffen: Die fein gearbeiteten Gesichter spiegeln menschlichen Schmerz und Verletzlichkeit, manchmal bis ins Groteske verzerrt. In Duisburg ist etwa eine 47 Figuren umfassende Gruppe überlebensgroßer Puppen zu sehen, die Münder zum stummen Protestschrei geöffnet. (dpa)

"Mechanik und Wirklichkeit: Jean Tinguely und Eva Aeppli", Lehmbruck Museum, Duisburg, 23. März bis 24. August

Das Kunstwerk von Eva Aeppli und Jean Tinguely mit dem Namen "Erdhexen" wird im Lehmbruck-Museum gezeigt
Foto: Christoph Reichwein/dpa / VG Bild-Kunst, Bonn 2025

Das Kunstwerk von Eva Aeppli und Jean Tinguely mit dem Namen "Erdhexen" wird im Lehmbruck-Museum gezeigt


Wang Bing in Düsseldorf

Der 1967 in der Provinz Shaanxi geborene Wang Bing zählt zur sogenannten sechsten Generation chinesischer Filmemacher, die für ihren harten Realismus bekannt ist. Seine Werke zeugen von tiefer Humanität und der Dringlichkeit, Film als Medium der Erinnerung und Aufzeichnung eines kollektiven Gedächtnisses zu nutzen. Wang Bings Soloschau in Düsseldorf ist in zwei Abschnitte geteilt  - Teil zwei von „The Weight of the Invisible“ findet vom 7. Juni bis zum 24. August statt. 

"Wang Bing: The Weight of the Invisible – Part I", Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf, bis 25. Mai

"Youth (Spring)", 2023, Filmstill
Copyright Gladys Glover/House on Fire/CS Prodution/ARTE France Cinéma/Les Films Fauves/Volya Films/ WANG Bing

"Youth (Spring)", 2023, Filmstill



Oskar Kokoschka in Essen

Unter dem Motto "Frau in Blau" zeigt das Museum Folkwang eine Ausstellung mit Bildern des Expressionisten Oskar Kokoschka, die von der Wiener Komponistin Alma Mahler inspiriert waren. Kokoschka (1886-1980) hatte Mahler 1912 in Wien kennengelernt und sich leidenschaftlich in sie verliebt, wovon zahlreiche Liebesbriefe und ihr gewidmete Bilder Kokoschkas zeugen. Jahre nach dem Ende der Verbindung hatte er eine lebensgroße Puppe Mahlers fertigen lassen, mit dieser gelebt und sie gemalt. Eines dieser Bilder ist "Frau in Blau" (1919), wie das Museum mitteilte.

Die Ausstellung vom 20. März bis zum 22. Juni zeige erstmals seit über 30 Jahre die von Mahler inspirierten Bilder Kokoschkas komplett in einer Ausstellung, so das Museum. Die über 30 Arbeiten stammten überwiegend als Leihgaben aus internationalen Sammlungen. (dpa)

"Oskar Kokoschka: Frau in Blau" Museum Folkwang, Essen, bis 22. Juni

Oskar Kokoschka "Frau in Blau", 1919
© Fondation Oskar Kokoschka / VG Bild-Kunst, Bonn 2025

Oskar Kokoschka "Frau in Blau", 1919


"Wohngemeinschaft der Demokratie" in Freiburg

Nach siebenjähriger Vorbereitung hat die Stadt Freiburg ein aus eigener Sicht bundesweit einmaliges Dokumentationszentrum zur Zeit des Nationalsozialismus eröffnet. In dem historischen Gebäude ist nicht nur der Erinnerungsort, sondern auch die Landeszentrale für politische Bildung untergebracht, um über die heutige Zeit aufzuklären, wie der parteilose Oberbürgermeister Martin Horn sagte. Diese Kooperation als "Wohngemeinschaft der Demokratie" sei etwas Außergewöhnliches.  

Das Freiburger Gebäude wurde 1936 als städtisches Verkehrsamt fertiggestellt und nun umgestaltet. Das Zentrum öffnet am Freitag erstmals für Besucherinnen und Besucher. Der Gemeinderat hatte 2018 beschlossen, die Einrichtung in der Universitätsstadt zu schaffen. Es wurden über 14 Millionen Euro investiert. 

Zu sehen ist eine Dauerausstellung zur Zeit des Nationalsozialismus, dabei wird der frühere Luftschutzkeller des Hauses einbezogen. In einem Innenhof stehen auf einem Kubus die Namen von Menschen aus der Region, die zwischen 1933 und 1945 verfolgt und ermordet wurden. Ein Bereich ist explizit den als jüdisch verfolgten Freiburgerinnen und Freiburgern gewidmet. (dpa)

Dokumentationszentrum Nationalsozialismus (DZNS), Freiburg, ab 21. März

Eine Armbanduhr von Ludwig Berthold aus dem KZ Dachau liegt im Dokumentationszentrum Nationalsozialismus
Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

Eine Armbanduhr von Ludwig Berthold aus dem KZ Dachau liegt im Dokumentationszentrum Nationalsozialismus


Bernhard Heisig in Leipzig

Zum 100. Geburtstag des Malers Bernhard Heisig gibt das Museum der bildenden Künste in Leipzig einen umfangreichen Einblick in sein Schaffen. Dabei stehen nicht nur seine Werke im Vordergrund, sondern es werden auch Fotografien präsentiert, die den Künstler in seinem Atelier in Leipzig zeigen. So solle den Besucherinnen und Besuchern auch die Person Bernhard Heisig nahegebracht werden, sagte Kurator Philipp Freytag. Heisig wurde am 31. März 1925 in Breslau geboren. 1949 begann er ein Studium an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB). Später gründete er dort die erste Malerei-Klasse. Heisig gilt somit als einer der Gründerväter der Malerei der Leipziger Schule. Der Künstler starb 2011.

In drei Räumen vereint die Ausstellung 15 Ölgemälde und 32 Druckgrafiken. Titelgebend für die Schau ist das 1985 geschaffene "Geburtstagsstilleben mit Ikarus". Mit dabei ist auch eines der berühmtesten Bilder Heisigs, ein Porträt des damaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt. 1986 hatte das Bundeskanzleramt den in der DDR arbeitenden Maler damit beauftragt - Schmidt hatte sich Heisig gewünscht.

Die Ausstellungsmacher haben die großformatigen Ölgemälde mit den kleineren Druckgrafiken gemischt. So hängen fünf Selbstbildnisse des Malers aus den 50er Jahren direkt neben dem Schmidt-Porträt. Es sei auch eines der Anliegen der Schau, den Druckgrafiker Heisig gegenüber dem Maler Heisig aufzuwerten, sagte Freytag. (dpa)

"Bernhard Heisig: Geburtstagsstilleben mit Ikarus", Museum der bildenden Künste Leipzig, bis 9. Juni

Dietulf Sander, Kurator im Museum der bildenden Künste in Leipzig, steht vor dem Ölgemälde "Als ich die Völkerschlacht malen wollte II"
Foto: Elisa Schu/dpa. VG Bild-Kunst, Bonn 2025

Dietulf Sander, Kurator im Museum der bildenden Künste in Leipzig, steht vor dem Ölgemälde "Als ich die Völkerschlacht malen wollte II"


Neues Fotozentrum in Wien

Im Herbst 2022 verlor das C/O Berlin seinen Hauptkurator Felix Hoffmann an die Stadt Wien, und das wollte etwas heißen, denn für was gibt jemand die Leitung eines der besten europäischen Häuser für Fotokunst auf? Das neue Foto Arsenal Wien ist die Antwort, es begann als Versprechen, und jetzt wird es eingelöst. Bis zu zwölf Ausstellungen jährlich sollen stattfinden. 

Der Fokus ist weit: eine Kombination aus jungen Talenten, unentdeckten Positionen und international renommierten Künstlerinnen und Künstlern aus den Bereichen Fotografie und Lens-Based Media. In der Eröffnungsausstellung im finalen Domizil im 3. Bezirk gegenüber dem Heeresgeschichtlichen Museum widmet sich "Magnum" der wichtigsten Fotoagentur aller Zeiten. "Wahrscheinlich kennt fast jede Person auf der Welt mindestens ein Foto aus dem Hause Magnum", sagt Felix Hoffmann. Die Genese dieses Erfolgs wird in der Schau untersucht. Lange Zeit war die Übermittlung von Nachrichten aus aller Welt vor allem Sache der Magazin-Fotografie. Neben den bekannten Bildern wie James Dean auf dem menschenleeren Times Square von Dennis Stock und Aufnahmen von Robert Capa oder Inge Morath werden auch seltene Einblicke in den Selektionsprozess gewährt, Kontaktbögen und bis dato unsichtbare Prozesse, die ein Bildikonisch werden lassen, gezeigt.

Aber nicht nur die Fotogeschichte, auch die aktuelle Arbeit der berühmtesten Fotoagentur der Welt ist Teil der Ausstellung, mit zeitgenössischen Bildern von Bieke Depoorter oder Rafał Milach. Von ihm stammt die abgebildete Nahaufnahme aus dem Jahr 2020: Trotz der Covid-19-Pandemie gingen die Menschen in Warschau spontan auf die Straße, um gegen die damalige Einschränkung des Abtreibungsrechts durch das rechtsgerichtete Verfassungsgericht zu protestieren.

"Magnum. A World of Photography", Foto Arsenal Wien, 22. März bis 1. Juni

Magnum-Mitglied RAFAŁ MILACH fotografierte 2020 Demonstrierende in Warschau
© Rafal Milach/Magnum Photos

Magnum-Mitglied RAFAŁ MILACH fotografierte 2020 Demonstrierende in Warschau