Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Berlin, Dessau, Frankfurt am Main, Hamburg, Seebüll, Wien und Wolfsburg


Ute und Werner Mahler in Berlin

Als Langzeitprojekt war die Reihe gar nicht geplant. Die Ostkreuz-Fotoschaffenden Ute und Werner Mahler ergänzen die Bilder eines Müllermeisters aus dem thüringischen Dorf Berka: Ute Mahlers Vater Ludwig Schirmer griff in den 1950ern als Autodidakt zur Kamera, um den Alltag seines Heimatorts zu dokumentieren. 1977 fotografierte Werner Mahler in Berka, ohne die Bilder seines Schwiegervaters zu kennen. 20 Jahre später entstand dort ein weiterer Zyklus, beauftragt, aber nie veröffentlicht vom "Stern". 2021 und 2022 schließlich fotografierte Ute Mahler in dem Ort. Nun zeigt die Berliner Akademie der Künste die vier Serien, insgesamt über 120 Fotos, die von Kontinuitäten und Veränderungen, von Wegziehen und Rückkehr erzählen. 

"Ein Dorf 1950-2022", Akademie der Künste, Hanseatenweg, Berlin, bis 4. Mai

Werner Mahler aus: "Ein Dorf", 1998
Foto: © Werner Mahler/Ostkreuz

Werner Mahler aus "Ein Dorf", 1998

 

Fotografien aus der späten DDR in Cottbus

In Cottbus gastiert eine Foto-Ausstellung über die späte DDR und die Umbruchszeit der frühen 1990er-Jahre. Die Ausstellung "An den Rändern taumelt das Glück" im Brandenburgischen Landesmuseum für moderne Kunst in Cottbus blicke auf eine Gesellschaft, deren innere Verfasstheit nach wie vor viele Fragen aufwirft, sagte ein Sprecher des Museums. Über 360 Fotografien sind zu sehen.

Die Schau zeigt unter anderem Werke renommierter Fotokünstler, die in der DDR lebten und arbeiteten, etwa Anselm Graubner, Einar Schleef, Gabriele Stötzer und Claus Bach. Ergänzt wird die Ausstellung mit Bildern ausländischer Fotografen, die das Land mit ihrer eigenen Perspektive dokumentierten. Die Ausstellung ist eine Übernahme des 2022 für die Kunstgalerie ACC Weimar entwickelten Konzeptes und endet in Cottbus am 11. Mai.

"An den Rändern taumelt das Glück", Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst, Cottbus, bis 11. Mai

Claus Bach, aus "Kopfkörper", 1989
Foto: © Claus Bach

Claus Bach, aus "Kopfkörper", 1989

 

Bauhaus und Spiritualität in Dessau

1925 zog das Bauhaus von Weimar nach Dessau und erlebte seine Blütezeit. Unter dem Motto "An die Substanz" wird das groß gefeiert. Der religiösen sowie mythisch überhöhten Aufladung und Verehrung des historischen Bauhauses widmet sich der Künstler Kang Sunkoo in einer neuen Ausstellung im Bauhaus Dessau. In der Exposition "Sakristei" setze der gebürtige Südkoreaner reliquienhafte Fragmente der Bauhausgeschichte künstlerisch in Szene, wie das Bauhaus Dessau mitteilte.

Mit seinen Kunstwerken aus Beton, Glas oder Metall befasst er sich mit der Moderne und ihrer Nähe zur Religion und lässt sie eine Beziehung mit Objekten aus der Sammlung der Stiftung Bauhaus Dessau eingehen. Die Installationen des 1977 geborenen Künstlers lassen den Werkstattflügel zu einer "zweischiffigen Kirche" werden, wie es hieß. Während der gesamten Ausstellung wird demnach komplett auf künstliche Beleuchtung verzichtet.

Kang Sunkoo wuchs im Rheinland auf und lebt heute in Basel in der Schweiz. Er hat Architektur studiert und arbeitete von 2011 bis 2019 für den Künstler Ai Weiwei in Berlin, mit dem er an der Universität der Künste lehrte. "Sakristei" ist Teil des 100-jährigen Jubiläums unter dem Motto "An die Substanz" anlässlich des Umzugs des Bauhauses 1925 von Weimar nach Dessau. Das Doppeljubiläum sei zwischen der Ankunft der Bauhäusler in Dessau 1925 und der Eröffnung des Bauhausgebäudes am 4. Dezember 1926 gespannt, hieß es. (dpa)

"Kang Sunkoo. Sakristei", Bauhaus Dessau, bis 19. Oktober

Das Bauhausgebäude in Dessau feiert 100 Jahre nach dem Umzug von Weimar nach Dessau mit einem großen Jubiläumsprogramm
Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Das Bauhausgebäude in Dessau feiert 100 Jahre nach dem Umzug von Weimar nach Dessau mit einem großen Jubiläumsprogramm

 

Wolfgang Stahr in Frankfurt am Main

Mit scharfem Blick und einem starken Fokus auf Licht und Stimmung fotografiert Wolfgang Stahr seine Wahlheimat Frankfurt. In der Galerie Peter Sillem werden seine meist menschenleeren Aufnahmen von Straßenszenen, Stadtraum- und Architekturbeobachtungen nun in der Soloausstellung "Sentiment Index" gezeigt. 

Der Architekturkritiker Niklas Maak schreibt dazu: "Wolfgang Stahr hat zwischen Bildverbot und Bildinflation einen neuen Weg gefunden, eine neue Ästhetik der Stadtwahrnehmung umrissen. Weil selten Menschen zu sehen sind, fällt der Blick auf die Materialien, aus denen Frankfurt besteht und die den besonderen Charakter der Stadt, ihren Ton, ihre historischen, sich überlagernden Schichten ausmachen." Trotz Härte der Flächen und Konstruktionen schafft Wolfgang Stahr Zwischenräume von poetischer Offenheit. "Sentiment Index", ein Gradmesser der Stimmung, könnte alle Skalierungen zwischen urbaner Melancholie und Großstadteuphorie bezeichnen. Tatsächlich meint der Begriff an der Börse ein Maß für die Laune der Anleger.

Schwerpunkte von Stahrs fotografischer Arbeit sind Porträts, Beziehungen zwischen Menschen und Orten und die Soziologie einer Stadt. Stahr fotografiert unter anderem für Monopol und wirkt regelmäßig in internationalen Zeitschriften mit. Seine Arbeiten wurden bereits in zahlreichen nationalen sowie internationalen Galerien und Institutionen ausgestellt. 

"Wolfgang Stahr: Sentiment Index", Galerie Peter Sillem, bis 5. April. Eröffnung: Freitag, 28. Februar, 18 bis 20 Uhr

Wolfgang Stahr "o.T." (FFM #1392), 2021
Foto: Wolfgang Stahr

Wolfgang Stahr "o.T." (FFM #1392), 2021

 

Lichtkunst in Greifswald

Für die aktuelle Schau mit Lichtkunstwerken als letzten Höhepunkt des Caspar-David-Friedrich-Jubiläums zieht die Stadt Greifswald eine positive Bilanz. "Wir rechnen eher mit 30.000 Menschen am Ende des Ausstellungszeitraums", teilte ein Sprecher der Stadt mit. Das seien dreimal so viele Menschen wie ursprünglich erwartet. "Wir sind wirklich überwältigt von dem positiven Feedback, welches wir bekommen."

Noch bis Sonntag können Menschen das Lichtkunstfestival "Shining Light" zu Ehren des Malers und berühmten Sohnes der Stadt, Caspar David Friedrich, erleben. Ab den Abendstunden leuchten in der Stadt entlang der historischen Wallanlagen acht Lichtkunstwerke: eine Art großes Feuer, leuchtende Vögel, Schmetterlinge oder zwei Meter hohe leuchtende Pusteblumen-Samen.

Es handelt sich um eine Zusammenarbeit mit der Light Art Collection Amsterdam (LAC), der nach Angaben der Stadt größten Sammlung von Lichtkunstwerken für den öffentlichen Raum. Die Sammlung sei aus einem Festival in Amsterdam hervorgegangen und schon in Athen, Brüssel, Hongkong, London, New York und Riad gezeigt worden.

"Caspar David Friedrich vermochte es wie kaum ein anderer Künstler, Licht zu studieren und verschiedene Lichtstimmungen in seiner Malerei einzufangen", schreibt die Stadt. Der Maler wäre im vergangenen Jahr 250 Jahre alt geworden. Das ganze Jahr hindurch waren ihm zahlreiche Veranstaltungen und Ausstellungen gewidmet. Nach Angaben von Oberbürgermeister Stefan Fassbinder (Grüne) wurden dadurch etwa eine halbe Million Besucher in die Stadt in Mecklenburg-Vorpommern gelockt. (dpa)

"Shining Light From Greifswald", Lichtkunstfestival zu "250 Jahre Caspar David Friedrich", Greifswald, bis Sonntag, 2. März

Masamichi Shimada "Butterfly Effect", Lichtkunstfestival, Greifswald, 2025
Foto: Stefan Sauer/dpa

Masamichi Shimada "Butterfly Effect", Lichtkunstfestival, Greifswald, 2025

 

Glitzer-Ausstellung in Hamburg

Einhörner und Stickeralben, Handyhüllen, Nagellack und Tanzschuhe: Glitzer findet man mittlerweile überall. Von Bill Kaulitz' Bühnenoutfit über rosa Einhörner bis zu Taylor Swifts funkelndem Body: Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg widmet als weltweit erstes Haus bis zum 26. Oktober eine komplette Ausstellung dem Thema Glitzer. "Glitzer ist das Lebensgefühl einer diversen Gesellschaft und ein Symbol für Zugehörigkeit und Willkommensein", sagte Direktorin Tulga Beyerle. Neben ästhetischen Aspekten beleuchtet die Ausstellung daher auch den Einsatz von Glitzer in politischen Kontexten. 

Gezeigt werden unter anderem ein rosa glitzerndes Mädchenzimmer der Hamburger Künstlerin Jenny Schäfer, Fotografien von Quil Lemons, Skateboards von Mickalene Thomas, GIFs von Molly Soda, Show-Perücken der Hamburger Künstler Karl Gadzali und Mohamad Barakat-Götz für Dragqueen Olivia Jones und ein Bühnenoutfit von Bill Kaulitz. Ergänzt wird die Schau mit privaten Lieblingsobjekten, einer Timeline zur Geschichte des Materials und einem Raum, in dem man selbst etwas Glitzerndes basteln kann. (dpa)

"Glitzer", MK&G, Hamburg, bis 26. Oktober

"Glitzer", Ausstellungsansicht "Glitzer", MK&G, Hamburg
Foto: Henning Rogge, Hamburg

"Glitzer", Ausstellungsansicht MK&G, Hamburg, 2025

 

Emil Nolde in Seebüll

Zwei Gegensätze prägten den Expressionisten Emil Nolde (1867–1956): die Abgeschiedenheit seiner Heimat im deutsch-dänischen Grenzgebiet und das pulsierende Leben in Berlin. Diesem Wechselspiel von Stadt und Land widmet das Nolde Museum Seebüll vom 1. März bis 31. Oktober seine 69. Jahresausstellung "Emil Nolde – 'Malermensch' in Berlin". Die Schau zeige, wie tief Emil Nolde von den Gegensätzen zwischen dem urbanen Leben und der ländlichen Abgeschiedenheit beeinflusst wurde, sagte der Direktor des Nolde Museums, Christian Ring. "Diese Polarität ist zentral für das Verständnis seiner Kunst."

Mehr als 110 Werke sind in den Ausstellungsräumen in Noldes ehemaligen Wohn- und Atelierhaus zu sehen – "darunter berühmte Blumendarstellungen, bewegte Meere, weitläufige Landschaften sowie faszinierende Eindrücke des Berliner Nachtlebens", wie das Museum mitteilte. Sie zeichneten ein umfassendes Bild von Noldes künstlerischer und persönlicher Entwicklung. Höhepunkte der Ausstellung sind den Angaben zufolge die Aquarelle, die Nolde im Berliner Theatermilieu schuf, sowie Tier-Aquarelle, inspiriert von Besuchen im Zoologischen Garten.

Emil Nolde lebte im Wechsel zwischen den ruhigen Sommern in der abgeschiedenen Natur Nordfrieslands und den lebendigen Wintern im kulturellen und gesellschaftlichen Zentrum Berlins. "Ein größerer Gegensatz zum fernen sommerlichen Landleben war kaum denkbar" beschrieb Nolde die Gegensätze nach Museumsangaben. "Dort der friedliche Wald mit den großen, weißen, ruhenden Wolken – hier die Benzinstraßen und der Zigarettendunst der Lokale." (dpa)

"Emil Nolde – 'Malermensch' in Berlin", Nolde Museum Seebüll, 1. März bis 31. Oktober

Emil Nolde "Publikum im Cabaret", 1911
Foto: © Nolde Stiftung Seebüll

Emil Nolde "Publikum im Cabaret", 1911

 

Mika Rottenberg in Wien

Eine Fabrik für Antimaterie – warum nicht? Mika Rottenberg würde man sie zutrauen. Schließlich werden in ihren surrealen Filmen alle möglichen Produktionslinien ausprobiert. Immer ploppt etwas im genau richtigen Moment in ein Gefäß, quillt eine Flüssigkeit, fällt eine Kugel an ihren Ort. Damit spiegelt die in Buenos Aires geborene und in Israel aufgewachsene Künstlerin die Begehrensmaschinen, die in unserem Unterbewussten vor sich hin tuckern, genauso wie unsere Vernetzung mit anderen Menschen und unsere Verstrickung mit dem globalen Monster Kapitalismus, der nicht so erfolgreich die Ressourcen der Erde verschleudern könnte, wenn er nicht unsere Triebe perfekt bespielte. Rottenbergs Ausstellung "Antimatter Factory", die nach einer ersten Station im Museum Tinguely Ende Februar im Kunst Haus Wien eröffnet, zeigt ihre wichtigsten Videoinstallationen und Filme, dazu das oft wunderbar humorvolle skulpturale Werk.

"Mika Rottenberg: Antimatter Factory", Kunst Haus Wien, bis 10. August

"Lips (Study #3)", 2016/19, Installationsansicht New Museum, New York, 2019
Foto: Dario Lasagni, © Mika Rottenberg, Courtesy the artist and Hauser & Wirth

"Lips (Study #3)", 2016/19, Installationsansicht New Museum, New York, 2019

 

Iryna Vorona in Wolfsburg

Mit Kohle auf Papier: Die ukrainische Künstlerin Iryna Vorona hält die Auswirkungen des Krieges auf die Zivilbevölkerung von Kiew zeichnerisch fest. In einer Ausstellung im Wolfsburger Kunstmuseum sind die Werke nun unter dem Titel "Im Angesicht des Krieges" zu sehen.

Die Künstlerin, Jahrgang 1987, hat vor allem Kinder, Frauen und alte Menschen porträtiert. "Ich wollte die Auswirkungen des Krieges im Herzen Europas auf die am wenigsten geschützten Menschen dokumentieren und die Schwierigkeiten zeigen, die sie im täglichen Kampf um grundlegende Rechte und Freiheiten durchmachen müssen", sagte Vorona laut Mitteilung. Die Werke sollen ein bewegendes Tagebuch sein, das neben der Grausamkeit auch den unerschütterlichen Überlebenswillen und die tiefe Menschlichkeit der Porträtierten zeigt. 

Zusätzlich zu den 23 Zeichnungen wird ein Video gezeigt, das aus Erfahrungen der Künstlerin während ihrer Isolation in den von russischen Truppen besetzten Vororten Kiews im Frühjahr 2022 entstand. Anlass für die Schau ist der dritte Jahrestag des russischen Angriffskrieges. Am 24. Februar 2022 gab Russlands Staatschef Wladimir Putin seinen Truppen im Morgengrauen den Befehl zum Einmarsch in das Nachbarland. Seitdem sieht sich die Ukraine in ihrer Existenz bedroht. (dpa)

"Im Angesicht des Krieges", Kunstmuseum Wolfsburg, bis 25. Mai

Iryna Vorona "Die Hälfte des Lebens", 2023
Foto: © Iryna Vorona

Iryna Vorona "Die Hälfte des Lebens", 2023