Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Bozen, Bregenz, Dessau, Dresden, Düsseldorf, Essen, Hamburg und Merseburg

Fluide Wesen in Bozen

Im Zentrum der Privatsammlung des Italieners Enea Righi steht der Mensch als fluides Wesen. Eine Ausstellung im Bozener Museion mit Kunstwerken, Architekturentwürfen und Künstlerbüchern aus der bedeutenden Kollektion spürt den intimen Verbindungen – den nach Virginia Woolf "unsichtbaren Fugen" – zwischen dem Leben und den von uns erzählten Geschichten nach. Über 150 Werke von mehr als 80 Kunstschaffenden sind zu sehen, darunter Alighiero Boetti, Anna Boghiguian, Trisha Donnelly, Theaster Gates, Nan Goldin, Sturtevant, Franz Erhard Walther und Akram Zaatari. 

"Among the invisible joins", Museion, Bozen, bis 2. März 2025

Martha Rosler, "Makeup/Hands Up", aus der Serie "Bringing the War Home: House Beautiful", 1967–72
Foto: Antonio Maniscalco, Courtesy the artist

Martha Rosler, "Makeup/Hands Up", aus der Serie "Bringing the War Home: House Beautiful", 1967–72

 

Precious Okoyomon in Bregenz

In den Installationen von Precious Okoyomon wähnt man sich oft wie in einem wunderschönen, wilden Garten. Die Pflanzen wachsen üppig, Skulpturen sind aus der feuchten Erde geformt, vielleicht fliegt ein Schmetterling vorbei. Doch hinter der Idylle steckt die Geschichte. So verwendet die USAmerikanerin immer wieder Zuckerrohrpflanzen, die eng mit der Geschichte der Sklaverei verbunden sind. Oder Kudzu, eine Pflanze, die im 19. Jahrhundert von Japan in die USA eingeführt wurde, um die durch die intensive Plantagennutzung erodierenden Böden zu revitalisieren, und die seitdem einheimische Pflanzen verdrängt hat wie ein pflanzliches Sinnbild des Kolonialismus. In ihrer Ausstellung im Kunsthaus Bregenz wird die 1993 in London geborene Okoyomon eine Reihe von skulpturalen Installationen zeigen, die von ihrer eigenen Lyrik inspiriert sind.

"Precious Okoyomon", Kunsthaus Bregenz, 16. November bis 19. Januar 2025

Precious Okoyomon, "Making Me Blush", 2019
Foto: George Echeverría/ Quinn Harrelson Gallery

Precious Okoyomon, "Making Me Blush", 2019

 

Möbelschau im Bauhaus Dessau

Ein Künstler stattet das Bauhausgebäude in Dessau mit berühmten Bauhaus-Möbeln aus. Das ist als Kunstprojekt angelegt. Es geht um den Begriff der Authentizität - und um Originale und Interpretationen. Designklassiker, Sammlerstücke, Luxusobjekte und Massenware: Der Künstler Jun Yang stattet das Bauhausgebäude in Dessau im Rahmen seines Kunstprojekts "More than real" mit den berühmten Bauhaus-Möbeln aus und stellt damit die Frage nach dem Fortbestand von Idee, Material, Design und Substanz. Die Stücke werden an verschiedenen Orten präsentiert und sollen den "variantenreichen Weiterentwicklungen" der Klassiker nachspüren, wie das Bauhaus Dessau mitteilte. 

Jun Yang wurde 1975 in China geboren und immigrierte 1979 mit seiner Familie nach Österreich. Er wolle mit seiner Arbeit auch hinterfragen, wie mit dem Bauhaus-Erbe umgegangen werde und wie es fortlebe, hieß es. Möbel im Bauhaus-Stil wie Stühle, Sideboards und Sofas sind bis heute beliebte Einrichtungsgegenstände. Der Künstler zeige neben den Originalen auch originalgetreu produzierte Objekte und lizenzierte Re-Editionen. Auch nicht autorisierte Kopien sind auf dem Markt, wie es hieß. Jun Yang öffne anhand präzise ausgewählter Möbel einen Raum für Interpretationen und Übertragungen. Der Bogen spanne sich vom Industriemöbel über die Designikone bis hin zu Fetisch und Kunstwerk. Dabei gehe es vor allem um die Begriffe Authentizität und Original, denn "mit jeder Interpretation entsteht wieder ein Original". Somit zeige das Kunstprojekt die "Authentizität als fragiles und dynamisches Konstrukt". 

Ein Höhepunkt ist den Angaben zufolge die Ausstattung des Cafés im Bauhaus Museum mit roten B40 Stühlen und faltbaren D4 Sesseln, wobei es sich um Stahlrohrmöbel des Designers und Architekten Marcel Breuer (1902-1981) handelt. Die überwiegende Zahl der Möbelentwürfe des Bauhauses werde heute von den Firmen Knoll International, Tecta und Thonet produziert.

"Jun Yang. Mehr als echt (More than real)", Bauhaus Dessau, 16. November bis 02. Februar 2025

 

Blick auf das Bauhaus Dessau
Foto: Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa

Blick auf das Bauhaus Dessau

 

Luftkunst in Dresden

Das Deutsche Hygiene-Museum Dresden macht sich mit einem wichtigen Thema Luft. Unter dem Titel "Luft. Eine für alle" widmet sich eine Sonderausstellung einem Lebenselixier des Menschen. Für die Besucher der Ausstellung soll deutlich werden, in welcher Weise das Leben in und mit der Luft von vielschichtigen Zusammenhängen und gegenseitigen Abhängigkeiten geprägt ist, hieß es. Neben natur- und kulturwissenschaftlichen Zugängen soll Luft an zahlreichen interaktiven Stationen und in "atmosphärischen Experimenten" erlebbar gemacht werden. Die Schau beginnt mit einem "Luftarchiv". Mehr als 200 Menschen haben dafür Luftproben eingefangen - darunter Luft aus dem Polarkreis und Luft aus Omas Küche. Begleitet wird die Sonderausstellung durch Workshops, künstlerische Arbeiten und einen Podcast namens "Das Luftschloss". Die Schau ist bis zum 10. August 2025 zu sehen.

"Luft. Eine für alle", Deutsches Hygiene-Museum, Dresden, bis 10. August 2025

Rikuo Ueda, "Windzeichnungen Ota garden", 2015
Foto: MIKIKO SATO GALLERY

Rikuo Ueda, "Windzeichnungen Ota garden", 2015


Katharina Sieverding in Düsseldorf

Sie wurde mit ikonischen Close-ups ihres Gesichts und mit in den 1970ern einzigartigen Großfotos berühmt. Katharina Sieverding beschäftigt sich seit fast sechs Jahrzehnten mit historischen wie aktuellen Themen, lässt Gendergrenzen fluide werden und hinterfragt Macht wie Missbrauch von Bildern. In einer großen Überblicksschau im Düsseldorfer K21 wird neben zentralen Werken erstmals auch Sieverdings umfassendes Archiv als offener Diskursraum einbezogen. 

Katharina Sieverding, K21, Düsseldorf, bis 23. März 2025

Katharina Sieverding "Die Sonne um Mitternacht schauen III/196 07 A", 1973
Foto: © Klaus Mettig / VG Bild-Kunst, Bonn 2024; © Katharina Sieverding / VG Bild-Kunst, Bonn 2024

Katharina Sieverding "Die Sonne um Mitternacht schauen III/196 07 A", 1973

 

Marie-Claude Deffarge und Gordian Troeller in Essen

Sie waren kritische Stimmen und zeigten Ausbeutung und Kolonialismus in der Nachkriegszeit. Nun sind Werke von Marie-Claude Deffarge und Gordian Troeller erstmals umfassend im Museum zu sehen. Unter dem Motto "Keine Bilder zum Träumen" zeigt das Museum Folkwang erstmals "Stern"-Reportagen und Dokumentarfilme der Fotografen Marie-Claude Deffarge (1924–1984) und Gordian Troeller (1917–2003) in einer großen Museumsausstellung. Die beiden Journalisten hatten seit den 50er Jahren kritisch und kontrovers über Kriege, Ausbeutung und Missstände in vielen Ländern der Welt, etwa Westasiens und Afrikas, berichtet. In Deutschland wurden sie neben ihren Arbeiten für die Zeitschrift "Stern" unter anderem durch Dokumentarfilmreihen wie "Frauen der Welt" und "Kinder der Welt" bekannt. Die Retrospektive basiert auf dem fotografischen Nachlass von Deffarge und Troeller, der 2017 an das Museum Folkwang und in die Filmbestände am Centre national de l’audiovisuel (CNA) in Luxemburg überging, wie Folkwang-Chef Peter Gorschlüter am Donnerstag in Essen sagte.

"Keine Bilder zum Träumen", Museum Folkwang, Essen, 14. November bis 23. Februar 2025 in Essen, vom 2. Mai 2025 bis 14. September 2026 am CNA in Luxemburg

 

Zeitgenössische Malerei in Hamburg

Die gemeinnützige Gesellschaft Salondergegenwart kuratiert am Wochenende in der Hamburger Kunst- und Kulturstätte Kleiderkasse eine Ausstellung, die sowohl für die Teilnehmenden als auch fürs Publikum Entdeckungen ermöglichen soll. Dort werden 33 Künstler und Künstlerinnen aus dem Bereich der zeitgenössischen Malerei gezeigt. Die Schau setzt sich für nachhaltige Netzwerke in der Kunst, Talentförderung, sowie das Schaffen einer "unabhängigen Plattform" ein. Die jährlich stattfindende Ausstellung zeigt unter anderem Werke von Simon Fujiwara, David Schnell und Robin Rhode. Auch Werke der im September verstorbene Rebecca Horn sind Teil der diesjährigen Ausgabe. Der Eintritt ist kostenlos, und am Eröffnungstag gibt es die Möglichkeit, mit den Kunstschaffenden in Kontakt zu treten.

"Salondergegenwart", Kleiderkasse, Hamburg, 15.- 17. November

 

Rainer Zille in Merseburg

Seine Malereien hängen etwa in der Nationalgalerie Berlin und in der Galerie Neue Meister in Dresden. Rainer Zille kam in Merseburg zur Welt. Im Schloss erinnert nun eine Sonderausstellung an ihn. Werke aus allen Etappen des künstlerischen Schaffens des Malers und Grafikers Rainer Zille (1945-2005) präsentiert das Kulturhistorische Museum Schloss Merseburg in einer Ausstellung. Zille gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Dresdner Malerei in der Tradition des deutschen Expressionismus des frühen 20. Jahrhunderts, wie die Landkreisverwaltung des Saalekreises mitteilte. Er wurde in Merseburg geboren. Inspirationen für seine Landschaftsbilder habe er sich unter anderem bei Studienreisen in Polen, Griechenland, Finnland und den USA geholt. 

Auch Motive aus den Bereichen Theater, Technik, Bauwerke und Mythologie habe der Künstler gern gemalt. Zilles Werke werden unter anderem in der Galerie Neue Meister in Dresden, im Kupferstichkabinett Dresden und in der Nationalgalerie Berlin präsentiert. Die Schau in Merseburg soll bis 9. Februar 2025 gezeigt werden. Sie soll Leben und Werk Zilles in seiner Geburtsstadt lebendig halten, wie es hieß. Im Rahmenprogramm der Sonderausstellung gebe es Führungen und ein Ferienprojekt für Kinder.

Rainer Zille, Kulturhistorisches Museum Merseburg, 16. November bis 9. Februar 2025

Blick in den Hof von Schloss Merseburg im Saalekreis
Foto: Jan Woitas/dpa

Blick in den Hof von Schloss Merseburg im Saalekreis