Das Leben der Tiere in Antwerpen
Gefürchtet, geliebt, rätselhaft: Tiere und die Geschichten über sie sind ein zentraler Teil der menschlichen Kultur. Die Ausstellung "The Lives of Animals“ betrachtet das Thema aus dem Blickwinkel der Kunst. Was ist ein Tier? Können Menschen mit Tieren befreundet sein? Diese Fragen stellen sich die Beteiligten im Antwerpener Kunstmuseum M HKA, und sie setzen sich kritisch mit der These auseinander, Tiere wüssten weder etwas vom Tod noch von der Zukunft. Mehr als 30 Kunstschaffende sind dabei, darunter Yevgenia Belorusets, Pierre Bismuth, Rebecca Horn, Laura Lima, Charlemagne Palestine und Tomás Saraceno.
"The Lives of Animals", M HKA, Antwerpen, bis 22. September
"Tanz im August" in Berlin
Zwischen Bestandsaufnahme, Kritik und Utopie: Zum Festival Tanz im August in Berlin werden auch in diesem Jahr wieder in insgesamt 18 Produktionen aktuelle gesellschaftliche Probleme künstlerisch bearbeitet und mögliche alternative Realitäten entwickelt. Dazu dehnen internationale Kompanien sowie Choreografinnen und Choreografen den Begriff des zeitgenössischen Tanzes aus und experimentieren mit neuen Ästhetiken und Formaten.
Die dänische Choreografin und Tänzerin Mette Ingvartsen beispielsweise bringt Skateboards und Inlineskates, die normalerweise eher zum urbanen Raum gehören, auf die Bühne. Mit ihrer neuen Produktion "Skatepark" verwandelt Ingvartsen das Haus der Berliner Festspiele für zwei Tage in einen ebensolchen Parcours. Mit Trick-Contests, Basketball-Matches und Jam-Sessions gewährt die Choreografin einen Blick in die harte Arbeit, die Wiederholungen und die Beharrlichkeit des Sports und schafft mit lokalen Skaterinnen und Skatern einen Bezug zu den Besonderheiten der Berliner Szene, in der Kollaboration genauso eine Rolle spielt wie der Konkurrenzkampf.
"Tanz im August. Internationales Festival", an zehn Spielorten, Berlin, bis 31. August
Chaïm Soutine in Bern
Als einer der größten Maler der Moderne wuchs Chaïm Soutine in einer jüdisch-orthodoxen Familie in einer kleinen Stadt in der Nähe von Minsk im heutigen Belarus aus. Dort, genau wie während des ersten Jahrzehnts in Paris, lebte Soutine in großer Armut und vertraute sich nur wenigen Menschen wie dem Künstler Amedeo Modigliani an. So blieb der Maler selbst nach seinem künstlerischen Durchbruch ein Außenseiter.
Nun präsentiert das Kunstmuseum Bern in der neuen Ausstellung "Chaïm Soutine. Gegen den Strom" rund 60 Werke aus allen Schaffensphasen. Seine Gemälde von verzerrten Landschaften, geschlachteten Tieren und Menschen der unteren Gesellschaftsschichten verdeutlichen das zerrissene Lebensgefühl einer ganzen Epoche.
"Chaïm Soutine. Gegen den Strom", Kunstmuseum Bern, ab Freitag, 16. August
Kunstfestival Begehungen in Chemnitz
Ob Proteste gegen Braunkohleabbau, Corona-Maßnahmen oder die Unterdrückung von Frauen in Ländern wie Afghanistan: Mit 22 Arbeiten zeitgenössischer Kunst lotet das Festival Begehungen dieses Jahr die weltweite Protestkultur aus. Die Begehungen verwandeln seit 2003 leerstehende Gebäude in temporäre Galerien für zeitgenössische Kunst. In diesem Jahr wurde ein ehemaliges Schulgebäude auserkoren, das auf Protestgeschichte verweist. Unter dem Eindruck der friedlichen Revolution 1989/90 wurde hier das Chemnitzer Schulmodell initiiert, als Gegenentwurf zum Schulsystem der DDR.
Dazu wird etwa in einer Installation von Thomas Prochnow zusammen mit Fotografien von Jacob Queißner und Philipp Gehrhardt an das Klimacamp von Kohlegegnern im rheinischen Lützerath erinnert. In einem anderen Raum sind eine Vielzahl von Zeichnungen von Sebastian Jung zu Protesten gegen Corona-Maßnahmen zu sehen. Derweil zeigt ein Video die Aktion "Armor" von Kubra Khademi aus Afghanistan, bei der sie in ihrer Heimat in einer Art Rüstung durch eine Straße läuft und von Männern bedrängt wird. Einerseits soll eine Rüstung Schutz bieten, andererseits betont sie aber auch ganz besonders den Körper, wie Tittel erläutert. Und das führt hier zu massiven Gegenreaktionen. Weitere Arbeiten stammen etwa von Pavel Mozhar aus Belarus, Helena Her aus Mexiko und Shahrzad Nazarpour aus Iran. (dpa)
Kunstfestival "Begehungen", Chemnitz, bis 23. August
Neue alte Juwelen in Dresden
Der Kunstdiebstahl am 25. November 2019 gilt als einer der spektakulärsten in Deutschland. Die Täter erbeuteten 21 einzigartige historische Schmuckstücke aus Diamanten und Brillanten und verursachten über eine Million Euro Schaden. Fünf junge Männer waren im Mai 2023 vom Landgericht Dresden zu Haftstrafen verurteilt worden, wegen Diebstahls sowie Brandstiftungen an einem Fluchtauto in der Tiefgarage eines Wohnhauses und einem Stromverteiler.
Die damals gestohlenen Juwelenen sind nun wieder in Sachsens Schatzkammermuseum. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) zeigen sie noch unrestauriert in dem Zustand, in dem sie die Diebe im Dezember 2022 zurückgaben. Der Zugang zu den rekonstruierten Räumen im Erdgeschoss des Residenzschlosses ist nur mit Zeittickets möglich - die SKD verlosen ab sofort 1000 Freitickets im Internet.
"Historisches Grünes Gewölbe", Schatzkammermuseum, Dresden, verlängerte Öffnungszeiten bis 20 Uhr
Sucht und Soziale Medien in Erfurt
BeReal, Facebook oder X: Eine besondere Ausstellung in Erfurt untersucht anhand von Kunstwerken Zusammenhänge von Sucht und Sozialen Medien. "Be.Like.Me Social Media und ich" (bis 31. Oktober) betrachtet dabei die längst zum Alltagsphänomen gewordenen Internetplattformen, ohne diese gleich zu verdammen. Stattdessen setzt die Stiftung Welt der Versuchungen bei der Schau auf zeitgenössische Kunst, die Besucher zum Mitmachen anregt. "Wir wollen Chancen und Herausforderungen von Social Media thematisieren", sagt Chefkuratorin Susanne Rockweiler.
Und das funktioniert etwa anhand einer Multimediainstallation von Bernd Lintermann und Peter Weibel. Hier können Besucher nachvollziehen, wie die Algorithmen hinter den Sozialen Medien funktionieren. Dafür werden diese gescannt und ihre Daten in virtuelle Abbilder übertragen. Gäste können sich in einem stilisierten in grell pinkfarbenem Licht getauchtes Influencer-Zimmer mitsamt typischen Ringlicht der in Usbekistan geborenen Künstlerin Faina Yunusova umsehen. Dabei geht es um Fragen gefilterter Realität und Selbstoptimierung. Auch vom renommierten dänischen Bildhauer Jeppe Hein sind Werke zu sehen. (dpa)
"Be.Like.Me Social Media und ich", Welt der Versuchungen, Erfurt, bis 31. Oktober
Azra Akšamija in Graz
"Meine Kunst hinterfragt, wie aus Entfremdung Empowerment werden kann", hat Azra Akšamija einmal gesagt. Die Spezialität der bosnisch-österreichischen Künstlerin und Architekturhistorikerin sind sozialkritische und partizipative Arbeiten. In ihrer Soloschau im Kunsthaus Graz erforscht Akšamija den Begriff des "sicheren Hafens" und richtet den Blick auf soziale, ethische und ökologische Nachhaltigkeit. Von identitätsstiftender Kleidung über ein individualisierbares Schutzzelt für Geflüchtete bis zum Recycling von Textilien reichen die Werke, die das Publikum an vielen Stellen beteiligen.
Azra Akšamija "Sanctuary", Kunsthaus Graz, bis 6. Oktober
Caspar David Friedrich in Greifswald gezeigt
Nach den überwältigenden Publikumserfolgen in Hamburg und Berlin präsentiert nun auch Greifswald in einer Sonderausstellung herausragende Werke von Caspar David Friedrich. Dabei wird das Gemälde "Kreidefelsen auf Rügen", das zu den bekanntesten Arbeiten des Malers der Romantik gehört, erstmals auch in dessen Geburtsort zu sehen sein. Das Kunst Museum im schweizerischen Winterthur, in dem das Bild sonst gezeigt wird, hat das Werk anlässlich des Friedrich-Jubiläumsjahres deutschen Museen als Leihgabe zur Verfügung gestellt.
Friedrich war am 5. September 1774 in Greifswald zur Welt gekommen, wo auch sein malerisches Talent entdeckt und gefördert wurde. Dresden wurde dann später zu seiner Heimat, in der er 1840 auch starb. Beide Städte nehmen die 250. Wiederkehr seines Geburtstages zum Anlass für zahlreiche Veranstaltungen und Sonderausstellungen. Die Ausstellungseröffnung am Sonntag, 18. August, gestaltet das Pommersche Landesmuseum als großes Museumsfest mit freiem Eintritt. Bis zu 200 Besucher je Stunde könnten dann die Bilder in Augenschein nehmen, hieß es. Die Museumsleitung rechnet mit einem großen Andrang und Warteschlangen. (dpa)
"Caspar David Friedrich. Sehnsuchtsorte", Pommersches Landesmuseum, Greifswald, bis 6. Oktober. Eröffnung: Sonntag, 18. August, 10 bis 18 Uhr
Schlosslichtspiele in Karlsruhe
Medienkunst umsonst und draußen: Die Schlosslichtspiele Karlsruhe sind ein Publikumsmagnet. In diesem Jahr feiern sie ihre zehnte Ausgabe – und zum 75. Geburtstag des Grundgesetzes geht es um Recht, Freiheit und Demokratie. Zum zehnten Mal wird nun das Schloss mit seiner 170 Meter breiten Fassade zur Leinwand für Licht- und Medienkunst. "Everybody counts" lautet das übergreifende Motto der Lichtspiele, das Bundesverfassungsgericht liegt nebenan.
Zu den jährlichen Publikumslieblingen zählt das ungarische Kollektiv Maxin10sity, das in "Unforgot10 Chapters" ein Medley aus den besten Szenen der vergangenen Jahre kompiliert und in einen neuen Zusammenhang gebracht hat.
Das Medium der Großprojektion kann etwas Überwältigendes, Immersives haben – noch eindrucksvoller wird das Seh-Erlebnis unter Umständen dann, wenn die Zuschauenden selbst Teil der Inszenierung werden. So plant es das Overlapping Studio, Preisträger des dm-Awards. Das Geschehen auf dem Schlossplatz und die Projektion auf der Fassade verschmelzen miteinander, mittels Infrarotsensoren werden die Bewegungen des Publikums gescannt und in tanzende Partikel auf der Fassade umgewandelt.
"Everybody counts", Schlosslichtspiele, Schlossplatz, Karlsruhe, bis 15. September
Xanti Schawinsky in Luxemburg
Inszenierungen, Bühnenbilder, Fotografie, Grafikdesign, Malerei, typografische Arbeiten: Das sechs Jahrzehnte umfassende Werk des Künstlers Alexander "Xanti" Schawinsky (1904–1979) ist höchst vielfältig. In Basel als Sohn jüdischer Eltern geboren, am Bauhaus in Weimar und Dessau ausgebildet, emigrierte Schawinsky 1933 nach Italien und war ab 1936 Lehrer am Black Mountain College in den USA. Die Retrospektive "Play, Life, Illusion" im Luxemburger Mudam zeigt unter anderem, wie sich der Künstler ab den 1940er-Jahren der prozesshaften Kunst und der Performance öffnete. Dazu ist die Installation "Xanti Shenanigans" der ähnlich multidisziplinär arbeitenden Britin Monster Chetwynd zu sehen, die Motive und künstlerische Verfahren Schawinskys aufnimmt.
"Xanti Schawinsky: Play, Life, Illusion – a Retrospective", Mudam, Luxemburg, bis 5. Januar 2025
Ruhrtriennale startet im Ruhrgebiet
Mit der Premiere von "I Want Absolute Beauty" eröffnet Ivo Van Hove am Freitag, 16. August, die Ruhrtriennale. Mehr als 660 Künstlerinnen und Künstler aus 37 Ländern sind an zehn Spielstätten bis zum 15. September zu entdecken. Insgesamt gibt es 32 Produktionen und Projekte mit 140 Veranstaltungen in Bochum, Duisburg und Essen.
Bereits am Freitag öffnen die Installation "City of Refuge IV" von Berlinde De Bruyckere in der Turbinenhalle Bochum und die Schau "Landscapes of an Ongoing Past" von Urbane Künste Ruhr im Salzlager der Zeche Zollverein in Essen.
Am Samstag haben Besucherinnen und Besucher die Wahl zwischen gleich drei Premieren: der Tanzperformance "Y" von Anne Teresa De Keersmaeker im Museum Folkwang in Essen, der Musiktheaterproduktion "The Faggots and Their Friends Between Revolutions" in der Jahrhunderthalle Bochum und dem Schauspiel "Legende" von Kirill Serebrennikov in der Kraftzentrale im Landschaftspark Duisburg-Nord. Am Sonntag geht es weiter mit dem Programm aus Literatur, Konzert und Film.
Ruhrtriennale, an zehn verschiedenen Spielstätten, Bochum, Duisburg, Essen, ab Freitag, bis 15. September