Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Berlin, Bonn, Frankfurt am Main, Halle, Monaco und Petworth


Frans Hals in Berlin

Zu den herausragenden niederländischen Künstlern des 17. Jahrhunderts zählt neben Rembrandt und Vermeer der Maler Frans Hals. Die Gemäldegalerie Berlin will sich dem "Meister des Augenblicks" in einer gleichnamigen Sonderausstellung widmen. Dafür wurden viele Arbeiten von Hals (1582/83–1666) in das renommierte Museum gebracht, darunter das 1626 entstandene "Bildnis des Isaac Massa". Die umfassende monografische Ausstellung mit rund 75 Arbeiten soll bis zum 3. November zu sehen sein.

Hals gilt als einer der bedeutendsten Porträtisten. So malte er zahlreiche Einzelbildnisse des niederländischen Bürgertums. Zudem schuf er viele Figuren aus verschiedenen Genres wie Sängerinnen und Sänger oder Fischerkinder als sehr nah wirkende Halbfiguren.

"Frans Hals: Meister des Augenblicks", Gemäldegalerie Berlin, ab Freitag, 12. Juli

Frans Hals in Berlin
Foto: © The National Gallery, London

Frans Hals "Junger Mann mit Totenkopf", 1627, The National Gallery, London

 

Danielle Brathwaite-Shirley in Berlin

"The Soul Station" von Danielle Brathwaite-Shirley ist die dritte Ausstellung der LAS Art Foundation in der Halle am Berghain in Berlin; und die Location könnte nicht passender sein. Die hohen Betonsäulen, die kühle Luft und der geringe Lichteinfall vermitteln die Illusion, selbst Teil eines Videospiels von Brathwaite-Shirley zu sein. Kernelemente der Ausstellung sind die beiden Auftragsarbeiten mit einem Fokus auf Schwarze und Transgender-Communities: "You can’t hide anything" (bis 8. September) und "Are you soulless, too?" (12. September bis 13. Oktober), die die Ausstellung in zwei Phasen bis in den Herbst aufteilen. Zusätzlich sind vier Videospiele aus Brathwaite-Shirleys Sammlung der letzten fünf Jahre seit dem Abschluss an der Slade School of Fine Art in London in der Halle am Berghain zu sehen.

"Danielle Brathwaite-Shirley: The Soul Station", Halle am Berghain, Berlin, bis 13. Oktober


Fluxus in der Kirche in Berlin

Die Berliner St. Matthäus Kirche ist nicht einfach nur ein religiöser Ort. Die Stiftung St. Matthäus hat den von Kunstgiganten wie Neue Nationalgalerie, Kulturforum oder Philharmonie eingerahmten Kirchenbau zu einer Schnittstelle von Kunst und Religion mit viel beachteten Ausstellungen geformt. Zuletzt waren etwa Präsentationen von Norbert Bisky, Andreas Mühe, Joseph Beuys oder Gilbert & George zu sehen.

Neuester Coup ist die Schau "Holy Fluxus", die bis zum 8. September Arbeiten aus der Sammlung Francesco Conz präsentiert. Fluxus ist seit den 1960er-Jahren eine Kunstbewegung, die keine sein will. Es zählt eher die Idee als das daraus entstehende Werk. Wichtig sind die Zeugnisse der Interaktionen von Menschen, etwa wenn ein Tableau dokumentiert, was Kunstschaffende auf einer Zugfahrt durch Italien so alles an Wein, Bier oder Zigaretten konsumiert haben und welche Tickets dafür genutzt wurden. 

Der Italiener Francesco Conz (1935-2010) hat als Mäzen, Kurator und Künstlerfreund eine umfassende Sammlung mit Fluxus-Arbeiten zusammengetragen. Seit 2016 ist das Archivio Conz mit etwa 5000 Objekten von mehr als 200 Künstlerinnen und Künstlern in Berlin angesiedelt. Nach Jahren der Katalogisierung und Digitalisierung werden nun erstmals in größerem Umfang Arbeiten präsentiert.

Die Ausstellung präsentiert Fluxus als globales Netzwerk von Individuen. Dabei beziehen sich viele Arbeiten auf Überschneidungen zwischen Kunst und Kirche. Gezeigt werden rund 200 Arbeiten beispielsweise von Yoko Ono und Nam June Paik.

"Holy Fluxus", St. Matthäus Kirche, Berlin, bis 8. September


Katharina Grosse in Bonn

Berühmt sind ihre expansiven Spray-Arbeiten, die sie vor Ort ausführt und bei denen sie häufig den Außenraum miteinbezieht. Weniger Beachtung bekamen Katharina Grosses Leinwandwerke, was sich mit der Ausstellung im Kunstmuseum Bonn ändern könnte. Gezeigt werden rund 40 im Atelier entstandene Bilder von den späten 1980er-Jahren bis in die jüngste Zeit. In einem ergebnisoffenen, schöpferischen Prozess hat Grosse auch innerhalb der Leinwandgrenzen immer wieder die Konventionen der Malerei hinterfragt.

"Katharina Grosse: Studio Paintings 1988 - 2023", Kunstmuseum Bonn, bis 22. September


Die Casablanca Art School in Frankfurt am Main

Wenige Jahre nach der Unabhängigkeit Marokkos 1956 entwickelte sich in Casablanca ein pulsierendes Zentrum kultureller Erneuerung. Nicht zuletzt im Dialog mit den Ideen des Bauhaus-Manifests wurde das Verhältnis zwischen Kunst, Handwerk und Architektur im lokalen Kontext neu bestimmt und wurden Einflüsse aus westlichen Metropolen mit Elementen des während der Kolonialzeit verdrängten traditionellen Erbes kombiniert. An der Frankfurter Schirn sind nun über 100 Werke, darunter Gemälde, aber auch Gebrauchsgegenstände der Casablanca Art School, zu sehen. Sichtbar wird eine spezifisch marokkanische Kunstszene, die sich transnational verortet. 

"Casablanca Art School", Schirn Kunsthalle, Frankfurt am Main, bis 13. Oktober


Jahresausstellung in Halle

Mit der Jahresausstellung findet am Wochenende der Veranstaltungshöhepunkt des Jahres an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle statt. "In diesem Jahr sind Orte das Thema", sagte Rektorin Bettina Erzgräber vor der Eröffnung der Ausstellung am Freitag. Es sei stark kollaborativ gearbeitet worden. Die Jahresausstellung an verschiedenen Standorten der Hochschule kann am Samstag und Sonntag besucht werden. 

Die Hochschule will damit einen Blick hinter die Kulissen ermöglichen - etwa für jene, die sich für ein Studium an der Burg interessieren. Den Auftakt stellt die Eröffnung der Ausstellung "Take Off 2024" dar. Sie zeigt Arbeiten von zwölf Meisterschülerinnen und -schülern des Fachbereichs Kunst. Anschließend ist eine Werkschau der Mode geplant. (dpa)

Jahresausstellung 2024, Burg Giebichenstein, Halle, bis Sonntag, 14. Juli, Eröffnung: Freitag, 12. Juli, 18 Uhr


William Turner in Monaco

Sie glitzert und leuchtet wie eine Discokugel: Das an einem Motor aufgehängte Werk ist mit Tausenden kleinen Spiegelfacetten bedeckt, auf denen jeweils das Bild einer Sonnenfinsternis abgebildet ist. Das raumfüllende Werk steht im Dialog mit Bildern von William Turner (1775-1851), einem der bedeutendsten und prägendsten Maler Englands. Was die Sonnenfinsternis-Lichteffekt-Kugel von Katie Paterson mit den Mondscheinbildern zu tun hat? Das Interesse beider Künstler für Naturphänomene, wie Monaco in seiner Werkschau illustriert, die in Zusammenarbeit mit der Londoner Tate Gallery entstanden ist. Im Grimaldi-Forum in Monaco stehen 80 Turner-Bilder Arbeiten vorwiegend zeitgenössischer Künstler gegenüber, darunter Olafur Eliasson, Wolfgang Tillmans und Richard Long. Die über 70.000 Quadratmeter große Veranstaltungshalle liegt bis zu drei Viertel unter dem Meer.

Mit der Gegenüberstellung, die unter dem Ausstellungstitel "Turner, le sublime héritage" steht, will die Kuratorin Elizabeth Brooke die Bedeutung Turners über 150 Jahre nach seinem Tod betonen. Der Dialog illustriere wie aktuell Turners Erforschung der Schönheit und von Landschaften sei, sagt die Kunsthistorikerin.

"Turner, le sublime héritage", Grimaldi-Forum, Monaco, bis 1. September


Leonora Carrington in Petworth

Die Venedig-Biennale im Jahr 2022 lieh sich von ihr den Titel: "The Milk of Dreams" ist ein Gedichtband der rebellischen Malerin, Bildhauerin und Autorin Leonora Carrington. Als sie 2011 in Mexiko-Stadt starb, hinterließ sie ein OEuvre, das acht Jahrzehnte umfasst, doch erst nach ihrem Tod wirklich Beachtung fand. Ihr Gemälde "Les Distractions de Dagobert" (1945) erzielte in einer Sotheby’s-Auktion in New York Mitte Mai den Rekordpreis von 28 485 000 US-Dollar, damit gehört sie laut Sotheby’s zu den fünf teuersten Künstlerinnen. Schon vergangenes Jahr mutmaßte das "Wall Street Journal", sie werde die nächste Frida Kahlo sein. 

Wie Kahlo verarbeitete sie in ihrem Werk persönliche Erfahrungen. Zum Beispiel die Wahnvorstellungen in einer spanischen Heilanstalt, in die sie eingeliefert wurde, nachdem ihr Liebhaber Max Ernst in Frankreich, wo sie zusammen lebten, interniert wurde. Die Surrealisten beneideten sie um die Halluzinationen, unterstützten sie aber nicht. Die Kunstwelt nahm sie vor allem als Muse wahr. Sie selbst sagte: "Ich hatte keine Zeit, irgendjemandes Muse zu sein ... Ich war zu sehr damit beschäftigt, gegen meine Familie zu rebellieren und zu lernen, eine Künstlerin zu sein." Aufgewachsen in einem gotischen Herrenhaus in Lancashire, das mit unheilvollen Vögeln verziert war, hörte sie gruselige keltische Märchen ihrer irischen Nanny. 

Wer will, kann in ihren Gemälden und Skulpturen die gotische, spitze Schmalgliedrigkeit wiederfinden. In diesem Sommer zeigt die Newlands House Gallery in Petworth eine breite Palette von Carringtons Werken. Zu den Leihgaben gehören Masken, die für eine Theateraufführung von "The Tempest" in den 1950er-Jahren angefertigt wurden, Lithografien, Wandteppiche, Skulpturen, Schmuck und Gemälde.

Leonora Carrington "Rebel Visionary", Newlands House Gallery, Petworth, bis 26. Oktober