Wünsdorf
Fotofestival in Arles
Das international bekannte Fotofestival "Les Rencontres d’Arles" hat gestartet und wartet dieses Jahr mit rund 40 Ausstellungen auf. Zu den Höhepunkten gehören unter anderem auch die Retrospektive der bekannten 2015 verstorbenen amerikanischen Dokumentar- und Porträtfotografin Mary Ellen Mark sowie die Schau "Finir en beauté" (Ein schöner Abschluss) von Sophie Calle. Seit 2020 steht das bis zum 29. September dauernde Fotofestival in der Provence, das weltweit als die bedeutendste seiner Art gilt, unter der Leitung des deutschen Christoph Wiesner.
Kult-Regisseur Joel Coen ("The Big Lebowski", "No Country for Old Men") ist von vielen Fotografen fasziniert. Eine besondere Vorliebe hat der 69-Jährige jedoch für den amerikanischen Starfotografen Lee Friedlander, wie er auf dem internationalen Fotofestival "Les Rencontres d'Arles" zur Schau stellt. Anhand von ihm ausgewählten Bildern lässt er die ungewöhnliche Karriere des Fotografen Revue passieren, der als kritischer Chronist des Alltags bekanntgeworden ist.
Er kenne Lee und schätze seine Arbeit sehr, wie Joel Coen in Arles sagte. "Als Filmemacher hat mir die Idee gefallen, seinen ungewöhnlichen Ansatz bei der Rahmung hervorzuheben, seine Brüche und Neuzusammenfügung von Elementen zu neuen und unmöglichen Kompositionen". So illustrieren unter dem Titel "Lee Friedlander framed by Joel Coen" 70 Fotos, die überwiegend Straßenszenen zeigen, die Faszination beider Künstler für fragmentierte Rahmen und Spiegeleffekte. (dpa)
Fotofestival Arles, bis 29. September
Spine Book Market in Berlin
Was kann fast so schön sein wie Kunst anzuschauen? Genau, über Kunst zu lesen. Für neue Inspiration in puncto Bücher veranstaltet das Berliner Kindl Zentrum für zeitgenössische Kunst am Wochenende zusammen mit dem Distanz-Verlag die dritte Ausgabe des Spine Book Market. Mit dabei sind außerdem der Aufbau Verlag, Bom Dia Boa Tarde Boa Noite, Dom Publishers, Korbinian, Merve, Revolver, Rotorbooks, Salzgeber Buchverlage und der Verbrecher Verlag. Außerdem ist der Tag mit spannenden Lesungen, Vorträgen und einem Workshop gefüllt.
"Spine Book Market", Kindl Zentrum, Berlin, Sonntag, 7. Juli, 12 bis 18 Uhr
Hybride Malerei in Bielefeld
Die schon häufig totgesagte Malerei hat sich bis heute als zentrale Kunstpraxis behaupten können. Ein Grund für ihre Langlebigkeit liegt in der Fähigkeit des Mediums, auf neue Entwicklungen zu reagieren. Die Produktionsbedingungen der Malerei haben sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten massiv verändert – in einem Zeitraum, in dem computergestützte Technologien, digitale Codes oder Ästhetiken für Umbrüche gesorgt haben.
Im 21. Jahrhundert malt man also anders. Aber wie? Dem geht jetzt das Ausstellungsprojekt "Zwischen Pixel und Pigment. Hybride Malerei in postdigitalen Zeiten" nach, das sowohl in der Kunsthalle Bielefeld als auch im Marta Herford stattfindet und darüber hinaus auch von der Kunstakademie Münster, unter anderem mit einem Symposion, begleitet wird. Vielleicht ist die Malerei schon immer ein Schwamm gewesen, der Neues aufsaugt. Zumindest fasst das Projekt "Hybridität" nicht als aktuelle Erscheinung auf. Daher werden auch historische Werke gezeigt, die für Umbrüche und mediale Offenheit stehen, etwa von Kasimir Malewitsch, Vera Molnár oder Andy Warhol.
Im Fokus stehen aber tatsächlich jüngere, digitalaffine Kunstschaffende wie Tim Berresheim. Der 1975 in Aachen geborene Künstler gilt als Pionier der computergestützten Kunst, in dessen Arbeiten Kunstgeschichte, Technologie, Wissenschaft und Natur zusammenfließen. Die 1987 geborene Avery Singer kam spät zur Malerei, begann sich vor rund 15 Jahren aber für das Projekt zu interessieren, die "künstlerische Hand" aus der Malerei zu entfernen. Singer verfiel zunächst auf den Siebdruck – eine Technik, die schon für Warhol wichtig war – und entdeckte dann einen 3D-Drucker, der einprogrammierte Airbrush-Lasuren auf Leinwände zaubert. Ebenfalls aus der New Yorker Szene stammt Amy Sillman (Jahrgang 1955), die in jüngster Zeit Chimären aus Tintenstrahldrucken, ergänzt mit Pink- und Schlammtönen in dünnem Farbauftrag, hergestellt hat.
Die 1995 in Paris geborene Salomé Chatriot bemüht sich in ihrer Arbeit um eine Harmonie zwischen Mensch und Maschine. Chatriot geht vor wie eine Wissenschaftlerin, die Körper, Maschinen und Natur zu hybriden Gebilden zu verschmelzen sucht. Sónia Almeida, Tim Berresheim, Kerstin Brätsch, Salomé Chatriot, Vivian Greven, Wade Guyton, Tishan Hsu, Jacqueline Humphries, Charlotte Johannesson, KAYA, Peter Kogler, Vera Molnar, Mukenge/Schellhammer, Albert Oehlen, Laura Owens, Seth Price, Rafaël Rozendaal, Pieter Schoolwerth, Amy Sillman, Avery Singer, Cheyney Thompson, Philipp Timischl, Andy Warhol, Corinne Wasmuht und Anicka Yi sind weitere Akteure eines Unternehmens, das Möglichkeitsräume eines Mediums mit weiterhin hohem Zukunftspotential erkundet.
"Zwischen Pixel und Pigment. Hybride Malerei in postdigitalen Zeiten", Kunsthalle Bielefeld und Marta Herford, Bielefeld und Herford, ab Sonntag, 7. Juli
Thomas Kleiner und Aurel Dahlgrün in Düsseldorf
Die Künstler Tomas Kleiner und Aurel Dahlgrün sind nicht nur Ateliernachbarn, beide haben an der Akademie in Düsseldorf studiert und 2018 ihren Abschluss gemacht (Kleiner bei Gregor Schneider und Katharina Grosse, Dahlgrün bei Christopher Williams). Außerdem teilen sie ein Interesse für das Phänomen der Schwerelosigkeit und den fragilen Zustand unseres Planeten. In der Petra Rinck Galerie treffen ihre Werke anlässlich der Biennale Düsseldorf Photo+ aufeinander. Kleiner nähert sich dem Thema aus der Luft – in einer Videoarbeit, in der er in Zeitlupe aus einem Fenster springt und vor dem blauen Himmel schwebt. Mit einer Topfpflanze unterm Arm befindet er sich in einem Moment zwischen Fliegen und Fallen, ob Rettungsmanöver oder Choreografie, bleibt offen.
Im hinteren Galerieraum kann man Dahlgrüns Schwerelosigkeitsversuche erleben. Der Künstler begibt sich dafür immer wieder in Gewässer, taucht in Seen und arktischen Meeren. Dabei entstehen poetische und faszinierende Fotografien und Videos, die die Erde aus völlig anderer Perspektive zeigen, als Luftblasen und Wasserlandschaften, erhaben, mächtig und fragil zugleich.
"Involved in Gravity", Düsseldorf Photo+, bis Samstag, 6. Juli
Barbie als Designklassiker in London
Als Barbie 1959 zur Welt kam, galt Marilyn Monroe als unbestrittenes Schönheitsideal – und so sah sie dann auch aus: blond, schlank, mit wenig an außer einem Badeanzug im Zebramuster. Zu Barbies 65. Geburtstag richtet das Design Museum London der berühmtesten Puppe der Welt eine Ausstellung aus (bis 23. Februar 2025). Gezeigt werden 180 rare Exemplare aus allen Dekaden, die das Barbie-Design in Bezug zu Zeitgeschichte und Fragen der Diversität setzen: Neben der Nummer eins von 1959 sind etwa die ersten Schwarzen, hispanischen und asiatischen Puppen zu sehen, zudem die erste Barbie mit Down-Syndrom. Dazu kommen Accessoires und Designs aus dem pinken Plastikuniversum, denn so viel American Dream muss doch sein: Das Leben dreht sich um Schönheit und Konsum.
"Barbie®: The Exhibition", The Design Museum London, ab Freitag, bis 23. Februar 2025
Salonmesse in Monte-Carlo
Heimat der Schönen und Reichen, so nennt man das Fürstentum Monaco auch, und wo Schönheit und Reichtum wohnen, ist die Kunst üblicherweise nicht weit. Mit 27 Galerien ist die Artmonte-Carlo, die am 6. und 7. Juli im Grimaldi Forum in Monaco stattfindet, eine überschaubare Salonmesse, bei der allerdings die Qualität garantiert ist: Mit Almine Rech, Franco Noero, Lelong & Co., Hauser & Wirth oder der Lisson Gallery sind hochkarätige internationale Player dabei. Es ist bereits die achte Ausgabe dieser Tochtermesse der Artgenève, die ihre Zielgruppe erfolgreich da anspricht, wo sie Urlaub macht – man sieht sich am Yachthafen.
Artmonte-Carlo, Samstag, 6. Juli bis Sonntag, 7. Juli
Firelei Báez in Wolfsburg
Das Kunstmuseum Wolfsburg stellt von Samstag an die farbintensiven, großformatigen Bilder von Firelei Báez aus. "Trust Memory Over History" ist der Titel der Zusammenstellung der dynamischen Kompositionen – teilweise bleiben die Motive für den Betrachter oder die Betrachterin rätselhaft. Die 1981 in der Dominikanischen Republik geborene und in New York lebende Künstlerin ist bekannt dafür, mit ihren Installationen in der reizüberfluteten Kultur der Gegenwart Lichtpunkte zu setzen.
In den fiktiven Bildwelten vermengen sich kopflose Geschöpfe, die magisch zwischen Mensch, Pflanze und Tier changieren, glänzendes Haar, farbenfrohe Federn, pralle Früchte und sturmerprobte Palmen. Báez setzt somit den gewaltvollen Kapiteln der Weltgeschichte Schönheit und Freude entgegen, wie das Museum ihre Kunst beschreibt. Dabei reiche ihr Spektrum von karibischer Kultur über Science-Fiction, Kunst- und Naturgeschichte bis zur Kolonialzeit, Migration, dem Leben in der Diaspora, Rassismus oder Genderfragen. (dpa)
Firelei Báez "Trust Memory Over History", Kunstmuseum Wolfsburg, bis 13. Oktober
Kunstfest mit Sven Johne in Wünsdorf
Wünsdorf, die "verbotene Stadt" südlich von Berlin. Von 1945 bis 1994 Sitz des Oberkommandos der sowjetischen Streitkräfte in der DDR, bis zu 75.000 sowjetische Männer, Frauen und Kinder lebten hier, weitgehend verborgen vor den Einheimischen. Jetzt steht das ehemalige Haus der Offiziere und das umliegende einstige Sperrgebiet verlassen da, mitsamt seiner Kindergärten, Schulen, Sportplätze, Schwimmbäder und Geschäfte. An diesem Sonntag aber kann das Gelände bei einem Kulturfest des Brandenburg Museum für Zukunft, Gegenwart und Geschichte besucht werden.
Im Zentrum des Festes mit Führungen, Lesung, Gespräch und Band steht die Vorführung von "Das sowjetische Hauptquartier", der jüngsten Filmarbeit des Künstlers Sven Johne, die von Wünsdorf handelt, vom Zerfall der Sowjetunion und der Nachwendezeit in Ostdeutschland. Umbrüche, die auch im Werk der Schriftstellerin Julia Schoch zentral sind. Sie wird mit Johne, Kuratorin Katalin Kraszahorkai und Monopol-Redakteur Daniel Völzke über Transformationen, Erinnerungsarbeit und künstlerische Umkreisungen der Vergangenheit sprechen.
"Das sowjetische Hauptquartier", Wünsdorf, Sonntag, 7. Juli, 13 bis 18 Uhr