Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Apolda, Berlin, Bremen, Güstrow, Hamburg, Leipzig, London, New York, und Weimar


Meret Oppenheim und Freunde in Apolda

Die Künstlerin Meret Oppenheim (1913-1985) und ihr kreatives Umfeld stehen im Mittelpunkt einer neuen Ausstellung im Kunsthaus Apolda in Thüringen. Von diesem Sonntag an werden dort 150 Arbeiten der in Deutschland geborenen Oppenheim und von bedeutenden Künstlern des französischen Surrealismus gezeigt. Vertreten sind unter anderen Max Ernst, André Breton, Jean Arp, Marcel Duchamp und Man Ray, dessen Fotografie "Erotique voilée" mit der an einer Druckerpresse stehenden Oppenheim zu den bekanntesten Arbeiten des Surrealismus gehört.

Surrealismus als weltweite Kunstströmung, die das Traumhafte, Phantastische, in Farbe und Form Gegensätzliche zum Gegenstand machte, entstand in den 1920-er Jahren in Paris.  Oppenheim schloss sich der Künstlergruppe um Breton an und nahm zwischen 1933 und 1937 regelmäßig an deren Ausstellungen teil. In diesem Umfeld entstand 1933 auch Man Rays Arbeit.

Oppenheim ging später in die Schweiz, wo sie parallel zu einer Ausbildung zur Restauratorin künstlerisch arbeitete und 1954 ein eigenes Atelier in Bern bezog. "Meret Oppenheim hat sich stets allen Regelwerken entzogen und in ihrer Kunst und ihrem Leben konsequent ein Höchstmaß an Autonomie gewahrt", heißt es in den Ausstellungsangaben des Kunsthauses. Ihre selbstbewusst-feministische, Konventionen sprengende Haltung und ihr disziplinübergreifender Ansatz fänden bis heute ihren Widerhall in der Kunst. Zu sehen ist die Ausstellung "Meret Oppenheim & Friends" bis zum 18. August jeweils dienstags bis sonntags. (dpa)

"Meret Oppenheim & Friends", Kunsthaus Apolda Avantgarde, 12. Mai bis 18 August


Max Liebermann in Berlin

Der wichtigste deutsche Impressionist Max Liebermann (1847-1935) ist bekannt auch für die Orte seiner Motivwahl. In seiner Heimat Berlin entstanden unzählige Gemälde. Auch für die Umsetzung seiner Reiseeindrücke und Aufenthalte etwa in den Niederlanden oder Paris wird der Maler und Kopf der Berliner Variante der Kunstbewegung Secession bis heute gefeiert. Einen weniger bekannten Blick auf die Arbeit des Künstlers zeigt die Liebermann-Villa am Wannsee mit der Ausstellung "Max Liebermann in Italien" bis zum 2. September.  

Liebermann reiste 1878 erstmals nach Italien, mindestens sechsmal besuchte er das Land, knüpfte Kontakte in die italienische Kunstszene und ließ sich inspirieren für Motive etwa in Venedig, Florenz und Rom.

Das deutsch-italienische Projekt in Zusammenarbeit mit dem Museum Casa di Goethe in Rom besteht den Angaben zufolge aus zwei sich ergänzenden Teilen. In Berlin gibt es einen Schwerpunkt mit Liebermanns italienischen Werken und seinen Ausstellungsbeteiligungen in Italien. Die Liebermann-Villa zeigt Gemälde und Zeichnungen, die in Italien entstanden sind und Arbeiten aus italienischen Sammlungen. Dafür gibt es Leihgaben etwa aus Museen in Florenz, Venedig oder Mailand. Von September an ist im Museum Casa di Goethe die erste umfassende Liebermann-Ausstellung in Italien geplant. (dpa)

"Max Liebermann in Italien", Liebermann-Villa am Wannsee, Berlin, bis 2. September


Tatort Natur in Bremen 

Schon Friedrich Engels warnte davor, dass sich die Natur irgendwann für die Ausbeutung durch den Menschen rächen würde. Heute gehört die Klimakrise zu den drängendsten Problemen der Weltbevölkerung, und auch die Kunst macht sich Gedanken über den brutalen Umgang mit unserem Planeten. In der Ausstellung "Tatort Natur" im Overbeck Museum in Bremen werden verschiedene zeitgenössische und historische Positionen zum Thema Raubbau und Renaturierung versammelt. Dabei sind unter anderem Werke von Niklas Goldbach, Dan Perjovschi, Stefanie von Schroeter, Silke Wagner und Jost Wischnewski. Das Worpsweder Künstlerpaar Fritz und Hermine Overbeck vertritt den Blick auf die Natur aus der Zeit um 1900.

"Tatort Natur", Overbeck Museum, Bremen, bis 4. August


Tschabalala Self in Espoo

Die US-Amerikanerin Tschabalala Self erzählt in ihrer Arbeit von der mühsamen Arbeit, ein Ich zu bauen. Sie sieht sich selbst vor allem als Malerin, doch ihre Werke, die oft fragmentierte Schwarze Körper in intimen Situationen zeigen, lassen sich auch als Collagen lesen. Sie bestehen nicht nur aus Farbe, sondern auch aus gemusterten Textilien, die eine Handwerkstradition und künstlerische Vorbilder wie Faith Ringgold aufrufen. Nun zeigt Self, geboren 1990 in Harlem, New York, ihre erste Ausstellung in Skandinavien. "Around The Way", eine Komposition aus Gemälden, architektonischen Interventionen und Skulpturen, ist bis Mai 2025 im Museum Emma in Espoo nahe der finnischen Hauptstadt Helsinki zu sehen. Als Inspiration benutzt die Künstlerin alles von Matisse-Interieurs bis zu Hip-Hop-Kultur und Comicfiguren. Angst vor Humor hat sie ebenfalls nicht, und so entsteht ein Werk, das opulent, politisch und ein bisschen schräg gleichzeitig ist. 

Tschabalala Self "Around The Way", Emma, Espoo, bis 4. Mai 2025

Tschabalala Self "Anthurium", 2023
Foto: The Saastamoinen Foundation Art Collection / EMMA – Espoo Museum of Modern Art, © Paula Virta / EMMA

Tschabalala Self "Anthurium", 2023


Ernst Barlach und August Gaul in Güstrow

Die Güstrower Ernst Barlach Museen widmen nach dreijähriger Vorbereitung eine Ausstellung der Freundschaft zwischen den beiden Bildhauern Ernst Barlach (1870–1938) und August Gaul (1869–1921). Beide seien für Reduktion von Details bekannt, erklärte die Ernst Barlach Stiftung. Gaul habe sich hauptsächlich der künstlerischen Darstellung von Tieren gewidmet und Barlach metaphorische Menschendarstellungen. Das Atelierhaus am Güstrower Heidberg war die letzte Wirkungsstätte des Bildhauers und Grafikers Ernst Barlach. Die Schau ist noch bis Anfang September zu sehen. (dpa)

"Künstlerfreunde. August Gaul und Ernst Barlach", Ernst Barlach Museum, Güstrow, bis 8. September


Fußball und Migration in Hamburg

Zur Fußball-Europameisterschaft zeigt das Auswanderermuseum Ballinstadt von Dienstag bis zum 1. September die Sonderausstellung "Fußball & Migration". "Migration und Fußball gehören untrennbar zusammen. Diese Symbiose ist beispielhaft für unser Leben und zeigt auf verschiedene Art und Weise, welche Bedeutung der Sport auf der gesellschaftlichen Ebene hat", sagt Geschäftsführer Volker Reimers am. Mehr als 50 originale Exponate zeigen exemplarisch die Verbindung von Fußball und Migration auf. "Highlight für jeden Fan ist sicherlich die beeindruckende Trikotwand mit 28 Jerseys von deutschen Nationalspielern mit Migrationshintergrund. Von Podolski über Klose und Doorsoun bis zu Tah und Jones sind viele Spielerinnen und Spieler vertreten", hieß es.

Andere Themen seien Internationalität und die Globalisierung oder der in Teilen immer noch bestehende Rassismus im Fußballsport. "Die Sonderausstellung soll zum Entdecken und Staunen einladen und durch den ein oder anderen Aha-Moment zum Nachdenken anregen", sagt Reimers. Ein besonderer Schwerpunkt liege auch auf dem Thema "Mädchen und Fußball". (dpa)

"Fußball & Migration", BallinStadt - Auswanderermuseum Hamburg 

Blick in die Ausstellung "Migration und Fußball", Hamburg, 2024
Foto: dpa

Blick in die Ausstellung "Migration und Fußball", Hamburg, 2024


Eine Traumwelt voller Stühle in Leipzig

Eine Ausstellung in Leipzig wirft einen Blick auf eine der weltweit bedeutendsten Privatsammlungen von Stühlen. Nun sind im Grassi Museum für Angewandte Kunst die Werke von mehr als 100 Künstlerinnen und Künstlern, Designern sowie Architekten von den 1960er-Jahren bis heute zu sehen. Die Ausstellung "A Chair And You" ist einer der Höhepunkte im Jahr 2024, in dem das Museum sein 150-jähriges Bestehen feiert.

Die rund 140 Stühle, deren skulpturaler Charakter weit über die übliche Typologie von Stühlen hinausreicht, trug der Genfer Unternehmer und Sammler Thierry Barbier-Mueller seit den späten 1990er-Jahren zusammen. Später wurde die Kollektion dem renommierten amerikanischen Regisseur und Künstler Robert Wilson anvertraut. In einer außergewöhnlichen Inszenierung lässt er die Besucherinnen und Besucher in immersive Welten eintauchen, in denen die Stühle zu Protagonisten einer Theateraufführung werden.

Mit Ton, Licht und Gestaltungselementen, die an Bühnenbilder erinnern, soll eine ganz besondere Atmosphäre geschaffen werden, in der das ikonenhafte Designobjekt Stuhl in seinen zahlreichen Variationen auf ungewohnte Weise entdeckt werden kann. Zudem werden Gäste mit einer Oper in vier Akten konfrontiert, in der die Geschichte der Kunst und des Designs von den 1960er-Jahren bis heute erzählt wird. Bis zum 6. Oktober können Besucherinnen und Besucher die Ausstellung im Grassi Museum besuchen. (dpa)

"A Chair and You", Grassi Museum, Leipzig, bis 2. Oktober


200 Jahre National Gallery in London 

Die National Gallery in London feiert ihr 200-jähriges Bestehen. Das Museum ist im Jahr 1824 gegründet worden. Das Jubiläum soll von diesem Freitag an gefeiert werden. Geplant ist unter anderem eine Lichtshow an dem Gebäude am Trafalgar Square. Dafür sollen Projektionen von Gemälden aus der Sammlung und zur Geschichte des Museums genutzt werden, wie die Betreiber angekündigt haben.

Zwölf bekannte Werke sollen zudem in anderen britischen Museen ausgestellt werden, um auch Menschen an den Feierlichkeiten teilhaben zu lassen, die nicht in der Hauptstadt leben. Dazu gehört "Venus vor dem Spiegel" ("The Rokeby Venus") von Diego Velázquez, ein Gemälde, das bereits Schlagzeilen machte.

Aktivisten hatten im vergangenen November auf die Scheibe des Kunstwerks eingeschlagen. Damit wollten sie gegen neue Öl- und Gasprojekte der britischen Regierung in der Nordsee protestieren. Schon ein Jahrhundert zuvor war das Bild Gegenstand eines Protests geworden - damals wurde es von der Suffragette Mary Richardson attackiert, die gegen die Festnahme der Frauenrechtlerin Emmeline Pankhurst protestierte.

Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Kunstwerke vor den Luftangriffen der Nazis in Sicherheit gebracht. Das Museum, dessen Sammlung mit rund 40 Werken des Bankiers John Julius Angerstein begann, umfasst heute etwa 2300 Kunstwerke. Dazu gehört auch ein Sonnenblumen-Gemälde von Vincent van Gogh. Klimaaktivisten bewarfen 2022 die Schutzscheibe - mit Tomatensuppe. (dpa)

"200 Jahre National Gallery in London", Festwochenende, London, bis 12. Mai

Rendering zur Lightshow an der National Gallery in London zum 200. Geburtstag
Foto: National Gallery

Rendering zur Lightshow an der National Gallery in London zum 200. Geburtstag


LaToya Ruby Frazier in New York

Am 6. März 2019 rollte im General-Motors-Werk in Lords­town, Ohio, der letzte Chevrolet Cruze vom Band. Setzte man die Karossiere einer Röntgenuntersuchung aus, käme wie bei manch antikem Gemälde Erstaunliches zutage. Vor der finalen Lackierung übersäten die Arbeiter den Wagen mit Inschriften. Ihre Signaturen hinterließen sie unter der Polsterung eines der Sitze. An ein fröhliches Denkmal dachten sie dabei wohl nicht. Vergeblich hatte die Gewerkschaft für einen Erhalt des Produktionsstandorts gekämpft. Kurz darauf kreiste eine namhafte Fotokünstlerin in einem Hubschrauber über dem Gelände. LaToya Ruby Frazier fotografierte "The Last Cruze", wie sie ihr Projekt nannte.

Gleichermaßen Künstlerin und Aktivistin, steht die 1982 geborene Frazier in der Tradition der sozialen Fotografie der 1930er- und 1940er-Jahre. Besonders zwei künstlerische Mitarbeiter von Roosevelts berühmter Farm Security Administration (FSA) nennt sie als Vorbilder: Dorothea Lange, die mit "Migrant Mother" das vielleicht ikonischste Foto der Depressionszeit schoss, und Gordon Parks, berühmt für sein als "American Gothic" bekanntes Porträt einer selbstbewusst posierenden Raumpflegerin.

Gleichzeitig hinterfragt sie den propagandistischen Auftrag hinter diesen Meisterwerken. "Meine ganze Arbeit in den letzten 20 Jahren handelt davon, dieses Vorbild zu verschieben", erklärt sie im Gespräch. "Ich möchte dieses hierarchische Verhältnis zwischen Auftraggeber und Fotografin umdrehen und es meiner Arbeit erlauben, gemeinsam mit den Menschen, die auf den Bildern zu sehen sind, zu entstehen. Sie sind Autoren ihrer eigenen Bilder und erzählen ihre eigenen Geschichten. Diese Fotos werden dann verwendet, um eine Gegengeschichte zu schreiben, um die Wertschätzung, die Macht und den Respekt dem Volk zurückzugeben und nicht Unternehmen."

Der sozial engagierten Fotografie Fraziers widmet das MoMA nun eine Einzelausstellung. Die Kombination aus verschiedenen Serien ihrer Karriere soll laut der Künstlerin ein "Monument für die Arbeiter in den USA" sein.

LaToya Ruby Frazier "Monuments of Solidarity", MoMA, New York, 12. Mai bis 7. September

Women’s Committee final gathering inside their conference room at UAW Local 1112 Reuther Scandy Alli union hall
Foto: © LaToya Ruby Frazier, Courtesy the artist and Gladstone Gallery

LaToya Ruby Frazier "Women’s Committee final gathering inside their conference room at UAW Local 1112 Reuther Scandy Alli union hall (left to right, Crystal Carpenter, Linda Hash, Trisha Brown, RaNeal Edwards, Pamela Brown, Marilyn Moore, MaryOla Stemple, Tunisha Bell, and Francis Turnage), Lordstown, OH, 2019", 2019


Das Bauhaus und die Nazis in Weimar

79 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa rückt in Weimar ein neues Museum das Thema Zwangsarbeit im Nationalsozialismus in den Fokus. Parallel dazu beginnt die umfangreiche Sonderausstellung "Bauhaus und Nationalsozialismus" der Klassik Stiftung Weimar. Das sei ein klares Statement dazu, welche Relevanz die Auseinandersetzung mit den nationalsozialistischen Verbrechen für das Selbstverständnis der demokratischen Gesellschaft in Deutschland habe, sagte der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner. 

Die Ausstellung der Klassik Stiftung zum Bauhaus im Nationalsozialismus ist in drei Teile gegliedert, die in drei Häusern gezeigt werden: im Bauhaus Museum, im Museum Neues Weimar und im Schiller-Museum. Rund 450 Kunst- und Designobjekte aus Privatsammlungen und renommierten Museen in Europa und den USA sind zu sehen. 

Nach Angaben der Ausstellungskuratorin Anke Blümm verließen zwar viele prominente Bauhäusler bald nach der nationalsozialistischen Machtübernahme Deutschland. Von den etwa 1400 Studierenden und Lehrenden seien aber etwa 900 dageblieben. Viele hätten sich an den Nationalsozialismus angepasst. Genau 188 Bauhäusler seien NSDAP-Mitglieder gewesen, einige sogar Teil von SA und SS, sagte Blümm.

Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) betonte: "Heute eröffnen wir nicht nur ein Museum und eine Ausstellung, sondern setzen auch ein klares Zeichen für die Bedeutung der Geschichtsaufarbeitung in Thüringen." Sie seien eine Ermahnung, "wachsam zu bleiben und die Lehren der Vergangenheit als Wegweiser für die Zukunft zu nutzen." (dpa)

"Bauhaus und Nationalsozialismus", Neues Museum, Bauhaus-Museum und Schiller-Museum, Weimar, bis 15. September