Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Heinz-Karl Kummer "Solidarität", 1978
Foto: Hannes Wiedemann/HKW, Courtesy Museum Utopie und Alltag und Nachlass Heinz-Karl Kummer

Heinz-Karl Kummer "Solidarität", 1978

Die Kunst der Woche in Baden-Baden, Bedburg-Hau, Berlin, Brüssel, Darmstadt, Esslingen, Erfurt, Goslar, Hamburg, Heidelberg, Liechtenstein und New York 

 

Unmögliches und Mögliches in Baden-Baden

Kunst toppt Künstliche Intelligenz: Eine Schau im Museum Frieder Burda feiert die Macht der Illusion in der Kunst. Die Ausstellung "ImPossible" in Baden-Baden zeigt, dass Kunst all dem eine sehr persönliche Gestalt geben kann, was in der Realität eigentlich nicht möglich ist. Von Yves Klein und Sigmar Polke über Jeff Wall, Thomas Demand und Andreas Gursky bis hin zu jüngeren Positionen wie Alexandra Bircken oder Goshka Macuga präsentiert das Museum ab Samstag Arbeiten, die das Unmögliche als Alternative zu einer zunehmend trügerischen Realität vorstellen.

Von den Anfängen der Bildfindung bis zu neuen medialen Möglichkeiten wird demonstriert, wie sich Kunst schon lange vor der heutigen Diskussion über Fluch und Segen von Künstlicher Intelligenz (KI) immer wieder eigene Realitäten schuf. So materialisiert Daniel Knorr in einem bunten Kabel-Wirrwarr aus recyceltem Müll in einem Raum voll Spiegelfolie den Cyberspace, der Videokünstler David Claerbout lässt einen Baum rückwärts und David Romero einen Wolkenkratzer bis in den Himmel wachsen. Konzeptkünstler Yves Klein unternimmt einen Flugversuch, Fotograf Andreas Gursky hält den Geschwindigkeitsrausch von Formel-1-Rennen fest.

Kurator Alexander Timtschenko zufolge ist KI auch in der Kunst rasant auf dem Vormarsch. "Die Künstler spielen natürlich mit den gleichen Mitteln", sagt er. In der Schau zeige sich aber eine "freundliche Manipulation", weil man das Werk immer auf den Künstler zurückführen könne.

Der Kunstsammler Frieder Burda hat vor 20 Jahren übrigens selbst ein wenig die Grenzen verschoben und scheinbar Unmögliches gegen große Widerstände möglich gemacht - als er für seine renommierte Kunstsammlung mit Werken unter anderem von Gerhard Richter, Sigmar Polke und Georg Baselitz ein Haus an Baden-Badens Prachtmeile realisierte. Das Privatmuseum nach den Plänen des New Yorker Stararchitekten Richard Meier zählt heute zu den Attraktionen des Kurortes am Rande des Schwarzwaldes - neben dem Festspielhaus, den heißen Quellen und dem berühmten Spielcasino. (dpa)

Lesen Sie hier einen Essay zur Gruppenschau "ImPossible" von unserem Kolumnist Oliver Koerner von Gustorf.

"ImPOSSIBLE", Museum Frieder Burda, Baden-Baden 2. März bis 26. Mai


Lennart Lahuis und Joseph Beuys in Bedburg-Hau

Kompressoren schreiben Worte aus Wasserdampf in den Ausstellungsraum. In einem großen Aquarium tauchen Bilder auf und vergehen wieder. Im Schloss Moyland zaubert der niederländische Künstler Lennart Lahuis, seine Werke beziehen sich auf Joseph Beuys und dessen Umgang mit den Elementen Wasser, Feuer, Erde und Luft. Werke des großen Künstler-Schamanen treten in einen Dialog mit Lahuis’ Maschinenkunst in diesem zweiten Teil einer Reihe, die sich mit Beuys’ Wirkung auf jüngere Kunstschaffende beschäftigt. 

"Earth, Fire, Water, Air. Lennart Lahuis und Joseph Beuys", Museum Schloss Moyland, Bedburg-Hau, bis 26. Mai

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Foto: Lennart Lahuis

Lennart Lahuis "Hydrology", 2023 

 

Migration und die DDR in Berlin

Mit der Geschichte von Migranten aus verbündeten Staaten der DDR befasst sich die Ausstellung "Echos der Bruderländer" im Berliner Haus der Kulturen der Welt. Aus Ländern wie Algerien, Angola, Chile, Guinea-Bissau, Kuba, Mosambik, Syrien oder Vietnam migrierten demnach zwischen 1949 und 1990 hunderttausende Menschen in die DDR. Die Ausstellung ist vom 2. März bis zum 20. Mai zu sehen. 

Thematisiert werden etwa die Gegensätze zwischen propagierter Fairness bei Arbeitsbedingungen oder Weiterbildung und erlebter Ausbeutung, Überwachung oder Entzug von Freiheiten, wie es in der Mitteilung zur Ausstellung heißt. Daneben standen auch Solidarität auf individueller Ebene und darüber hinaus.

"Echos der Bruderländer" zeigt Beispiele für Erinnerungen und Reflexion. Im Begleitprogramm will das Ausstellungs- und Rechercheprojekt zeigen, wie die Geschichten die einstigen verbündeten Staaten und die Menschen noch immer beeinflussen.

"Echos der Bruderländer", Haus der Kulturen der Welt, Berlin, 2. März bis 20. Mai, Eröffnung 1. März, 18 Uhr


Marcel van Eeden in Goslar und Braunschweig

Was nach 1965 geschah, interessiert Marcel van Eeden nicht. Konsequent behandelt der in jenem Jahr geborene Niederländer nur Motive, die auf die Zeit vor seiner Geburt bezogen sind. Berühmt ist er für seine in dramatisches Helldunkel getauchten Zeichnungen nach Zeitungsausschnitten oder Postkarten. In Goslar sind nun seine neuen Fotoarbeiten zu sehen, für die er selbst unterwegs war – in der Harzstadt und in Braunschweig. Im dortigen Museum für Photographie stellt der Niederländer parallel aus. 

"Marcel van Eeden. Der heimliche Kaiser", Mönchehaus Museum Goslar und Museum für Photographie Braunschweig, bis 21. April


Die Faszination des Horrors in Darmstadt

Ein Mensch mit einem Müllsack über dem Kopf, eine Vitrine mit Torsos am Fleischhaken und am Eingang gleich ein Sarg mit Totenkopf: Eine neue Ausstellung zeigt ab diesem Freitag in Darmstadt eine Geschichte des Schreckens. "Tod und Teufel. Faszination des Horrors" im Hessischen Landmuseum thematisiert das Grauen in Werken alter Meister bis zur Aktualität in Mode, Musik, Film und zeitgenössischer Kunst. "Horror als Genre begleitet kontinuierlich die Kulturgeschichte", sagte Museumsdirektor Martin Faass am Donnerstag vor der Ausstellungseröffnung. Die Schau mit mehr als 100 gezeigten Werken ist vom Kunstpalast Düsseldorf in Kooperation mit dem Landesmuseum entstanden. Sie ist bis zum 2. Juni in Darmstadt zu sehen.

"Es ist ein ungewöhnliches Thema für Kulturinstitutionen", sagte die Kuratorin vom Kunstpalast Düsseldorf, Westrey Page. Horror gelte teils als oberflächlich und abgedroschen. Sie wolle die Tiefe zeigen. Horror sei unglaublich vielfältig und auch politisch. 

Die Ausstellung zeigt alte Meister wie Albrecht Dürer, morbide Mode, den Einfluss auf die Musik, wie er sich in Plattencovern und Leadtexten von Bands wie Iron Maiden oder Motörhead widerspiegelt. Sie zeigt Skulpturen oder Fotos von Henkersmahlzeiten von in den USA zum Tode verurteilten Straftätern, die Stillleben ähneln.

Auch der Einfluss auf die Filmindustrie mit Filmen wie Rosemary's Baby oder der Exorzist sind Thema. Hier fand Horror schon früh Eingang - mit Friedrich Wilhelm Murnaus Stummfilm Nosferatu von 1922, von dem Sequenzen gezeigt werden. Auch Puppen sind zu sehen. "Das Feiern des anders sein, ist auch im Kinderzimmer angekommen", sagte Page.

Die Darstellung von Horror habe sich in der jüngeren Vergangenheit auch als Protest und Widerstand formiert. Metall-Musik sei das Genre, das sich mit Satanismus beschäftige, auch um Normen der christlichen Gesellschaft zu widersprechen, sagte Page. Seien im Mittelalter Darstellungen von Dunkelheit, Tod und Dämonen unsympathisch gewesen, seien die Darstellungen heute auch Sympathiefiguren. Anders als in Bram Stoker's Dracula sind Vampire ihrer Aussage nach heute auch sexy. (dpa)

"Tod und Teufel. Faszination des Horrors", Hessisches Landesmuseum Darmstadt, bis 2. Juni

"Tod und Teufel. Faszination des Horrors" im Hessischen Landmuseum thematisiert das Grauen in Werken alter Meister bis zur Aktualität in Mode, Musik, Film und zeitgenössischer Kunst
Foto: Helmut Fricke/dpa

"Tod und Teufel. Faszination des Horrors" im Hessischen Landmuseum thematisiert das Grauen in Werken alter Meister bis zur Aktualität in Mode, Musik, Film und zeitgenössischer Kunst


"Ostkreuz"-Fotografie in Erfurt
 
Mit Aufnahmen der Mitbegründer der berühmten "Ostkreuz"-Fotoagentur führt die Kunsthalle Erfurt ihren Fotografie-Schwerpunkt fort. Dabei steht auch ein Thüringer Dorf beispielhaft für andere Orte im Fokus. Konkret geht es um Berka. Dort wurde die Fotografin Ute Mahler 1949 geboren, inzwischen gehört der Ort zu Sondershausen.

Ute Mahler, ihr Ehemann Werner Mahler sowie ihr Vater, der Müllermeister und spätere Werbefotograf Ludwig Schirmer (1929-2001), fotografierten alle drei Berka und die Bewohner, mit jeweils deutlichem zeitlichem Abstand. Die Schwarz-Weiß-Fotos entstanden über einen Zeitraum von 70 Jahren und wurden erst jetzt zusammengefasst. Denn lange wussten die Mahlers nicht, in welchem Umfang und welcher Qualität Schirmer das Dorfleben der Nachkriegszeit abgelichtet hatte. 

Manchmal durch Zufall, manchmal bewusst sind Menschen, die Schirmer als Kinder fotografiert hatte, in Ute Mahlers Aufnahmen von 2021/22 zu sehen. "Die Arbeit ist gewachsen und nicht von Anfang an konzipiert gewesen", sagte sie beim Gespräch am Donnerstag in Erfurt. Vom 1950 in Sachsen-Anhalt geborenen Werner Mahler stammen Fotos aus dem Berka der 70er- und 80er-Jahren. Wobei die Mahlers die Aufnahmen als beispielhaft für die Entwicklung vieler anderer kleiner Dörfer nicht nur in Deutschland sehen.

Neben dem Projekt über Berka sind in der Schau Arbeiten anderer Werkreihen zu sehen. "Wo die Welt zu Ende war" etwa zeigt Aufnahmen der früheren innerdeutschen Grenze rund 20 Jahre nach dem Mauerfall. Die einzigen Farbaufnahmen gehören zur Serie "Seltsame Tage". 

"Ute Mahler, Werner Mahler und Ludwig Schirmer. An seltsamen Tagen über Flüsse in die Städte und Dörfer bis ans Ende der Welt", Kunsthalle Erfurt, bis 26. Mai, Eröffnung 2. März, 18 Uhr

Ludwig Schirmer "Ein Dorf", 1955
Foto: Courtesy the artist

Ludwig Schirmer "Ein Dorf", 1955


"Die Sinne der Pflanzen" in Esslingen

Die Latschenkiefer hat’s gut. Keine Sorgen, keine Schmerzen, das Gewächs steht stumm, seelenlos und unbewegt in der Gegend – oder? In Wahrheit, so schätzt die Wissenschaft, verfügen Pflanzen über Sinne, sie kommunizieren miteinander und treffen Entscheidungen. In einer Gruppenschau der Esslinger Villa Merkel wird darüber spekuliert, welche Konsequenzen das geheime Leben der Pflanzen für uns haben könnte. Zu sehen sind unter anderem Werke von Patricia Domínguez, Špela Petrič, Miriam Simun, Saša Spačal, Anton Vidokle und Zheng Bo. 

"Die Sinne der Pflanzen", Villa Merkel, Esslingen, bis 2. Juni, Eröffnung 2. März 17 Uhr


60 Jahre Pirelli-Kalender in Hamburg

Einst stand er für Hochglanz-Erotik, jetzt zeigt eine Ausstellung mehr als 200 Bildmotive des Pirelli Kalenders. Die Initiatoren sehen in ihm einen Spiegel der Gesellschaft. Cindy Crawford, Naomi Campbell, Kate Moss, Jennifer Lopez, Penélope Cruz oder Sophia Loren: Berühmte Models und Schauspielerinnen standen schon für den legendären Kalender vor der Kamera. 

Zum 60. Jubiläum des Pirelli Kalenders zeigt die Ernst Barlach Gesellschaft Hamburg bis zum 28. April in der Barlach Halle K eine Ausstellung mit mehr als 200 Bildmotiven renommierter Fotografen und Fotografinnen wie Bert Stern, Sarah Moon, Emma Summerton, Richard Avedon, Peter Lindbergh, Karl Lagerfeld und Helmut Newton. Der italienische Reifenhersteller Pirelli vergibt seit dem Jahr 1964 die künstlerische Umsetzung des Pirelli Kalenders jährlich an namhafte Fotografinnen und Fotografen. Die Kalender waren nie käuflich zu erwerben, sondern wurden immer nur an ausgewählte Freunde des Unternehmens verschenkt.

"Einst ein Synonym für ästhetisch inszenierte Hochglanz-Erotik, hat der Pirelli Kalender in den vergangenen Jahrzehnten eine bemerkenswerte Metamorphose durchlebt. So steht er heute für die geschichtliche Wandlung der Geschlechterrollen, der Sexualmoral, des Geschmacks und des Schönheitsideals", sagte der Vorsitzende der Ernst Barlach Gesellschaft Hamburg, Jürgen Doppelstein, am Freitag. Der Kalender sei "ein Spiegel der zeitgenössischen Gesellschaft, er ist Mythos und kulturelles Phänomen". (dpa)

"Pirelli- Der Kalender", Ernst Barlach Halle K, Hamburg, bis 28. April

Pirelli Austellung
Foto: Christian Charisius/dpa

Die Pirelli-Austellung in Hamburg


Gefälschte und originale Kunstwerke in Heidelberg

Ob Picasso oder Dalí: Täuschend echte Fälschungen etwa von Gemälden gelangen immer wieder in den Kunsthandel. 40 solcher Arbeiten sind nun im Kurpfälzischen Museum der Stadt Heidelberg zu sehen. Kurator Henry Keazor, Professor für Kunstgeschichte an der Universität Heidelberg, hat 15 Original-Kunstwerke sowie 40 gefälschte, vermeintliche Werke von Lucas Cranach dem Älteren, Vincent van Gogh, Maurice Utrillo, Salvador Dalí und Pablo Picasso zusammengestellt. Auch zwei Fälschungen von Wolfgang Beltracchi, der einen der größten Kunstfälscher-Skandale Deutschlands auslöste, werden gezeigt.  

"Fälscher sind keine Künstler, sie verursachen Schaden nicht nur für Sammler und Museen, sondern betreiben letztlich auch künstlerische Rufschädigung", sagte Keazor der Deutschen Presse-Agentur. Er hat mit polizeilicher Unterstützung an der Universität eine "Fälschungsstudiensammlung" aufgebaut. 

Die Leihgaben dafür stammen demnach von den Landeskriminalämtern (LKA) in Stuttgart, München und Berlin. Beamte dieser drei Behörden sind nach eigenen Angaben in der Bundesrepublik die einzigen Kriminalisten, die sich speziell mit Kunstfälschungen befassen. Allein in Stuttgart lagern demnach 2500 beschlagnahmte Grafiken, 150 Gemälde und 80 Plastiken, die aber öffentlich nicht zugänglich sind. (dpa)

"Kunst und Fälschung", Kurpfälzisches Museum Heidelberg, bis 30. Juni 

Ein Originalwerk (links) des Künstlers Erich Heckel, "Fränzi liegend", 1910 und eine Fälschung von Edgar Mrugalla
Foto: Uwe Anspach/dpa

Ein Originalwerk (links) des Künstlers Erich Heckel, "Fränzi liegend", 1910 und eine Fälschung von Edgar Mrugalla 


Lilian Moro in Liechtenstein

Ihr Werk kreist um den Klang. Die künstlerischen Gesten der 1961 in Mailand geborenen Liliana Moro verlangen eine aktive Beteiligung des Publikums, sei es durch Betreten, Niederkauern oder Zuhören. Die erste institutionelle Soloausstellung Moros überhaupt spannt einen Bogen vom Frühwerk der späten 1980er-Jahre bis hin zu ihrem aktuellen Schaffen und umfasst auch neue, eigens für das Kunstmuseum Liechtenstein entwickelte Arbeiten. Neben Sound-Art sind in Vaduz Environments, Zeichnungen, Collagen und Videoarbeiten zu erleben.

"Lilian Moro. Andante con moto", Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz, bis 1. April

Austellungsansicht
Foto: Sandra Maier

Austellungsansicht


Shana Moulton in New York

Cynthia könnte einer kitschigen Telenovela entsprungen sein – das Alter Ego von Shana Moulton. Die 1976 geborene Kalifornierin fängt in ihren Performances, Videos und Skulpturen die Banalität und Ungeheuerlichkeit des Alltagslebens ein. In Moultons neuer Installation "Meta/Physical Therapy" kommen spirituelle Bilder, medizinische Technologie und Trödel zusammen. In mehreren Kapiteln wird die Erzählung über Cynthia fortgesetzt und zusätzlich von Performances begleitet, für die Moulton mit dem Komponisten Nick Hallett zusammengearbeitet hat. 

"Meta/Physical Therapy", Museum of Modern Art, New York, bis 21. April