Fotoklassiker in Berlin
Wer alte Fotografien betrachtet, blickt in die Vergangenheit und zugleich auf sich und die heutige, im Wandel befindliche Welt. Die Ausstellung "Chronorama" in der Berliner Helmut Newton Stiftung versammelt Vintage-Prints, die einst als Druckvorlagen genutzt wurden – für "Vogue" oder "Vanity Fair". Helmut Newton hatte in den 1950er-Jahren für diese Zeitschriften gearbeitet. Neben seinen Bildern sind Werke anderer legendärer Fotoschaffender zu sehen, darunter Lisette Model, Irving Penn, Chris von Wangenheim, Deborah Turbeville oder Bert Stern. Bis in die späten 1970er reicht die Werkauswahl, die Zeitreise beginnt im Jahr 1910 mit farbigen Illustrationen aus der Frühzeit der Modemagazine.
"Chronorama: Photographic Treasures of The 20th Century", Helmut Newton Stiftung im Museum für Fotografie, Berlin, bis 20. Mai
Jill Mulleady und Henry Taylor in Berlin
Jill Mulleadys Malerei ist stark vom Kino beeinflusst. Ein wiederkehrendes Motiv bei der argentinischen, in Paris lebenden Künstlerin ist das Schlafzimmer – als unheimlicher Ort, an dem ein Verbrechen verübt wurde oder bald eins geschehen könnte. Im Berliner Schinkel Pavillon sind Mulleadys Bilder in einer Doppelschau neben Werken des Afroamerikaners Henry Taylor zu sehen, der sich dem Porträt verschrieben hat. Er malt seine Figuren auf verschiedenste Oberflächen, ob es sich um Cornflakes-Packungen, Flaschen oder Polstermöbel handelt.
"You Me: Jill Mulleady und Henry Taylor", Schinkel Pavillon, Berlin, bis 19. Mai
Kunstmesse Stage in Bregenz
Das Festspielhaus Bregenz ist Spielort der neuen Messe Stage, mit der Messegründer Renger van den Heuvel (vormals Viennafair, Viennacontemporary und Spark Art Fair Vienna) die eingestellte Art Bodensee ablöst. 55 Galerien sind beim Debüt dabei, darunter Christine König aus Wien, Kin aus Brüssel und die Galerie Lelong & Co. aus Paris. Nachhaltigkeit soll im Fokus sowohl des Talkprogramms als auch der Organisation der Messe stehen, die intensiv mit den lokalen Institutionen kooperieren will. Kuratierte Sektionen beschäftigen sich unter anderem mit Fotografie und Emerging Artists.
Stage Bregenz, Festspielhaus Bregenz, bis 25. Februar
Tony Cragg zum Anfassen in Düsseldorf
Aus "Anfassen streng verboten!" wird "Bitte berühren!". Bildhauer Tony Cragg (74) und der Düsseldorfer Kunstpalast brechen mit einem ehernen Museumsgesetz. Bei der neuen Ausstellung "Please touch!" ist der Name Programm und Anfassen erlaubt. 30 Skulpturen aus dem Privatbesitz des international erfolgreichen Künstlers dürfen tatsächlich gestreichelt werden. Museen und Sammler habe man erst gar nicht gefragt, ob sie ihre wertvollen Exponate dafür zur Verfügung stellen.
"Ich will kein Ergebnis im Sinne von Veränderungen an den Arbeiten", sagt Cragg. "Andererseits sagen die Menschen so häufig: "Ach, es wäre so schön, wenn man das anfassen könnte." Bitte schön, diese Gelegenheit ist jetzt da. Wir hoffen auf eine sanfte Berührung."
Felix Krämer, Generaldirektor des Kunstpalasts, sagte: "Ich mache den Job seit 25 Jahren und war selten so gespannt auf die Reaktionen des Publikums. Uns ist klar, dass das Ganze ein Experiment ist. Es gibt gute Gründe dafür, dass man die Skulpturen normalerweise nicht berühren darf. Ohne Tony Cragg wäre das nicht vorstellbar gewesen." Die Ausstellung ist bis 26. Mai zu sehen. (dpa)
"Tony Cragg: Please touch!", Kunstpalast, Düsseldorf, bis 26.Mai
Chris Killip in Frankfurt am Main
Der britische Fotograf Chris Killip zählt in Fotografenkreisen zu den ganz großen Einflüssen. Jetzt ist sein faszinierendes Werk in der Deutschen Börse Photography Foundation neu zu entdecken. Killip tauchte ein in die Welt der Abgehängten, der gekündigten Arbeiter und der Subkultur Großbritanniens während der 1970er- und 1980er-Jahre. "Ich möchte das Leben von Menschen aufzeichnen, weil ich sie wertschätze. Weil ich will, dass man sich an sie erinnert", sagte Killip, der 2020 in Massachusetts starb, wo er seit 1994 den Fachbereich "Visual and Environmental Studies" in Harvard geleitet hatte.
Die Besonderheit seiner Fotografie liegt in der Empathie, die er den Fotografierten entgegenbringt, und deren Bereitschaft zu unverstellter Natürlichkeit und freier Interaktion. Das ist insbesondere bemerkenswert, weil Killip auf der technischen Seite eher invasiv vorging, nämlich mit der Großformatkamera, mit der sonst elegische Stillleben entstehen. So vereinte der Fotokünstler die entgegen - gesetzten Welten aus den vielschichtigen Graustufen und der großen Tiefenschärfe des Großbilds mit der Spontaneität der Reportagefotografie. Die Wertschätzung für die Menschen drückte er auch darin aus, dass er ihnen das aufwendigste und komplizierteste Material widmete.
"Chris Killip. A retrospective", Deutsche Börse Photography Foundation, Frankfurt am Main, bis 19. Mai
177 Galerien, davon 32 aus dem Ausland, präsentieren sich vom 22. bis 25. Februar bei der Art Karlsruhe. In vier Messehallen wird Kunst von der Klassischen Moderne über die Kunst ab 1945 bis in die Gegenwart gezeigt. Großzügige Skulpturenplätze unterbrechen die Kojenlandschaft und bieten Platz für größere Installationen, geförderte One-Artist-Shows erlauben den Fokus auf einzelne Positionen. Für die neue Sektion der Newcomer konnten sich Galerien mit einem Gründungsdatum ab 2020 bewerben. Und im ebenfalls neu etablierten Paper Square, der den früheren Bereich für Druckgrafik ersetzt, kommt Kunst auf Papier zu ihrem Recht.
Art Karsruhe bis 25.Februar
Ulla Wiggen in Kassel
Die 1942 in Stockholm geborene Präzisionsfanatikerin Ulla Wiggen malt Bilder von Schaltkreisen und anderen elektronischen Komponenten, schafft Porträts, medizinische Darstellungen von Knochen oder Arbeiten, die die Iris des Auges zeigen. Ihr eigenwilliges und hoch raffiniertes, sechs Jahrzehnte umfassendes Werk ist jetzt im Fridericianum in Kassel zu sehen. Wiggens Erkundungen komplexer Systeme vom menschlichen Körper bis zum Computer, die bereits seit den 1960er-Jahren entstanden, lassen sich als Vorahnungen der digitalen Ära lesen.
"Ulla Wiggen: Outside/Inside", Fridericianum, Kassel, bis 2. Juni, Eröffnung Freitag, 23. Februar, 19 Uhr
Gerhard Richter in Nürnberg
Das Neue Museum Nürnberg widmet den Werken von Gerhard Richter ab sofort drei Räume in seiner Dauerausstellung. Dort sind 20 Gemälde und ein Aquarell ausgestellt, die alle Werkphasen des 92-jährigen Malers und Grafikers abbilden. Die Spanne in der Ausstellung "Gerhard Richter. On Display" reicht von einem Frühwerk aus Studienzeiten über die Fotobilder wie "Seestück" und "Schädel mit Kerze", Stillleben und Farbtafeln bis zu den abstrakten Bildern.
Dazu hat das Museum einen Multimedia-Guide für das Smartphone entwickelt, der die Besucherinnen und Besucher tief in das kreative Schaffen des Künstlers eintauchen lässt. Nach einer Runde durch die Ausstellung gehe man als Richter-Expertin oder -Experte nach Hause, sagt Direktorin Simone Schimpf. Die Audio- und Videodateien beantworteten auch all die Fragen zu Richter, die Besucherinnen und Besucher in einer Umfrage des Museums im Vorfeld gestellt hatten: Warum sind die Werke so unterschiedlich? Oder: Sind die hohen Preise gerechtfertigt?
Richter gilt als einer der weltweit einflussreichsten Künstler. Seine Werke erzielen regelmäßig Spitzenpreise. Das Neue Museum Nürnberg verfügt nach eigenen Angaben mit insgesamt rund 30 Dauerleihgaben über eine der größten öffentlichen Sammlungen Richters. (dpa)
"Gerhard Richter. On Display", Neues Museum, Nürnberg, Dauerausstellung
Maurizio Cattelan in Stockholm
Ob nun der Papst von einem Meteoriten erschlagen oder eine Banane mit Panzertape an einer Wand befestigt wird – der 1960 in Padua geborene Künstler Maurizio Cattelan verwandelt abstruse Ideen in Realität, sorgt damit fast immer für Aufsehen. Seine Werke sind zuverlässige Steilvorlagen, die Gegebenheiten zu hinterfragen. Cattelan beschäftigt sich mit Gesellschaftsnormen, der Kunstwelt und deren Verbindung. In seinem skulpturalen und fotografischen Werk verpackt er Ernsthaftigkeit mit Witz.
Ab dem 24. Februar können im Moderna Museet in Stockholm in mehr als sechs Ausstellungshallen ikonische Cattelan-Kunstwerke in direkter Gegenüberstellung mit ausgewählten Sammlungsstücken betrachtet werden. Dass es eine Konfrontation wird, kann als sicher gelten. "Wer hat die Macht über Kunst, Gesellschaft, Leben und Tod?", fragt die Ausstellungsbeschreibung. Ist es vielleicht die dritte Hand? Schon der Ausstellungstitel "The Third Hand" lässt Cattelans morbiden Humor anklingen
"The third Hand", Moderna Museet, Stockholm, bis 12. Januar 2025
Salonmesse Nomad in St. Moritz
Klein, fein und an attraktiven Orten, das scheint eine neue Erfolgsformel für Kunstmessen zu sein. Die Nomad-Veranstaltungen nehmen sogar für sich in Anspruch, die Zukunft der Kunstmessen darzustellen. Das Konzept, ausgewählte Sammlerstücke aus Design und zeitgenössischer Kunst in intimem Rahmen und schönen Interieurs zu zeigen, wurde mittlerweile in Venedig, Monaco und auf Capri realisiert. Im Februar steht die Ausgabe in Sankt Moritz im Engadin an, dem traditionsreichsten Spielort der reisenden Salonmesse. Neue Location ist das ehemalige Hotel Eden, ein Gebäude aus dem 19. Jahrhundert mitten im historischen Kern des Orts, das gerade renoviert wird.
Nomad St. Moritz, 22. bis 25. Februar