Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Amsterdam, Berlin, Bochum, Chemnitz, Köln, New York und Stuttgart

 

Yto Barrada in Amsterdam

Soziale Beziehungen neu denken, die fiktionalen Züge von Geschichtsschreibung kritisch aufdecken – das interessiert Yto Barrada besonders. Ihre Filme, Fotografien, Textilarbeiten oder Skulpturen kreisen etwa um kulturelle Phänomene und natürliche Prozesse. In ihrer Soloschau im Amsterdamer Stedelijk Museum zeigt Barrada neue Werkserien, in denen sich die französisch-marokkanische Künstlerin unter anderem mit Mutterschaft, Erziehung und Spiel sowie mit Farbe als Material in der Kunst auseinandersetzt.

"Yto Barrada: Bad Color Combos", Stedelijk Museum, Amsterdam, bis 5. März 2022


Adolf Luther in Bochum

Der Kunsthistoriker Max Imdahl (1925–1988) hat sich zeitlebens intensiv mit dem Werk von Adolf Luther auseinandergesetzt – nun wird im Museum Situation Kunst, das Imdahl gewidmet ist, eine Retrospektive des großen Lichtkünstlers Luther gezeigt. Seine Lichtschleusen, Spiegelobjekte und spektakulären Rauminstallationen, welche die Grenze zwischen Objekt, Betrachtenden und Raum auflösen, zählen zu wesentlichen Beiträgen der kinetischen Kunst und der Op-Art.

"Adolf Luther: Licht. Werk und Sammlung", Situation Kunst – Museum unter Tage, Bochum, bis 10. April 2023


Christopher Kulendran Thomas in Berlin

Die Eltern des 1979 in London geborenen Christopher Kulendran Thomas flohen vor dem Bürgerkrieg aus Sri Lanka – aus diesem biografischen Kontext speisen sich die Werke des Künstlers, der bereits 2016 an der Berlin Biennale teilnahm. In den Berliner KW wird nun seine immersive Filminstallation "Another World" gezeigt, die um den gescheiterten revolutionären Kampf für ein unabhängiges tamilisches Heimatland im Nordosten Sri Lankas kreist. Den heutigen Zustand des Landes reflektiert Thomas in der Videoarbeit "Being Human".

"Christopher Kulendran Thomas: Another World", KW Institute for Contemporary Art, Berlin, bis 15. Januar 2023

 

Post-Internet-Malerei in Erfurt

Für gewöhnlich ist der Spruch "Ok, Boomer" als Kommentar auf uninformierte Beiträge von Mittfünfzigern gemeint, oder eine schnippische Spitze gegen die Elterngeneration; die neuseeländische Politikerin Chöe Swarbrick beschrieb den Ausspruch – nachdem sie damit auf Zwischenrufe während ihrer Rede zum Klimawandel reagiert hatte – als Ausdruck "kollektiver Erschöpfung." Eingerahmt in zwei Emoji-Herzchen, die in Manier früher Internetkommunikation mit Sonderzeichen ausgeschrieben sind, erscheint er im Titel von Götz Sophie Schramms am Samstag eröffnender Einzelausstellung "<3 OK Boomer <3" dagegen geradezu liebevoll. Auf den Ölgemälden im Museum Galerie Waidspeicher in Erfurt hängen fragmentierte Referenzen auf Kunstgeschichte und Meme-Culture neben Markenlogos und Insignien der Macht, etwa dem Bundesadler, frei in der Schwebe und werfen scharfe Schlagschatten. Ein wenig erinnern sie dabei an frühe Bildschirmschoner.

Ein Lichtspot im tiefen Violett des Hintergrunds in einigen Bildern lässt an ein "Rabbit Hole" erinnern, in dem man sich verliert. Während sich im World Wide Web Boomer, Gen X, Millenials und Zoomer unversöhnlich geben, bedient sich Schramm eines visuellen Vokabulars, das durch die Generationen hindurch verständlich ist. "Ok Boomer" ist hier eine Handreichung: Heute sind wir alle Kinder des Internets.

"Götz Sophie Schramm. <3 OK Boomer <3", Galerie Waidspeicher, Erfurt, 20. November bis 5. Februar 2023, Eröffnung am Samstag, 19. November 


Art Cologne in Köln

Die traditionsreiche Kunstmesse Art Cologne erwartet in diesem Jahr wieder mehr Galerien und Händler, die ihre Kunstwerke anbieten wollen. Im vergangenen Jahr – als die Messe aus einer längeren Corona-Pause zurückgekehrt war – hatte die entsprechende Zahl bei rund 150 gelegen. In diesem Jahr sollen in Köln rund 190 Galerien und Händler vertreten sein. Die Messe verspricht ein "ebenso hochkarätiges wie breites Angebot" an Werken – etwa zeitgenössische Kunst, klassische Moderne und Nachkriegskunst.

Die Art Cologne ging aus dem 1967 gegründeten "Kölner Kunstmarkt" hervor und ist die älteste Kunstmesse der Welt. Zudem gilt sie als größte deutsche Kunstmesse. Manche der gezeigten Kunstwerke haben einen Millionenwert. (dpa)

"Art Cologne", Koelnmesse, Köln, bis 21. November


"Worth Fighting For" in Köln

Als Geste der Solidarität mit der Ukraine findet gleichzeitig zur Art Cologne die Ausstellung "Worth Fighting For" in Köln statt, zu sehen ist sie in einem ehemaligen Autohaus. Es werden über 40 zeitgenössische Positionen ukrainischer Künstler gezeigt, die sich zwischen Malerei, Objekt und Installation bewegen. Für das Projekt arbeitete das in Kiew ansässige Pinchuk Art Center mit dem Museum für zeitgenössische Kunst (MHKA) in Antwerpen zusammen, die Auswahl der Werke wurde von den Direktoren der beiden Häuser, Björn Geldhof und Bart de Baere, gemeinsam getroffen. Der Eintritt ist frei.  

"Worth Fighting For", Campus M, Köln, bis 14. Dezember


Thierry Mugler in New York

Das New Yorker Brooklyn Museum feiert den im Januar gestorbenen französischen Modeschöpfer Thierry Mugler mit einer großen Ausstellung. Unter anderem Kleidungsstücke und Fotos sind ab Freitag und bis zum 7. Mai 2023 in der Schau "Thierry Mugler: Couturissime" in dem Museum zu sehen.

Der 1948 in Straßburg geborene Mugler gehörte zu den großen französischen Modeschöpfern wie auch Yves Saint Laurent oder Jean Paul Gaultier. Der Modedesigner hatte in den 1970er Jahren seine Marke gegründet und beeinflusste vor allem in den 80er Jahren die Mode stark. Stars wie Beyoncé und Lady Gaga trugen seine Kleider – häufig riesige, ausgefallene und bunte Roben mit entsprechenden Accessoires.

Das 1887 eröffnete Brooklyn Museum ist das zweitgrößte Ausstellungshaus der Millionenmetropole New York. Es beherbergt sowohl naturwissenschaftliche und ethnologische Sammlungen als auch Design und Kunst des 19., 20. und 21. Jahrhunderts. (dpa)

"Thierry Mugler: Couturissime", Brooklyn Museum, New York, bis 7. Mai 2023


George Grosz in Stuttgart

Unter dem Titel "Glitzer und Gift der Zwanzigerjahre. George Grosz in Berlin" präsentiert die Stuttgarter Staatsgalerie in den kommenden Monaten Werke von George Grosz (1893–1959) aus der Zeit der Weimarer Republik. Im Mittelpunkt stehen dabei vor allem die drastischen und provokativen Darstellungen und oft politischen Aussagen, mit denen er malend und zeichnend die Zustände seiner Zeit zu kommentieren wusste. Seine Bildsatiren sind Klassiker der Neuen Sachlichkeit, die die Abseitigkeiten und die Doppelmoral der Großstadt zur Zeit der Weimarer Republik aufdeckten und ihren gesellschaftskritischen Biss bis heute bewahrt haben.

Georg Gross, dessen Umbenennung in George Grosz als Protest gegen den Ersten Weltkrieg gilt, etablierte zusammen mit John Heartfield und dessen Bruder Wieland Herzfelde die expressionistische Kunstströmung Dada in Berlin. Seine politischen Arbeiten brachten ihm viel juristischen Ärger ein, ihm wurden immer wieder der "Angriff auf die öffentliche Moral" oder "Gotteslästerung" vorgeworfen. Noch bevor die Nazis ihn verhaften konnten, emigrierte er 1933 in die USA. Erst kurz vor seinem Tod 1956 kehrte er nach Berlin zurück.

Ein Gang durch die Stuttgarter Präsentation von rund 100 Gemälden, Aquarellen, Zeichnungen und Druckgrafiken verdeutlicht, wie stark Grosz die heutige Vorstellung vom Leben und Leiden im Berlin der "Goldenen Zwanziger" geprägt hat. Die Bilder zeigen den menschlichen Abgrund, den moralischen Zerfall der deutschen Gesellschaft nach dem Ersten Weltkrieg, er mischt das Grauen aber auch mit Humor. "Grosz wollte mit seinen Arbeiten an das gesellschaftliche Gewissen appellieren und einen Blick hinter die Fassade werfen", erklärt die Staatsgalerie dazu.

Die ausgestellten Werke stammen vorwiegend aus der Zeit zwischen 1917 und 1933, sie gehören zu öffentlichen und privaten Sammlungen und werden um Bilder aus dem Bestand des Museums ergänzt.

"Glitzer und Gift der Zwanzigerjahre. George Grosz in Berlin", Staatsgalerie Stuttgart, bis 26. Februar 2023


Fotografie der Nachkriegszeit in Chemnitz

Der tschechischen Fotografie von 1948 bis 1968 widmen die Kunstsammlungen Chemnitz eine neue Ausstellung, die am Samstag eröffnet. Stellvertretend für den künstlerischen Reichtum der Nachkriegsfotografie in dem Nachbarland werden Arbeiten von Josef Sudek, Vilém Reichmann, Emila Medková, Jan Svoboda und Josef Koudelka gezeigt. Sie zählten zu den bedeutendsten Fotografen und Fotografinnen ihrer Zeit. Neben den künstlerischen Fotografien werden auch Dokumente aus der Zeit ihrer Entstehung gezeigt, etwa Josef Koudelkas Aufnahmen vom Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen in Prag 1968.

Die ausgestellten Arbeiten sind Leihgaben des Kunstgewerbemuseums Prag, der Mährischen Galerie Brünn und der Münchner Sammlung Siegert. (dpa/monopol)

"Zwischen Avantgarde und Repression", Kunstsammlung Chemnitz, Chemnitz, 20. November bis 26. Februar 2023