Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Basel, Berlin, Bottrop, Erfurt, Frankfurt am Main, Goslar, Hannover, Leipzig, New York, London, Potsdam und Prag


25 Jahre Fondation Beyeler in Basel

Zum 25-jährigen Bestehen gibt das Schweizer Museum Fondation Beyeler in Riehen bei Basel einen beispiellosen Einblick in seine vielen Schätze: Es präsentiert ab 30. Oktober rund 100 Werke aus seinen Beständen, von der klassischen Moderne über den Impressionismus bis zu Neuerwerbungen zeitgenössischer Kunst. Ein Fest am eigentlichen 25. Geburtstag war nicht vorgesehen. Das Museum wurde am 18. Oktober 1997 feierlich eröffnet. Es gehört heute mit fast einer halben Million Besuchern im Jahr zu den erfolgreichsten Museen der Schweiz. 

Die Jubiläumsausstellung lockt unter anderem mit Werken von Vincent van Gogh, Claude Monet, Paul Cézanne, Pablo Picasso, Henri Matisse, Alberto Giacometti, Mark Rothko, Andy Warhol sowie zeitgenössischen Werken etwa von Marlene Dumas, Anselm Kiefer oder Rachel Whiteread. Das Museum will sie in Beziehung zueinander setzen und damit überraschende Perspektiven öffnen. Hinzu kommen lebensechte Kunststoffskulpturen normaler Menschen von der Straße des US-Künstlers Duane Hanson. Das hat Symbolwert, denn die Museumsgründer wollten keinen elitären Kunsttempel schaffen, sondern möglichst viele Menschen mit ihrem Museum ansprechen.

Die Gründer waren das Sammler- und Galeristenpaar Ernst (1921-2010) und Hildy (1922-2008) Beyeler. Ernst Beyeler kam eher zufällig über seine Arbeit in einem Buchantiquariat in Basel zur Kunst, wie das Museum schreibt. Nach dem Tod seines Chefs rettete Beyeler das überschuldete Geschäft mit einer Finanzspritze seiner zukünftigen Frau, wandte sich mehr und mehr der Kunst zu und machte in den 50er Jahren eine Galerie daraus. Die Beyelers vergrößerten ihre Sammlung kontinuierlich mit einem Schwerpunkt auf der klassischen Moderne.

Die Idee zum Museum in ihrem Heimatort Riehen entstand in den 80er Jahren. Der Architekt Renzo Piano schuf den Bau mit großen Fenstern, in dem alle Ausstellungsräume ohne Treppen zu erreichen sind, eingebettet in einen Park mit Teich.

Die Sammlung ist inzwischen von einst 160 auf mehr als 400 Werke gewachsen. "Uns geht es darum, die Sammlung im Sinne und Geiste der Museumsgründer weiterzuführen", sagt Fondation-Direktor Sam Keller. Eine Museumserweiterung ist bereits im Bau und soll 2025 fertig werden, verantwortet von dem aus Basel stammenden Architekten Peter Zumthor. Finanziert wird sie unter anderem von den Kunstmäzenen Hansjörg Wyss und der Thomas Schmidheiny. (dpa)

"25 Jahre Fondation Beyeler", Fondation Beyeler, Riehen bei Basel, bis 8. Januar 2023


Johann Gottfried Schadow in Berlin

Die Quadriga von Johann Gottfried Schadow auf dem Brandenburger Tor gehört zu den beliebtesten Anziehungspunkten Berlins. Nur knapp zwei Kilometer weiter zeigt die Alte Nationalgalerie erstmals beide Originale von Schadows (1764-1850) berühmter Prinzessinnengruppe. Die Versionen aus Marmor und Gips der beiden Prinzessinnen Luise und Friederike von Preußen stehen im Zentrum der Ausstellung "Johann Gottfried Schadow - Berührende Formen", die von diesem Freitag an bis zum 19. Februar zu sehen ist.

Das lebensgroße Doppelstandbild gilt als "Inbegriff des Klassizismus" und Hauptwerk Schadows, der auch als Vater der Berliner Bildhauerschule bezeichnet wird. Die Gips-Variante wurde zuletzt über drei Jahre lang untersucht und restauriert. Diese Figur soll später wieder in der Friedrichswerderschen Kirche aufgestellt werden.

Es sei das erste Mal überhaupt, dass die Werke aus Gips (1795) und Marmor (1797) wieder zusammen seien, sagte der Direktor der Alten Nationalgalerie, Ralph Gleis. Für die Umsetzung seien "wirklich Tonnen im Haus bewegt worden".

Bei Schadow komme unverwechselbare Naturnähe, Lebendigkeit, Innigkeit und Spontanität zusammen mit Repräsentation, so Gleis. Dies sei typisch für Schadow. Seit 30 Jahren habe es zu diesem Künstler keine Ausstellung mehr gegeben. Die Alte Nationalgalerie beherbergt den größten Bestand seiner Arbeiten.

Zusammen mit der Prinzessinnengruppe werden 170 Plastiken, Gemälde und Zeichnungen gezeigt, darunter Leihgaben aus dem In- und Ausland. (dpa)

"Johann Gottfried Schadow - Berührende Formen", Alte Nationalgalerie, Berlin, bis 19. Februar 2023


Josef Albers in Bottrop

Das Josef Albers Museum in Bottrop eröffnet seinen neuen Erweiterungsbau Mitte Oktober mit einer Sonderausstellung und zahlreichen Leihgaben aus internationalen Museen - unter anderem aus New York. Unter dem Motto "Josef Albers. Huldigung an das Quadrat" würden etwa 100 Werke des in Bottrop geborenen Künstlers (1888-1976) gezeigt, sagte Museumsleiter Heinz Liesbrock.

Albers, der 1933 aus Nazi-Deutschland in die USA geflohen war, gilt als einer der großen Maler und Kunsttheoretiker der Moderne. Der zweigeschossige Erweiterungsbau für rund 13 Millionen Euro umfasst acht neue Ausstellungsräume mit 1400 Quadratmeter Ausstellungsfläche.

Das Museum war 1976 als Erweiterung des bisherigen Bottroper Heimatmuseums begründet worden, nachdem Albers seiner Heimatstadt einige Bilder und Grafiken geschenkt hatte. 1983 kam eine zweite Erweiterung, die Platz für über 300 Werke aus dem Nachlass des Künstlers bietet. Nun folgt eine erneute Erweiterung. Damit sei künftig ausreichend Platz, Sonderausstellungen parallel zur bestehenden Sammlung zu zeigen, so das Museum. (dpa)

"Josef Albers. Huldigung an das Quadrat", Josef Albers Museum, Bottrop, bis 26. Februar


Herlinde Koelbl in Erfurt

Im Erfurter Hauptbahnhof ist noch bis kommenden Donnerstag ein Fotoprojekt der Fotografin Herlinde Koelbl zu sehen. Die 82-Jährige, bekannt etwa für ihre Langzeitstudien mit Angela Merkel, hat für die Serie zur Ausstellung "Psychische Erkrankungen im Blick" Menschen mit psychischen Krankheiten porträtiert. Gleichzeitig hat sie auch Fotos von nicht betroffenen Betreuern und medizinischem Personal gemacht.

Die großformatigen Porträts waren zuerst im September im Berliner Hauptbahnhof zu sehen. Von Frankfurt am Main kamen sie nun nach Erfurt. Von hier aus sollen sie weiter nach Nürnberg (30. Oktober - 9. November) und Dresden (12. - 21. November) ziehen und dort gezeigt werden. Die Deutsche Bahn will nach Angaben ihres Vorstandschefs Richard Lutz mit der Ausstellung darauf aufmerksam machen, dass psychische Erkrankungen jeden treffen können. In Deutschland sei jeder vierte Erwachsene einmal in seinem Leben betroffen.

"Man läuft in die optische Falle", sagte Koelbl in Berlin zur Eröffnung der ersten Station der Wanderausstellung. Die Krankheiten seien den 16 Porträtierten nicht anzusehen. Erst die begleitenden Texte, für die Koelbl nach den Aufnahmen Interviews führte, geben Aufschluss über Krankheiten von acht der Porträtierten. (dpa)

Herlinde Koelbl "Psychische Erkrankungen im Blick", Hauptbahnhof Erfurt, bis 27. Oktober


Künstlerbücher in Frankfurt am Main

Die beiden Kuratorinnen der Kunsthalle Portikus, Carina Bukuts und Liberty Adrien, haben ihre Leidenschaft für Künstlerbücher und künstlerisches Publizieren schon zu ihrem Antritt in diesem Frühjahr erwähnt. Jetzt ist Buchmesse in Frankfurt – die erste seit 2019, die wieder im alten Format stattfindet – und der Portikus verwandelt sich in eine Festival für Künstlerbücher.

Für den Anlass – das Gastland der Messe ist Spanien – wurde das in Barcelona ansässige Architekturbür Maio beauftragt, einen Raumentwurf speziell für die Handhabe von Büchern zu entwickeln. Das Haus auf der Maininsel lieferte dabei Inspiration: Zwei lange Sportruderboote, kieloben aufgebockt, sind Skulptur, Lesepult und Ausstellungsarchitektur zugleich. 

Das im Untergeschoss mit Blick aufs Wasser stattfindende Symposium "How(ever) Radical Objects" wurde von den beiden Leiterinnen zusammen mit Eina Idea aus Barcelona kuratiert. Auftakt war am Donnerstagabend eine Lesung der Performerin und ehemaligen Forsythe-Tänzerin Jone San Martin. Gemeinsam mit dem Kollektiv Consonni, das an der diesjährigen Documenta teilnahm, werden "Lumbung Stories" vorgetragen.

Am Freitagabend geht es um das Publizieren als feministische Praxis mit Susan Gervitz aus San Francisco, der Kuratorin Didem Yazici aus Karlsruhe und Sarah Shin von Silver Press in London. Samstag und Sonntag sind mehrere Programmpunkte vorgesehen, unter anderem "Reclaiming Space through Publishing" mit Mearg Neguss von Contemproary &.

Außerdem wird die "Copy Machine Residency" stattfinden, eine neue Reihe, für die der Portikus Künstlerinnen und Künstler einlädt, während eines kurzen Aufenthalts in der Stadt Frankfurt eine Künstlerpublikation auf dem Fotokopierer der Institution zu erstellen. Eingeladen ist Émilie Pitoiset aus Paris. Entstehung und Veröffentlichung können live verfolgt werden. Einmal mehr beweisen Carina Bukuts und Lieberty Adrien ihr Talent, den Portikus zum kommunikativen Treffpunkt zu machen. 

"How(ever)", Portikus, Frankfurt am Main, bis 23. Oktober


Neu arrangierte Klassiker in Frankfurt am Main

Nach sechs Monaten der Sanierung und Umgestaltung steht im Frankfurter Städel Museum die Sammlung Kunst der Moderne vor der Wiedereröffnung. Am Donnerstag hängten Mitarbeiter das Werk "Goethe in der römischen Campagna" (1787) auf. Nach einer aufwendigen Umgestaltung des Sammlungsbereichs in den Sommermonaten, ist die Ausstellung ab dem 22. Oktober wieder für Besucher zugänglich. "Wir präsentieren Ihnen die Sammlung mit neuem Gesicht - neuer Farbgestaltung und neuer Klimaanlage", teilte Alexander Eiling, Sammlungsleiter der Kunst der Moderne, mit.

Die Sammlung zählte schon vorher zu den Publikumslieblingen im Städel Museum und gibt einen Überblick über die Entwicklung der europäischen Malerei- und Skulpturengeschichte im 19. und 20. Jahrhundert. Auf 1100 Quadratmetern präsentiert sie rund 180 Kunstwerke - darunter Bilder von Claude Monet, Pierre-Auguste Renoir, Max Beckmann und Paula Modersohn-Becker.

Dazugekommen sind nun jüngere Erwerbungen und Schenkungen, neue Dauerleihgaben und Arbeiten aus dem Depot. Darunter befänden sich auch weitere Werke von Künstlerinnen, die mit 9 von insgesamt 110 gezeigten Künstlern in der Sammlung immer noch weit in der Unterzahl sind, wie Eiling sagte. Teil der Sammlung ist jetzt außerdem ein dauerhaftes Kabinett für Fotografie. Im Zuge der Umgestaltung habe man sich zudem der Umsetzung eines neuen Farbkonzepts in den Ausstellungsräumen sowie einer verbesserten Energieeffizienz durch das Einbauen neuster Klimatechnik und der Umrüstung auf LED-Technik gewidmet. (dpa)

"Sammlung Kunst der Moderne", Städel, Frankfurt am Main, ab 22. Oktober, bis auf weiteres


Isaac Julien in Goslar

Der Goslarer Kaiserring geht in diesem Jahr an den britischen Künstler und Filmemacher Isaac Julien, der aus Film, Tanz, Fotografie, Musik, Theater, Malerei und Skulptur schöpft und diese zu sinnlichen visuellen Erzählungen verknüpft. In seiner Schau im Mönchehaus sind mit "Looking for Langston" von 1989 – mit dem Julien berühmt wurde – und einem Werk über den Abolitionisten Frederick Douglass, "Lessons of the Hour" (2019), zwei zentrale Filme des Künstlers zu sehen.

"Isaac Julien: Kaiserring der Stadt Goslar 2022", Mönchehaus Museum, Goslar, bis 29. Januar 2023


Phyllida Barlow in Hannover

Die neue Trägerin des von der Niedersächsischen Sparkassenstiftung vergebenen Kurt Schwitters Preises zählt zu den bedeutendsten Künstlerinnen Großbritanniens: Phyllida Barlow, 1944 in Newcastle upon Tyne geboren, zeichnet sich durch einen gewagten, oft spielerischen und humorvollen Umgang mit Skulptur, ihren formalen Möglichkeiten und materiellen Bedingungen aus. Das Sprengel Museum Hannover zeigt eine Auswahl ihrer Arbeiten, denen Barlow stets einen Zug des Unvollendeten mitgibt und die eine innere Verwandtschaft mit den Merzbauten von Kurt Schwitters spüren lassen.

Phyllida Barlow "Breach", Sprengel Museum, Hannover, bis 19. März 2023


Grassi-Messe für Kunst, Handwerk und Design in Leipzig

Naturverbunden, dekorativ, hochwertig: In Leipzig soll am Freitag die diesjährige Grassi-Messe eröffnet werden. Bis zum 23. Oktober können Interessierte aktuelle Arbeiten von rund 140 Künstlerinnen und Künstlern aus den Bereichen Schmuck, Keramik und Porzellan, Textil und Accessoires, Glas, Möbel, Metall sowie Papier begutachten und kaufen. Die Verkaufsmesse findet im Leipziger Grassi-Museum statt. Ausstellerinnen und Aussteller reisten für das Wochenende unter anderem aus Südkorea und den USA an.

Auf der Verkaufsmesse für angewandte Kunst und Design sind in diesem Jahr auch französische Trends zu sehen, bei denen es weniger auf Funktionalität und mehr auf deren Optik ankommt. Ausgestellt werden unter anderem die Arbeiten der Schweizer Künstlerin Cecile Feilchenfeldt. Die Textildesignerin wohnt seit mehr als zwanzig Jahren in Paris und arbeitet mit internationalen Modehäusern der Haute Couture, wie Balenciaga, Louis Vuitton und Walter Van Beirendonck, zusammen. Sie verarbeitet Restbestände von Perlen zu elastischem Schmuck.

Um besondere Arbeiten zu würdigen, sollen am Abend vor der Eröffnung der Messe fünf von einer Fachjury ausgewählte Ausstellerinnen und Aussteller mit Preisen geehrt werden. Unter anderem soll der mit 3000 Euro dotierte Grassipreis der Carl und Anneliese Goerdeler-Stiftung verliehen werden. Erstmals vergeben wird zudem auch der Jan Willems-Preis, der mit 1500 Euro dotiert ist und Kreative ehrt, die mit Holz arbeiten. (dpa)

Grassi-Messe, Grassi Museum für Angewandte Kunst, Leipzig, bis 23. Oktober


Alex Katz in New York 

Vor 70 Jahren schien eine Malpraxis jenseits von Pollocks Drippings oder Rothkos modulierten Farbflächen fast undenkbar. Doch der New Yorker Künstler Alex Katz ließ sich nicht davon abbringen, um 1950 eine zeitgenössische Figuration anzustreben. Katz verband die Energie des Abstrakten Expressionismus mit der Bildsprache der Magazine, Poster und Kinoleinwände, ließ sich von japanischen Holzschnittmeistern wie Utamaro, auch von Courbet, Munch oder Matisse inspirieren und schuf auf Wesentliches reduzierte Porträts vor flachen und monochromen Hintergründen. Erstmals wurden die neuartigen (und sofort umstrittenen) Werke 1959 in der New Yorker Tanager Gallery gezeigt.

Schon damals war die Biologin Ada Del Moro, Katz’ spätere Ehefrau, ein bevorzugtes Modell, das auf über 1000 Werken aller Schaffensjahrzehnte auftaucht. In den Bildern von Ada, heute 94, manifestiert sich das Vergehen der Zeit. Das Thema ist in der anstehenden Retrospektive von Katz im Guggenheim Museum (der zweiten großen New Yorker Museumsschau seit 1986 im Whitney) auch unumgänglich. An Alex Katz selbst scheint die Zeit spurlos vorübergegangen zu sein, zumindest die ungebrochene Produktivität des nun 95-Jährigen lässt auf ewige Jugend schließen.

Ob er einen flüchtigen Austausch zwischen Freunden auf die Leinwand bannt oder einen Lichtstrahl, der durch Blattwerk gefiltert wird – Katz malt Flüchtiges für die Ewigkeit. Die Bilder wirken cool, lässig hingeworfen, modisch, als Reproduktionen könnte man sie glatt mit guten Lifestyle-Illustrationen verwechseln. Dabei steckt eine immense Kunstfertigkeit hinter der katzschen Nonchalance, das hat der Kritiker John Russell treffend so formuliert: "Die Bilder sehen so leicht aus, wie Fred Astaire das Tanzen leicht wirken ließ und Cole Porter Worte und Musik schlicht zusammenklingen ließ; aber lassen wir uns nicht täuschen."

Ein anderer Kritiker, Peter Schjeldahl, schmähte Katz’ Sujets als "vorgeblich urbanen, großbürgerlichen Festumzug der Anmut, des Erotischen und Entzückenden". In seinem Guggenheim-Katalogtext widerspricht Katz’ Künstlerkollege Arthur Jafa: "Die meisten Leute denken über Alex’ Arbeit innerhalb des unglaublich engen WASP-Registers." Dabei stehe Katz in der Tradition "jüdischer Künstler, die Whiteness darstellen".

Das früheste Werk der Ausstellung ist ein Tuscheporträt von Katz’ Mutter (1946). Sima Katz, einstiger Star des jiddischen Theaters an der Lower East Side, fuhr ihrem Sohn einmal über den Mund, als er sich mit blumigen Worten von ihr in einer Hotellobby verabschiedete. "Ich hoffe", sagte sie zu ihrem Sohn, "dass du nicht in solchen Klischees malst." Keinesfalls – wie man es an den Spiralwänden der Guggenheim-Rotunde jetzt wieder sehen wird.

"Alex Katz: Gathering", Guggenheim Museum, New York, bis 20. Februar 2023


Cecilia Vicuña in London

Die chilenische Künstlerin und Dichterin Cecilia Vicuña ist in der Kunstwelt vor allem für ihre Textilskulpturen bekannt, in denen sie Naturmaterialien mit traditionellem Kunsthandwerk verbindet. In ihren kraftvollen Stoffarbeiten, in denen häufig ein blutiger Rotton dominiert, setzt sich die 74-Jährige vielfach mit ökologischen und sozialen Themen auseinander. Vor allem der Geschichte und Kultur der indigenen Bevölkerung Chiles zollt Vicuña wiederholt Tribut. Für die Turbinenhalle der Londoner Tate Modern hat die Künstlerin ein neues ortsspezifisches Werk geschaffen.

Cecilia Vicuña "Brain Forest Quipu", Tate Modern, London, bis 16. April 2023


Verzauberte Moderne in Potsdam

Das Interesse der Surrealisten an Okkultismus und Magie steht im Mittelpunkt der neuen Ausstellung des Potsdamer Museums Barberini - in der Schau "Surrealismus und Magie. Verzauberte Moderne" werden von Samstag an bis zum 29. Januar 2023 rund 90 Werke von Künstlerinnen und Künstlern aus 15 Ländern gezeigt. Dabei werden bekannten Werken etwa von Salvador Dalí, Giorgio de Chirico, Max Ernst oder René Margritte Arbeiten weniger bekannter Künstler gegenübergestellt. Darüberhinaus zeigt die Ausstellung Beiträge von Künstlerinnen wie Leonora Carrington, Kay Sage oder Dorothea Tanning.

"Die Surrealisten haben das Okkulte und Magische im Zentrum ihrer Kunst gesehen", sagt Museumsdirektorin Ortrud Westheider. "Die Nähe zu den neuen Wissenschaften Psychologie und Anthropologie zeichneten den Surrealismus aus." Kurator Daniel Zamani sprach von einer Hinwendung zum Irrationalen, Traum und Unbewussten bezogen auf die Arbeit Sigmund Freuds.

Die Ausstellung spannt einen Bogen über sieben Jahrzehnte des Surrealismus von 1914 bis 1987. Sie wurde gemeinsam mit der Peggy Guggenheim Collection in Venedig entwickelt. Dort war die Ausstellung von April bis September parallel zur Biennale di Venezia zu sehen und zog rund 215.000 Besucher an. (dpa)

"Surrealismus und Magie. Verzauberte Moderne", Museum Barberini, Potsdam bis 29. Januar 2023


Großreinemachen in Potsdam 

Ins frisch eröffnete Kunsthaus Minsk in Potsdam zieht mit seiner Performance "Ménage de la maison" für einen halben Monat Olaf Nicolai ein. Der 1962 in Halle/Saale geborene Künstler fegt im wahrsten Sinne durch die Ausstellungen: Mit einem grünen Besen ist er ab Samstag, 22. Oktober, in den Räumen unterwegs. Das grasgrüne Kehrgerät, das jenen der Pariser Stadtreinigung nachempfunden ist, tauchte bereits 1998 erstmals in einer Installation des Kozeptkünstlers in einem Vorort der französischen Hauptstadt auf, wo er als artifizielles Heckenlabyrinth zweckentfremdet wurde.

Der im Titel der Potsdamer Performance angedeutete "Hausputz", der bei einem gerade renovierten Ausstellungshaus zugegebenermaßen ein wenig irritierend wirkt, kann hier als Auseinandersetzung mit dem Ursprungszustand des Ortes verstanden werden. Als Restaurant Minsk war dieser in der DDR-Zeit ein beliebtes Ausflugsziel für die Bürgerinnen und Bürger im Einzugsgebiet der ehemaligen Residenzstadt. Nachdem das Gebäude über 20 Jahre leer stand, soll es nach dem Aufkauf durch den in Potsdam ansässigen Softwareunternehmer und Kunstsammler Hasso Plattner nun als Ort der Begegnung zwischen Kunst aus der DDR und zeitgenössischen Positionen dienen. Wer wäre also besser geeignet, den Anfang zu machen, als ein ehemaliger DDR-Bürger, der heute internationale Erfolge feiert?

"Olaf Nicolai: Ménage de la maison", Kunsthaus Minsk, Potsdam, 22. Oktober bis 7. November, jeweils zwischen 12 und 13 Uhr


Alfons Mucha in Prag

Eine große Ausstellung mit Werken des berühmten Jugendstil-Künstlers Alfons Mucha in Prag geht in die Verlängerung. Noch bis zum 31.Dezember haben Besucher nun die Chance, rund 230 Schätze aus der 4000 Werke umfassenden Sammlung der Familie Mucha zu sehen, wie die Veranstalter am Dienstag mitteilten. Die Schau zeichnet in sechs Etappen das Leben des Malers, Grafikers, Plakatkünstlers und Hobbyfotografen nach, der zu den prägenden Gestalten der Belle époque zählte.

"Wir haben versucht, die Lebensgeschichte Muchas als Tscheche, als Europäer und als Weltbürger nachzuerzählen", sagte sein Urenkel Marcus Mucha jüngst bei einer Führung. Nach der Familienlegende habe Alfons Mucha (1860-1939) bereits zeichnen können, bevor er das Laufen lernte. Nach Studien in Paris brachte ein Auftrag der französischen Schauspielerin Sarah Bernhardt den Durchbruch für den jungen Künstler aus Ivancice bei Brünn (Brno).

In der Ausstellung in der Wallenstein-Reithalle im Prager Stadtteil Kleinseite können die Besucher immer wieder den gesamten Entstehungsprozess beobachten - von fotografischen Vorlagen und Skizzen bis hin zu großformatigen Gemälden. Dabei gibt es auch wenig Bekanntes zu entdecken, wie Muchas Wirken als Freimaurer oder sein Interesse an paramystischen Erscheinungen.

Mit Vorfreude blickt man in Prag bereits auf das Jahr 2026, wenn neue Ausstellungsräume für Muchas Monumentalwerk "Das Slawische Epos" eröffnet werden sollen. Verantwortlich für das Design zeichnet der Brite Thomas Heatherwick. "Er gestaltet das ganze Gebäude um den Gemäldezyklus herum", erläutert Marcus Mucha als Exekutivdirektor der Familienstiftung. (dpa)

"Mucha", Wallenstein-Reithalle, Prag, bis 31. Dezember