Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Bad Saarow, Berlin, Dresden, Erfurt, Südösterreich und Thun

Damit einem entspannten Ausstellungsbesuch nichts im Wege steht, empfiehlt es sich weiterhin, auf den jeweiligen Institutionswebseiten die geltenden Ticket-, Abstands- und Hygieneregelungen nachzuschauen.

 

In Bad Saarow wird Flagge gezeigt

Mit Flaggen bekennt man sich allgemein zu einer bestimmten Gruppe, sei es ein Sportverein, Land oder eine sexuelle Orientierung. In Bad Saarow will ein Ausstellungsprojekt Bewusstsein für die Wirkung und Verwendung dieser Art optischer Kommunikation schaffen: 28 Künstler und Künstlerinnen aus allen 27 EU-Mitgliedsstaaten sowie Großbritannien haben neue Fahnen für unbenutze Masten um den Scharmützelsee gestaltet, die sich am besten per Fahrrad besichtigen lassen.

Ihre Nationen repräsentieren die Künstler dabei nur symbolisch, stattdessen wird der Fokus auf Gemeinschaft und europäischen Zusammenhalt gelegt. Inhaltlich steht es den Künstlern, darunter übrigens auch Kris Lemsalu, komplett frei, wie sie ihre inviduellen Fahnen gestalten; manche sind persönlicher, manche politischer.

So ist zum Beispiel auf der Flagge des Briten Paul McDevitt ein Sonnenuntergang zu sehen, der mit seinen blau-rot-weißen Sonnenstrahlen wie ein untergehender Union Jack aussieht. Einerseits spielt er damit auf das unvermeidbare Thema Brexit an, und erinnert andererseits an das alte Sprichwort "the sun never sets on the British empire" aus der Kolonialzeit. Die Fahne der in Berlin lebenden kroatischen Künstlerin Nika Radić hingegen zeigt ein Stück Himmel. Sie ist sozusagen ein Gegententwurf zur Flagge als Gebiets- oder Eigentumskennzeichnung: “Ich schlage den Himmel als Flagge vor, weil er allen und jedem gehören kann”, sagt sie.

"Flagge zeigen", Infected Landscapes, Scharmützelsee, Bad Saarow, bis 30. Oktober

 

In Berlin ins brasilianische Amazonasgebiet eintauchen

Im Essayfilm "Arara" der brasilianischen Künstlerin und Filmemacherin Barbara Marcel begegnen wir einer Frau, die mit einem Spiel auf ihrem Smartphone beschäftigt ist. Mit dem Avatar eines Ara-Papageienvogels muss sie (ähnlich wie bei dem beliebten Abenteuergame "Temple Run") schwebende Goldmünzen einsammeln. Da sie selbst umgeben von Pflanzen ist, wird die natürliche Umwelt der virtuellen gegenübergestellt, und wirft die Frage auf, wie Menschen die Natur wahrnehmen, wenn sie immer öfter im virtuellen Raum erlebt wird.

Barbara Marcel beschäftigt sich in ihren Werken mit historischen Auffassungen von Natur, häufig in Verbindung mit kolonialen Bildwelten und der Geschichte zwischen Deutschland und Lateinamerika. Neben "Arara" zeigt sie in der Berlinischen Galerie noch zwei weitere Filmarbeiten: "Victoria Amazonica" und "The Open Forest".

"Barbara Marcel", Berlinische Galerie, bis 7. September

 

In Dresden wird Barlachs Geburtstag gefeiert

Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden widmen dem bedeutenden Expressionisten Ernst Barlach (1870-1938) aus Anlass seines 150. Geburtstags eine einzigartigen Retrospektive. Für die Ausstellung im Albertinum ist die 1917 geschaffene Holzskulptur "Das frierende Mädchen" erstmals nach 80 Jahren zurück an der Elbe gekehrt, sagt Direktorin Hilke Wagner. Die Skulptur war 1937 von den Nazis als "entartet" beschlagnahmt worden.

Ausgerichtet wird die Ausstellung in Kooperation mit dem Ernst-Barlach-Haus Hamburg und der Ernst-Barlach-Stiftung Güstrow. Neben rund 100 Plastiken stehen 24 Holzskulpturen, denen Barlach seine Bedeutung als Bildhauer verdankt, aus dem Barlach-Haus im Fokus. Damit ist seit Jahrzehnten erstmals eine solche Anzahl überhaupt wieder in einer Präsentation vereint.

Auch die Dresdner Studienzeit 1891 bis 1894 bei dem Bildhauer Robert Diez, Barlachs Verfemung in der Nazi-Zeit sowie Rezeption und Anerkennung in beiden deutschen Staaten nach 1945 werden thematisiert. Darüber hinaus werden seine Zeichnungen, Drucke, Skizzenbücher und literarischen Werke beleuchtet.

"Ernst Barlach zum 150. Geburtstag", Staatliche Kunstsammlungen Dresden, 8. August bis 10. Januar 2021


Lee Millers Kriegsfotografie in Erfurt

In der Kunsthalle Erfurt wird an diesem Wochenende eine Ausstellung mit Arbeiten der amerikanischen Fotografin Lee Miller (1907-1977) eröffnet. Im Mittelpunkt stehen Kriegsfotografien, die die Amerikanerin in der letzten Phase des Zweiten Weltkriegs (1939-1945) gemacht hat, als sie die US-Truppen auf ihrem Vormarsch von der Normandie bis nach Deutschland begleitet hat. Dabei kam sie auch in das NS-Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar und hielt den Ort des Schreckens fotografisch fest. Die Ausstellung "To believe it" 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs umfasst mehr als 100 Arbeiten und wird bis zum 1. November gezeigt.

"Lee Miller. To believe it", Kunsthalle Erfurt, bis 1. November

 

Im Süden Österreichs ist "Hochsommer"

Abseits der Landeshauptstädte, im österreichischen Südburgenland und der Südoststeiermark, findet ab heute zum vierten Mal die Kunstinitiative "Hochsommer" statt. Unweit von der slowenischen und ungarischen Grenze befassen sich 12 Institutionen in verschiedenen Städten mit dem Thema "About Natural Limits". Von Malerei, Fotografie und Skulptur bis hin zur Mode ist alles mit dabei. Die "natürlichen Grenzen" unserer realen und virtuellen Umwelt, und wie der Mensch diesen gegenübersteht, sollen dabei im Mittelpunkt stehen. 

"About Natural Limits", Hochsommer 2020, Südburgenland und Südoststeiermark, bis 16. August


In Thun wandert Johannes Itten durch die Natur

Am Thunersee in der Schweiz entwickelte Johannes Itten (1888-1967), einer der lehrenden Meister und Kunstpädagogen am Bauhaus in Weimar, seine persönliche Malweise und Kunstauffassung. Ab dem morgigen Samstag zeigt das Kunstmuseum Thun deshalb eine Sonderausstellung rund um das Frühwerk des Künstlers, darunter neben prominenten Schlüsselwerken auch eine Reihe bislang unbekannter und nie zuvor ausgestellter Gemälde und Zeichnungen. Die Naturdarstellungen, die Itten bei seinen verschiedenen Stationen und Aufenthalten im Thuner Land schuf, bildeten die Grundlage für sein international bekannt gewordenes Schaffen.

"Johannes Itten & Thun. Natur im Mittelpunkt", Kunstmuseum Thun, 8. August bis 22. November