Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Eröffnungen der Woche: Tipps für Aachen, Berlin, Bern, Bonn, Bregenz, Erfurt, Hamburg, Köln, Marseille, München, New York, Osnabrück und Zürich

Ausstellung zur Kunst in den 68ern in Aachen
Proteste, gesellschaftlicher Umbruch, revolutionäre Ströme, die Welt brodelt in den 68er Jahren - und welche Impulse kamen in dieser Zeit aus der Kunst? Das beleuchtet das Aachener Ludwig Forum mit der Ausstellung "Flashes of the Future (Blitze der Zukunft). Die Kunst der 68er oder Die Macht der Ohnmächtigen". Mit rund 280 Kunstwerken dokumentiert sie die Aufbruchsituation, in der neue Kunstströmungen entstanden wie die Minimal Kunst oder Konzeptkunst. Es sind zum Teil radikale und damals verstörende Brüche mit dem Traditionellen. Gezeigt werden unter anderem Werke von Georg Baselitz, Joseph Beuys, Sigmar Polke, Günther Uecker, Wolf Vostell und Yoko Ono. "Kunst reagiert in Zeiten gesellschaftlichen Umbruchs besonders innovativ, besonders produktiv. Wir haben eine unglaubliche Aufbruchsituation", sagte der Kurator und Leiter des Ludwig Forums für Internationale Kunst Andreas Beitin zur Vorstellung am Donnerstag. Erst im Zusammenwirken von Studenten, Intellektuellen und Künstlern konnte eine kulturelle Revolution autoritäre Strukturen aufbrechen, ist nach Museumsangaben eine These der Ausstellung. Den üblichen Ausstellungskatalog gibt es nicht, sondern einen 600 Seiten starken Band, der für sieben Euro bei der Bundeszentrale für politische Bildung zu bekommen ist: "Er informiert so umfassend wie nie zuvor über Kunst und die 68er", sagte Beitin. Schirmherr ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. (dpa)
"Flashes of the Future (Blitze der Zukunft). Die Kunst der 68er oder Die Macht der Ohnmächtigen", Ludwig Forum, Aachen, bis 19. August

Louise Bourgeois in Berlin
Objekte waren für sie vor allem Speicher von Erinnerungen. Die große Künstlerin Louise Bourgeois (1911-2010) schuf eine ganze Reihe von "Zellen", die laut Bourgois "physischen, emotionalen, psychologischen, geistigen und intellektuellen Schmerz" repräsentieren können. In den 90ern setzte sich die Bildhauerin mit der Form des Sacks auseinander. Die Soloschau im Berliner Schinkel Pavillon konzentriert sich weitgehend auf Bourgeouis' "sac forms" – hohle oder gefüllte, transparente oder blickdichte Stoffbeutel, die mal architektonische, mal körperliche Qualitäten gewinnen.
"Louise Bourgeois: The Empty House", Schinkel Pavillon, Berlin, 21. April bis 29. Juli, Eröffnung: 20. April, 18 Uhr

Ana Mendieta in Berlin
Sind wir der Natur vollkommen entfremdet oder Teil von ihr? Die 1948 in Kuba geborene Künstlerin Ana Mendieta hat mit ihrem Werk geantwortet. Bei ihr, die 1985 in New York 36-jährig auf ungeklärte Weise ums Leben kam, gehen weiblicher Körper und Natur eine enge Verbindung ein. "Covered in Time and History" heißt die Ausstellung im Berliner Gropius-Bau mit 23 die Disziplinen Körperkunst, Land-Art und Performance überspannenden Filmen.
"Covered in Time and History: Die Filme von Ana Mendieta", Gropius-Bau, Berlin, bis 22. Juli

Dyke Bar in Berlin
Im Schwulen Museum in Berlin öffnet eine Dyke Bar, eine Bar als Kunstaktion, die vom Verschwinden und Wiederbeleben von lesbischer Subkultur erzählt. Das Museumscafé wird für die temporäre Installation umgestaltet und hat dann eine Schanklizenz. Anders als bei den mittlerweile überwiegend verschwundenen reinen Frauenbars von früher hat dort jede(r) Zutritt. Das Schwule Museum widmet den Frauen 2018 ein ganzes Themenjahr, mit Filmen und anderen Veranstaltungen. (dpa)
Schwules Museum, Eröffnung, 20. April, 19 Uhr

Neue Schau mit Werken aus Gurlitt-Sammlung in Bern
Rund 130 Werke aus dem Erbe des Hitler-Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt sind ab Donnerstag im schweizerischen Kunstmuseum in Bern zu sehen. Die "Bestandsaufnahme Gurlitt Teil 2: Der NS-Kunstraub und seine Folgen" umfasst unter anderem Werke von Claude Monet, Auguste Renoir und Max Beckmann. Viele davon waren bereits in der Gurlitt-Ausstellung in der Bonner Bundeskunsthalle zu sehen. Während in Bonn die Rolle der Opfer stark beleuchtet wurde, hat das Kunstmuseum mehr Augenmerk auf Gurlitts Geschäfte und Verflechtung mit dem NS-Regime gelegt, wie Kuratorin Nikola Doll am Mittwoch bei einer Vorbesichtigung sagte. Es zeigt unter anderem Protokolle von Vernehmungen Gurlitts durch die US-Armee. Das Museum hatte in Teil 1 seiner Gurlitt-Ausstellung Werke gezeigt, die die Nazis wegen der jüdischen Herkunft der Maler oder der Sujets als "entartet" diffamiert und aus Museen entfernt hatten. Im Besitz von Hildebrand Gurlitts Sohn Cornelius waren 2012 rund 1500 Werke, viele auf Papier, entdeckt worden. Der Fund galt als Sensation. Wegen des Raubkunstverdachts wurde die Sammlung unter rechtlich umstrittenen Umständen beschlagnahmt. Cornelius Gurlitt starb 2014. Er vermachte alles dem Kunstmuseum Bern. (dpa)
"Bestandsaufnahme Gurlitt Teil 2: Der NS-Kunstraub und seine Folgen", Kunstmuseum, Bern, bis 15. Juli

Marina Abramović in Bonn
36 Performer hat Marina Abramović für die Zeit ihrer Retrospektive in der Bundeskunsthalle gecastet. Während des vorbereitenden Workshops durften die Mitwirkenden drei Tage weder reden noch essen, mussten stundenlang Reiskörner zählen oder im Endlosrhythmus eine Tür öffnen und schließen. In Bonn sind Werke der berühmten Performancekünstlerin aus fünf Jahrzehnten zu erleben. Darunter auch die berühmte Passage, in der sich das Publikum durch zwei Nackte – 1977 waren es Abramović und ihr Freund Ulay – hindurchquetschen muss. Das titelgebende jüngste Stück "The Cleaner" wird ebenfalls aufgeführt, von der Künstlerin, vielen Performern und Chören.
"Marina Abramović", Bundeskunsthalle, Bonn, bis 12. August

Mika Rottenberg in Bregenz
Arbeit kann so öde sein. Aber bei Mika Rottenberg sind Fließbandjobs und Produktionskreisläufe aufregend. Die in Argentinien geborene und in Israel aufgewachsene Künstlerin schafft Installationen zum Thema Arbeit – mit karikierend verzerrten Darstellungen. Für ihre Soloschau im Kunsthaus Bregenz plant Rottenberg ein Werk zur Käseproduktion. Außerdem ist das Video "Cosmic Generator" zu sehen, gedreht in einem Asialaden einer Grenzstadt zwischen den USA und Mexiko.
"Mika Rottenberg", Kunsthaus Bregenz, 21. April bis 1. Juli, Eröffnung: Freitag, 20. April, 19 Uhr

Künstlergruppe Raqs in Düsseldorf
Mit Skulpturen und Video-Installationen ist die indische Künstlergruppe Raqs Media Collective in die Kunstsammlung NRW eingezogen. Das K21 Ständehaus in Düsseldorf zeigt als erstes deutsches Museum eine Ausstellung mit Arbeiten der der drei Künstler, die sich häufig auf politische und kulturelle Fragen beziehen. "Sie formulieren Themen, die jeden angehen", sagte Susanne Gaensheimer, die Direktorin der Kunstsammlung, am Freitag. Die Kunstwerke sind im weitläufigen Untergeschoss des Museums und im davor liegenden Park zu sehen. Vor allem das Thema Zeit hat es Raqs angetan: So in einer Installation namens "Escapement" mit 27 großen, silbernen Uhren, die in Form einer riesigen Welle an der Wand hängen. Auf dem Ziffernblatt stehen keine Zahlen, sondern Zustände wie Angst, Panik, Pflicht, Müdigkeit: ein Verweis auch auf die vielen, rund um die Uhr und weltweit aktiven Callcenter in Indien. Eine Videoarbeit vergrößert den Handabdruck eines bengalischen Bauern von 1858 auf einem Dokument der britischen Kolonialmacht: Übergroß projiziert, bewegen sich die Finger und zählen. (dpa)
K21 Ständehaus, 21. April bis 12. August

Bauhaus-Exponate in Erfurt
Mit ausgewählten Bauhaus-Ikonen von Otto Lindig, Gerhard Marcks bis Johannes Itten wirbt die Klassik Stiftung Weimar an elf Orten in Thüringen für das Jubiläum "100 Jahre Bauhaus". Im Angermuseum Erfurt etwa ist seit Dienstag für ein Jahr lang die von Theodor Bogler entwickelte Große Keksdose zu sehen. "Wir wollen damit zeigen, dass Thüringen insgesamt vom Bauhaus geprägt ist und von dort vieles weiterentwickelt wurde", sagte der Generaldirektor der Museen der Stiftung, Wolfgang Holler. Die Arbeiten von den Bauhaus-Meistern und ihren Schülern würden danach zur Eröffnung des neugebauten Bauhaus Museums am 5. April 2019 in Weimar gezeigt. Die Klassik Stiftung besitzt mit rund 13 000 Objekten eine der größten Bauhaus-Sammlungen weltweit. Die Achitektur- und Designschule war 1919 von Walter Gropius gegründet worden. (dpa)

Lange Nacht der Museen in Hamburg
Die Lange Nacht der Museen in Hamburg feiert ihren 18. Geburtstag - und 59 Museen machen mit. Unter dem Motto "Forsch Dich durch die Nacht!" öffnen die Häuser am Samstag (21. April) von 18 bis 2 Uhr ihre Türen, wie die Veranstalter am Dienstag mitteilten. Auf dem Programm stehen 870 Veranstaltungen, darunter Mitmachaktionen, Führungen, Vorträge, Konzerte, Filme und Theaterdarbietungen. Im Altonaer Museum etwa könnten sich Besucher auf die Spur von Giftmischerinnen begeben und im Mineralogischen Museum drehe sich vieles um Meteoriten und Gefahren aus dem All. Elf Shuttlebuslinien bringen die Besucher kostenfrei zu den Museen. (dpa)
Lange Nacht der Museen, Hamburg, 21. April, 18 bis 2 Uhr

Art Cologne
Bei der größten deutschen Kunstmesse, der Art Cologne, präsentieren in dieser Woche etwa 200 Aussteller Werke zeitgenössischer Kunst sowie der klassischen Moderne (alles zur Messe in unserem Online-Dossier). Die Hälfte der Aussteller kommt aus dem Ausland, bei den Besuchern ist es jeder dritte. Noch bis Sonntag ist die Kunstmesse zum 52. Mal für die Besucher geöffnet. Die Art Cologne ist die älteste Kunstmesse der Welt. Sie wurde 1967 als "Kunstmarkt Köln" von den Kölner Galeristen Hein Stünke und Rudolf Zwirner gegründet. Kunst auf einer Verkaufsmesse anzubieten, war damals eine ganz neue Idee. Das hoch industrialisierte Nordrhein-Westfalen mit seinen vielen vermögenden Sammlern bot sich dafür an. Die rheinische Sammlerszene ist auch heute noch einer der Trümpfe der Kölner Messe. Dazu kommen Kunstliebhaber aus anderen Teilen Deutschlands und den Benelux-Ländern. (dpa)
Art Cologne, bis 22. April

JR in Marseille
In Marseille stellt der französische Streetart-Künstler JR unter dem Titel "Amor Fati", Liebe zum Schicksal, eines seiner jüngsten Projekte vor. Hunderte von Augenpaare auf Papierbooten, die in einem 1 400 Quadratmeter großen Wasserbecken in dem umgebauten Hangar J1 am Hafen vor sich hintreiben. Die Besucher haben die Boote aus ihren Fotos gefaltet, die sie zuvor in einer Fotokabine aufgenommen haben. Wie überall auf der Welt, wo JR mit seinen Fotomontagen tätig wird, arbeitet er mit den Blicken der anderen. In Rio de Janeiro in Brasilien beklebte er die Favela Morro da Providencia mit übergroßen Augenpaaren und die Grenzmauer zwischen Israel und Palästina mit riesigen Portraits von Israelis und Palästinensern. Der 35-Jährige nennt sich selbst einen engagierten Künstler. Identität, Erinnerung, Exil und Immigration stehen im Mittelpunkt der Arbeit des Franzosen, der zu den Stars der Streetart-Szene gehört. Seine Fotocollagen zieren Wände und Mauern in Liberia, Deutschland, New York, Türkei, Haiti und der italienische Mittelmeerinsel Lampedusa. In Marseille gehe es ihm um das Überqueren, um das Verlassen in Richtung anderswo, erklärte er. Das könne für die einen das Exil bedeuten, für die anderen Reisen. Die Ausstellung findet im Rahmen des rund siebenmonatigen Festivals "MP2018 Quel Amour" statt
Hangar J1, bis 13. Mai

Stephan Dillemuth in München
Der Maler, der rauchend der Inspiration harrt. Friedrich Nietzsche, der gegen Richard Wagner ätzt. Stephan Dillemuth schlüpft in unterschiedliche Rollen, um künstlerische Lebensweisen zu erforschen. Es entstehen Gemälde, Skulpturen oder Installationen, die unsere Zeit oft mit historischen Bildern zu fassen suchen. Unter anderem ist in der retrospektiven Ausstellung im Münchener Lenbachhaus eine Reihe von Dillemuth-Werken zu sehen, die sich des Zahnrads bedienen – als Metapher für ein System, dessen Teile auf dem Weg in die falsche Richtung perfekt ineinander greifen.
"Stephan Dillemuth", Lenbachhaus, München, bis 9. September

Neue Ausstellung auf New Yorker High Line
Neun Künstler, darunter auch einer aus Deutschland, haben die New Yorker High Line mit ihren Werken dekoriert. Die Gruppenausstellung mit dem Titel "Agora", die seit Donnerstag und bis zum kommenden März zu sehen ist, befasse sich mit der Rolle der Kunst bei der Erstellung öffentlicher Räume, hieß es von den Veranstaltern. Die Werke sind über den rund zwei Kilometer langen Park auf einer früheren Hochbahntrasse im Westen Manhattans verteilt. Der Berliner Künstler Timur Si-Qin steuerte das Werk "Forgiving Change" bei, vier in Aluminium gegossene verbrannte Äste, mit denen an die Waldbrände im Westen der USA erinnert werden soll. Außerdem sind Werke unter anderem von dem Kanadier Duane Linklater, der Irin Mariechen Danz und der Amerikanerin Sable Elyse Smith zu sehen. (dpa)
High Line, bis 19. März

Historische Schuhe in New York
Der Schuh-Designer Stuart Weitzman zeigt in New York seine Sammlung historischer Schuhe. "Schuhe machen soviel mehr, als Füße zu bedecken", sagte der 1941 geborene Weitzman, der sein nach ihm benanntes Unternehmen inzwischen verkauft hat, bei einer Vorbesichtigung der Ausstellung in der New Yorker Historical Society am Donnerstag (Ortszeit). "Schuhe erzählen Geschichten." Die Schau "Walk this Way" zeigt mehr als 100 Paar vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart, hauptsächlich aus Weitzmans persönlicher Sammlung. "Alles begann, als meine Frau einmal nicht wusste, was sie mir zum Geburtstag geben sollte, und dann angefangen hat, mir historische Schuhe zu schenken. Das wurde zur Leidenschaft - und zur Inspiration für meine Arbeit." (dpa)
Historical Society, bis 8. Oktober

Ausstellung in Osnabrück zeigt Künstlerblick auf Nachrichten
Was ist Realität, was ist Interpretation oder gar erfunden? Früher galten Journalisten als unabhängige und kontrollierende Beobachter, doch inzwischen zweifeln viele ihre Integrität an. Zum 31. European Media Art Festival in der Kunsthalle Osnabrück zeigt eine Ausstellung nun, wie sich Künstler der Realität nähern. Die Schau stellt auch die Frage, ob die Kunst einen Zugang zu einer immer komplexer werdenden Realität bieten kann. So sind zwei Arbeiten des Netzwerks "Forensic Architecture" zu sehen, das Bildmaterial aus institutionellen und sozialen Medien analysiert und das objektive Geschehen hinter diesen Bildern hervorholt. Das Netzwerk "Forensic Architecture" besteht unter anderem aus Architekten, Künstlern, Filmemachern, Journalisten und Wissenschaftlern. In der Ausstellung ist eine Video-Analyse eines Bombenabwurfs auf ein Flüchtlingslager an der türkischen Grenze zu sehen, die das Netzwerk erarbeitet hat. Die Macher leisteten mit ihren Analysen eine Arbeit, zu denen andere Institutionen offenbar nicht mehr fähig seien, sagte Kurator Franz Reimer. (dpa)
31. European Media Art Festival, Kunsthalle Osnabrück, bis 22. April

"Fashion Drive" in Zürich
In den 80er-Jahren entdeckte Andy Warhol das Camouflage-Muster. Fast schon obsessiv malte er es auf Leinwand – bis er die kriegerischen Kleckse vom Kontext der kämpfenden Körper befreit hatte. Ähnlich macht es die Schweizerin Sylvie Fleury – nur dass ihre Vorlagen nicht für Tarnung, sondern für Luxus und Gesehenwerden stehen. 2016 malte die Künstlerin Valentino-Muster und machte die industriell hergestellten Stoffe wieder zu Einzelstücken.Wenn sich Künstler des Themas Mode annehmen, wird ein komplexes System noch komplizierter. Mode ist Projektions- und Oberfläche, Rüstung, Konsumgut und Zeichen für Zugehörigkeit und Abgrenzung. Das Kunsthaus in Zürich behandelt in seiner Ausstellung "Fashion Drive" den Drang von Künstlern, sich an den Extremen der Mode abzuarbeiten – und die symbolische Dimension unserer Körperhüllen sichtbar zu machen. Zeitlich wagt die Schau den großen Bogen und zeigt Werke von der Renaissance bis zur Gegenwart. 1515 benutzte der Maler Joos van Cleve die damalige Schlitzmode in einem Bildnis der Lucretia und trieb das Aufgerissene mit dem Schwert in ihrer Brust auf die Spitze. Édouard Manet zeigte das ausladende Kleid seines Modells Jeanne Duval 1862 als Stoffmonster mit Eigenleben, und der Fotograf Peter Lindbergh kreierte in den 80er- und 90er-Jahren die Figur des Supermodels, das in unpraktischen Entwürfen Gestaltenwandlerin, Sehnsuchtskörper und Werbefläche zugleich sein soll. Das Konstante an der Mode ist, dass sie sich ständig wandeln muss und dass sich jede Eskapade abschleift, wenn sie kopiert, kommerzialisiert und langweilig wird. Die Kunst bietet eine Möglichkeit, dem Vergänglichen ein Denkmal zu setzen: dem Papieranzug von James Rosenquist genauso wie der Clubuniform von Wolfgang Tillmans' Modellen. In Zürich machen die Künstler das Extreme noch extremer – und fragen, was wir sagen, wenn wir uns kleiden.
"Fashion Drive: Extreme Mode in der Kunst", Kunsthaus Zürich, bis 15. Juli