Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Eröffnungen der Woche: Tipps für Berlin, Essen, Frankfurt, St. Moritz und Wien

Eduardo Paolozzi in Berlin
Im West-Berliner Stadtteil Charlottenburg konnte man im Jahr 1976 an einer Gebäudefassade in der Kurfürstenstraße auf die ornamentale Darstellung einer schwarz-weißen Maschinerie blicken. Geschaffen hatte sie der 2005 verstorbene schottische Bildhauer und Grafiker Eduardo Paolozzi. Mit dem Bau eines neuen Bankgebäudes einige Jahre später wurde der Blick auf die Fassade verdeckt, und das Werk eines der innovativsten und provokativsten Künstlers der britischen Nachkriegsmoderne verschwand. Andere, erhalten gebliebene Arbeiten aus Paolozzis Zeit in Berlin sind jetzt in der Ausstellung "Lots of Pictures – Lots of Fun" in der Berlinischen Galerie zu sehen. Fast zwei Jahre lang arbeitete der Pop-Art-Pionier Mitte der 70er-Jahre in seinem Kreuzberger Atelier an bunten Grafikserien und eindrucksvollen Reliefs, in denen geometrische Elemente zu abstrakten Kompositionen zusammenfließen, die an Landkarten, Stadtpläne oder mechanische Gebilde erinnern. Paolozzi kam 1924 in Schottland als Kind italie­nischer Einwanderer zur Welt. Statt den elterlichen Eisladen zu übernehmen, entschied er sich für ein Studium am College of Art in Edinburgh, ab Mitte der 40er-Jahre führten ihn weitere Studien nach London und Paris, wo er mit Künstlern wie Jean Arp, Constantin Brâncuși oder Alberto Giacometti in Kontakt kam. Inspiriert von Dada und dem Surrealismus, schuf Paolozzi in Paris erste Collagen. Seine witzig-klugen Bildmotive fand der junge Künstler in der Alltagskultur, den Massenmedien, amerikanischen Hoch­glanzmagazinen und in der Trivialkultur und legte damit den Grundstein für die britische Pop-Art. In den kommenden Jahren ließ Paolozzi die Grenzen zwischen Hochkultur und populärer Kunst verschwimmen, mischte in seinen Grafiken Autos und Außerirdische mit Pin-up-Girls und Comicfiguren. Im Zentrum der Berliner Schau, die vorher in der Whitechapel Gallery in London zu sehen war, stehen Paolozzis experimentelle Werkphasen der 40er- bis 70er-Jahre. Thematisch kreisen vor allem seine späteren Skulpturen und Grafiken um die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine. So nutzte er für "Wittgenstein in New York" (1965) Illustrationen aus Büchern des deutschen Arztes und Sachbuchautors Fritz Kahn und übersetzte dessen Mensch-Maschine-Analogien in einen poppig-futuristischen Siebdruck. Ein Plakat mit einem vergnügten Comic-Elefanten am Schreibtisch untertitelte er mit dem ewig gültigen Satz "Lots of Pictures – Lots of Fun!"
"Eduardo Paolozzi: Lots of Pictures – Lots of Fun", Berlinische Galerie, bis 28. Mai

Judith Hopf in Berlin
Ziegel, Beton, Glas und Verpackungsmaterialien sind die Basis der Werke von Judith Hopf. Die 1969 in Karlsruhe geborene Künstlerin schafft Skulpturen, Filme, Zeichnungen, Bühnenbilder oder performative Werke. Sie widmet sich den Auswirkungen, die moderne Technologie auf die menschliche Verfassung hat. In ihrer Soloschau im KW Institute in Berlin beschäftigt sie sich einmal mehr mit Ziegelsteinen. Die gemauerten Ziegelarbeiten fluktuieren dabei zwischen Skulptur und Ausstellungsarchitektur. Außerdem sind Hopfs Laptop-Skulpturen zu sehen – ein Reflex auf die zunehmende Cyborgisierung des Menschen.
"Judith Hopf: Stepping Stairs", KW Institute, Berlin, 10. Februar bis 15. April, Eröffnung: Freitag, 9. Februar, 19 Uhr

Jordan Wolfson in Berlin
Mit seinen Skulptur gewordenen Zukunftsvisionen ist Jordan Wolfson, 1980 in New York geboren, sehr schnell berühmt geworden. Der Künstler baut bösartige Roboter, die durch künstliche Intelligenz in der Lage sind, den Blick des Besuchers zu fixieren, als wären sie lebendig. Im Novemberheft 2016 hat Monopol dem Künstler ein Porträt gewidmet. Der Berliner Schinkel Pavillon zeigt ab Freitag Jordan Wolfsons 16-teilige Videoarbeit "Riverboat Song", in dem der Künstler Avatare, Memes und Clips mit Found-Footage, Popsoundtracks und Stimmen-Überlagerungen verbindet. Im Zentrum der Arbeit steht eine an Huckleberry Finn oder den MAD-Coverboy Alfred E. Neuman erinndernde Comicfigur. Die in "Riverboat Song" als kurzer YouTube-Clip eingespielte Sequenz eines Mannes, der immer wieder auf einen anderen (schwarzen Mann) einschlägt, bildet den Ausgangspunkt für Wolfsons Virtual-Reality-Kunstwerk "Real Violence", das in der Schinkel Klause zu erleben sein wird. Die Arbeit wurde 2017 bereits bei der Whitney-Biennale in New York präsentiert und kommt nun erstmals nach Deutschland. Aber Vorsicht: Bei den rasanten 360-Grad-Loopings zwischen den Hochhäusern von Manhattan, oder der völlig ungebrochenen, abstraktionsfreien Animation des brutalen Typen, der mit dem Baseballschläger auf den Kopf eines anderen einschlägt, könnte einem übel werden!
Jordan Wolfson, Schinkel Pavillon, 10. Feburar bis 1. April, Eröffnung 9. Februar, 19 Uhr, Berlin

Klaus Staeck in Essen
Das Museum Folkwang zeigt zum 80. Geburtstag des Plakatkünstlers und Aktivisten Klaus Staeck (28.2.) eine umfassende Werkschau. Die Ausstellung "Sand fürs Getriebe" zeichnet Staecks Werk von seinen frühen Holzschnitten aus den 1960er Jahren, über seine Siebdruck-Arbeiten bis hin zu den berühmt gewordenen Plakaten und Postkarten chronologisch nach und gibt Einblicke in seinen politischen Aktivismus. Staeck war von 2006 bis 2015 auch Präsident der Berliner Akademie der Künste. Durch Provokationen, Störungen und bitterböse Satire erregte Staeck immer wieder Aufsehen in der Bundesrepublik. Seine Themen waren etwa die nationalsozialistische Vergangenheit Deutschlands, der Vietnamkrieg, die Pinochet-Diktatur in Chile, die Apartheid in Südafrika und immer wieder vor allem der Umweltschutz. "Leider ist fast alles aktuell geblieben", sagte Staeck am Mittwoch bei einer Pressekonferenz über die Themen seiner Plakate. (dpa)
"Klaus Staeck: Sand fürs Getriebe", Museum Folkwang, Essen, bis 8. April

Städel in Frankfurt präsentiert Rubens-Ausstellung
Kaum ein anderer Maler hat die europäische Barockkunst so geprägt wie Peter Paul Rubens (1577–1640). Dafür holte sich der niederländische Künstler Inspirationen nicht nur von Skulpturen aus der Antike und zeitgenössischen Skulpturen, sondern auch von anderen Malern. Dazu zählten etwa Vorgänger wie Tizian, Tintoretto oder Adam Elsheimer und Hendrick Goltzius. Diese Verbindungslinien will das Frankfurter Städel in einer großen Ausstellung beleuchten, die am Mittwoch vorgestellt wurde. Unter dem Titel "Rubens. Kraft der Verwandlung" werden rund 100 Arbeiten gezeigt, darunter 31 Gemälde und 23 Zeichnungen von Rubens. Neben Originalskulpturen von der Antike bis zur Renaissance sind auch Gemälde und Grafiken von Rubens' Vorläufern zu sehen. Bei der Ausstellung handelt es sich um eine Kooperation des Städel mit dem Kunsthistorischen Museum Wien. (dpa)
"Rubens", Städel Museum, Frankfurt, bis 21. Mai

Kunstmesse in St. Moritz
Exklusivität ist ein viel missbrauchtes Schlagwort – und hier endlich mal angebracht. Bei der ersten Winterausgabe der Messe Nomad werden vom 8. bis 11. Februar 20 hochkarätige Kunst- und Designgalerien in einem historischen Alpenchalet in St. Moritz ausstellen, dazu gibt es einen Talk mit Doug Aitken und "Winterprogramm". Hals- und Beinbruch!
Nomad St. Moritz, bis 11. Februar

Haris Epaminonda in Wien
Die zypriotische Künstlerin Haris Epaminonda arbeitet mit Installationen, Skulpturen, Filmen, gefundenen Bildern, Büchern und  Collagen. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht die Wandelbarkeit von Bildern und Symbolen. Oft sind Lebewesen Bestandteil ihrer Installationen. Da Epaminonda auf Quellenangaben verzichtet, die Rückschlüsse auf Herkunft und Zeit der Objekte zulassen, wird der Betrachter stets auf sich selbst und seine Assoziationen zurückgeworfen. In der Wiener Secession ist nun eine Soloschau der 1980 in Nikosia geborenen Künstlerin mit neuen Werken zu sehen.
Haris Epaminonda, Secession, Wien, bis 2. April