Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Eröffnungen der Woche: Tipps für Berlin, Braunschweig, Bremen, Essen, Goslar, Hamburg, London, Magdeburg, Paris und Stuttgart

"Tape Art Convention 2016" in Berlin
Raumgroße, begehbare Installationen oder Adaptionen klassischer Gemälde - all das nur aus Klebeband und mithilfe eines Teppichmessers: Am 8. Oktober startet in Berlin das erste "Tape Art"-Treffen mit internationalen Künstlern. Die "Tape Art Convention 2016" ist eine Gruppenausstellung von insgesamt neun Artisten, die ihre Kunst bis zum 5. November in der Neurotian Gallery im Haus Schwarzenberg in Berlin-Mitte zeigen. "Tape Art" ist eine noch recht junge Technik, die ursprünglich der Street Art entstammt. Bei der Ausführung werden lediglich Klebeband und ein Teppichmesser verwendet. Dabei hat diese Kunst ihre eigenen, dem Material geschuldeten Formen und Anwendungen entwickelt, darunter auch große Wandbilder und Bodeninstallationen. "Berlin ist längst eines der europäischen Epizentren dieser Bewegung", sagte Martin Gegenheimer, Koordinator beim "Archiv der Jugendkulturen e.V.". Hier hätten sich Kollektive gegründet und in den vergangenen Jahren eine Szene herausgebildet, die nun auch internationale "Tape Art"-Künstler in die Stadt ziehe. Im Straßenbild trete diese Kunstform allerdings eher selten in Erscheinung. "Da sich Tape recht leicht entfernen lässt, ist es im Außenbereich sehr kurzlebig", sagte Gegenheimer. Besucher werden bei dem Projekt mit den ausstellenden Künstlern auch in Kontakt treten können. Auch Workshops werden an allen vier Wochenenden angeboten. Im Innen- und Außenareal der Galerie soll es zudem Bereiche geben, wo Besucher und Künstler sich ausprobieren können. (dpa)
Tape Art Convention 2016, Neurotitan Galerie, Berlin, 8. Oktober bis 5. November

Fotografie in vier Dimensionen in Braunschweig
Fotos haben das Problem, dreidimensionale Räume nur als Fläche wiedergeben zu können. Die Künstlerinnen Christine Erhard, Katharina Kiebacher und Susa Templin fühlten sich von diesem Format zu sehr eingeschränkt. Mit ihren Werken brechen sie aus den Grenzen der zweidimensionalen Fotografie aus. In der Ausstellung "Die Vierte Dimension" im Braunschweiger Museum für Photographie können Besucher seit Donnerstag ihre Ideen und Wege verfolgen. Fotos sind in der Ausstellung meist nur ein Bestandteil der Kunstwerke. Die Künstlerin Susa Templin etwa hat für ihre Bilder abstrakte Skulpturen und Räume gebaut und diese abgelichtet. Die Fotos hat sie auf große Leinwände gezogen und auf Flächen, Säulen und im Raum stehende Wände drapiert. So ergeben sich für den Betrachter neue Perspektiven - abhängig davon, von wo aus er auf die Bilder schaut. Die Berlinerin Katharina Kiebach wiederum kombiniert ihre Fotos mit Keramikkunst. "Daran fasziniert mich der Kontrast", sagte sie vor der Eröffnung. "Keramik ist ein handwerkliches, archaisches Material, während die Fotografie häufig noch sehr kopflastig und technisiert ist." (dpa)
"Die Vierte Dimension", Museum für Photographie, bis 27. November

Paula Modersohn-Becker und Emil Nolde in Bremen
Paris im Frühling 1900: Die Malerin Paula Modersohn-Becker (1876-1907) und Emil Nolde (1867-1956) begegnen sich. Lange nach ihrem Tod treffen jetzt viele ihrer farbintensiven Figurenbilder erstmals aufeinander. Das Paula Modersohn-Becker Museum Bremen zeigt ab Sonntag 70 Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Drucke aus Museums- und Privatsammlungen, darunter Aktstudien, Kinderbilder und Porträts. Arbeiten wie Noldes Porträt eines Mädchens mit leuchtend blauen Augen vor Blumengrund und Paula Modersohn-Beckers Selbstbildnis mit Blüte zeigen den mutigen Umgang beider Maler mit Farbe und Form. Frank Schmidt, Direktor der Kunstsammlungen Böttcherstraße, sprach am Donnerstag in Bremen angesichts dieser Dialoge von einer Premiere mit überraschenden Parallelen: "Beiden Künstlern ging es nicht darum, etwas abzubilden, sondern vielmehr um Stimmungen und Empfindungen." (dpa)
"Emil Nolde trifft Paula Modersohn-Becker", Paula Modersohn-Becker Museum, Bremen, bis 29. Januar 2017

"Dancing with Myself'" in Essen
Der milliardenschwere Unternehmer François Pinault ist im August 80 geworden. Für den Sammler kein Grund, seine Aktivitäten herunterzuschrauben. Als wäre es nicht genug, fast den gesamten Palazzo Grassi und die Punta della Dogana, beide in Venedig, mit seiner Kunst zu bestücken, holt der Franzose zum nächsten Schlag aus: Nun wurde bekannt, dass Pinault die Pariser Bourse de Commerce umbauen lässt – als dritten Sammlungsstandort. Eröffnung: Ende 2018. Das kommende Pinault-Highlight in Deutschland steht schon jetzt ins Haus: Das Essener Museum Folkwang ist das erste deutsche Museum, das Werke der Pinault-Kollektion zeigen darf. Die Schau "Dancing with Myself" zeigt, in welchen Formen Künstler in ihrem eigenen Werk präsent sind. Rund 100 Arbeiten von Schlüsselfiguren der Gegenwartskunst, darunter Maurizio Cattelan, Rodney Graham, Ulrike Rosenbach und Hito Steyerl, sind vertreten. Mit sozialkritischen und politischen Werken glänzen jüngere Künstler wie LaToya Ruby Frazier, Paulo Nazareth oder Adel Abdessemed. Aspekte wie Körper, Biografie, soziale oder sexuelle Identität, Humor oder Melancholie können Akteur oder Ausgangsmaterial eines Werkes sein. Die von Martin Bethenod, Direktor der beiden venezianischen Pinault-Museen, Florian Ebner und Anna Fricke kuratierte Schau ist in fünf Kapitel gegliedert. Sie beginnt mit der spielerischen Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und schließt mit Künstlern, die sich politischen Zielen widmen. Einen Extraraum widmet die Ausstellung den Werken Cindy Shermans und ihrem postmodernen Spiel mit Rollenbildern. Wie sinnvoll sich Pinaults mit der Essener Sammlung ergänzt, zeigt sich auch hier, denn es sind frühe und jüngere Sherman-Arbeiten aus der Privatkollektion und zugleich eine Auswahl ihrer „Untitled Film Stills“ aus dem Besitz des Museums. Im Zeichen der Melancholie und der verschwindenden Körper stehen Werke von Alighiero Boetti, Felix Gonzalez-Torres oder Urs Fischer.
"Dancing with Myself'", Museum Folkwang, Essen, 7. Oktober bis 15. Januar

Jimmie Durham in Goslar
"Seine aus natürlichen oder gefertigten Materialien, aus Überresten oder Abfällen geschaffenen Werke ergeben unerwartete Assoziationen, die die Sicht auf die Realität mit Scharfsinn und Humor verändern", heißt es in der Jury-Begründung zum Goslarer Kaiserring an Jimmie Durham. Der 75-jährige Künstler, Dichter und Aktivist, 1940 in den USA geboren, heute in Berlin lebend, stellte mehrmals auf der Venedig-Biennale sowie auf der Documenta aus. Eine Auswahl seiner skurrilen Figuren aus überraschend miteinander kombinierten Fundstücken ist nun im Goslarer Mönchehaus zu sehen.
"Jimmie Durham: evidence", Mönchehaus, Goslar, 8. Oktober bis 29. Januar 2017

Meisterwerke des Surrealismus in Hamburg
Unter dem Titel "Dalí, Ernst, Miró, Magritte... Surreale Begegnungen" präsentiert die Hamburger Kunsthalle mehr als 200 Meisterwerke des Surrealismus aus vier der bedeutendsten europäischen Privatsammlungen des 20. Jahrhunderts. Gezeigt werden weltbekannte Ikonen wie das Mae-West-Lippensofa (1938) und ein vier Meter großer Paravent des jungen Salvador Dalí, geheimnisvolle Bildrätsel von René Magritte wie "Reproduktion verboten" (1937), poetische Formfindungen von Joan Miró und zukunftsweisende bildnerische Experimente von Max Ernst. "Die Ausstellung verführt den Betrachter in die Traumwelten des Unbewussten", sagte Kuratorin Annabelle Görgen-Lammers am Donnerstag in Hamburg. (dpa)
"Dalí, Ernst, Miró, Magritte... Surreale Begegnungen", Hamburger Kunsthalle, bis 22. Januar 2017

Frieze London
Am Donnerstag haben die 15. Ausgabe der Frieze London und die 5. Ausgabe der Frieze Masters im Regent's Park für das Publikum geöffnet. Die Frieze versammelt in diesem Jahr 160 Galerien aus 30 verschiedenen Ländern, die Frieze Masters 133 Galerien. Zehn Tipps, was man neben den großen Kunstmessen in dieser Woche in der britischen Hauptstadt anschauen sollte, lesen Sie hier.
Frieze London, 6. bis 9. Oktober

Pablo Picasso in London
Die National Portrait Gallery in London eröffnet am Donnerstag eine Ausstellung unter dem Titel "Picasso Portraits". Bis 5. Februar zeigt das britische Kunstmuseum mehr als 80 Porträts des berühmten spanischen Künstlers Pablo Picasso (1881-1973). Eine Reihe von Werken sind zum ersten Mal in Großbritannien zu sehen. Die Picasso-Schau ist den Angaben zufolge die erste ihrer Art seit über 20 Jahren. Zuletzt wurden Picasso-Porträts in diesem Umfang 1996 im New Yorker Museum of Modern Art und im Grand Palais in Paris gezeigt. Entstanden ist sie in Zusammenarbeit mit dem Picasso-Museum in Barcelona unter Kuratorin Elizabeth Cowling. Die Werke gehören zu Sammlungen aus der ganzen Welt. Zu sehen sind Porträts mit oft karikaturistischem Charakter von Familienmitgliedern, Freunden und Geliebten Picassos, sowie einige Selbstporträts aus seinen frühen Künstlerjahren. Die Ausstellung deckt seine komplette Schaffensphase ab und gibt einen Eindruck von seiner künstlerischen Entwicklung und Vielfalt. Sie umfasst klassische Zeichnungen, expressive Gemälde, Fotografien, Karikaturen und Skulpturen. (dpa)
"Picasso Portraits", National Portrait Gallery, London, bis 5. Februar

Ars-Viva-Preis 2017 in Magdeburg
Aus einer Liste von 51 Künstlern hat eine Jury die drei Träger des aktuellen Ars-Viva-Preises ausgewählt. Die Gewinner werden im Kloster unser lieben Frauen in Magdeburg ausgestellt. Jan Paul Evers' Fotoarbeiten entstehen mithilfe verschiedener analoger Bearbeitungsprozesse. Zentrale Bezugspunkte in Leon Kahanes Videoarbeiten, Fotografien und Installationen sind Themen wie Migration und Identität. Jumana Manna thematisiert in ihren Videoarbeiten und Skulpturen sozialpolitische Fragestellungen und Machtstrukturen.
Ars-Viva-Preis 2017, Kunstmuseum Kloster unser Lieben Frauen Magdeburg, 9. Oktober bis 29. Januar 2017, Eröffnung am 8. Oktober um 19.30 Uhr

Picasso und Giacometti in Paris
Pablo Picasso und Alberto Giacometti sind sich erstmals Anfang der 1930er-Jahre begegnet. Daraus ist eine mehrjährige Freundschaft entstanden, die das Pariser Picasso-Museum nun erstmals illustriert. Die Initiative zu dieser einmaligen Werkschau geht vor allem auf die Leiterin der Pariser Giacometti-Stiftung Catherine Grenier zurück. Ihr sei immer wieder aufgefallen, wie häufig das Wort Picasso bei Giacometti vorgekommen ist, sagt die Kuratorin und Kunsthistorikerin. Dass dasselbe auch für Picasso zutraf, veranschaulichen die rund 200 Werke, die bis zum 5. Februar zu sehen sind. Das Ergebnis der Gegenüberstellung der beiden Meister des 20. Jahrhunderts ist ein künstlerischer Dialog, der zeigt, dass beide Künstler sich zeitgleich dieselben ästhetischen Fragen stellten. Die Exponate stammen überwiegend aus den Sammlungen beider Kunsteinrichtungen. Vor allem die zerbrechlichen Gipsskulpturen von Giacometti sind nur selten zu sehen. (dpa)
Picasso-Giacometti, Musée national Picasso, Paris, bis 5. Februar 2017

Francis Bacon in Stuttgart
Einen etwas anderen Blick wirft die Stuttgarter Staatsgalerie auf den großen Maler Francis Bacon (1909-1992). Im Zentrum der Schau "Unsichtbare Räume" mit rund 40 großformatigen Gemälden stehen die eigentümlichen, oft geisterhaften Konstruktionen der Bildräume des britischen Künstlers. Im Oktober kehrt zeitgleich die legendäre Performance "Francis Bacon" von Ismael Ivo und Hans Kresnik auf Einladung der Staatsgalerie ans Theaterhaus Stuttgart zurück. (dpa)
"Francis Bacon: Unsichtbare Räume",  Staatsgalerie Stuttgart, bis 8. Januar 2017