Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

© Christian Marclay / Courtesy of Whitney Museum, NY and Paula Cooper Gallery / Foto: Bill Orcutt
© Christian Marclay / Courtesy of Whitney Museum, NY and Paula Cooper Gallery / Foto: Bill Orcutt

Hat einen großen Auftritt in Stuttgart: Christian Marclay (hier mit "Chalkboard", 2010)

Eröffnungen der Woche: Tipps für Stuttgart, Kassel, Frankfurt, Bremen, Berlin und Hannover

Christian Marclay in Stuttgart
Im Zentrum seiner Kunst ist der Sound: Christian Marclay, der mit der 24-Stunden-Installation "The Clock" weltberühmt wurde, lässt Töne und Geräusche mitunter nur in der Imagination entstehen, wie im Fall des stummen Vierkanalvideos "Graffiti Composition", bei dem Lautwörter aufblitzen (Soloschau "Action" im Aargauer Kunsthaus, bis 15. November). Zwei Ausstellungen bestreitet der Schweizer Künstler, Jahrgang 1955, derzeit in Stuttgart. Im Kunstmuseum ist die Filmcollage "Video Quartet" von 2002 zu sehen, in der sich Schauspieler quer durch die Kinogeschichte im Klavier- und Saitenspiel üben. Die Staatsgalerie zeigt ab diesem Wochenende auf 16 Monitoren Fluxus-Werke aus dem Walker Art Center in Minneapolis, die auf den Videos zu neuem, geräuschvollem Leben erweckt werden. Durch die zeitlichen Verschiebungen erfüllen immer neue kakofonische Soundtracks den Saal.
Kunstmuseum Stuttgart, bis 17. Januar 2016; Staatsgalerie Stuttgart, 16. Oktober bis 20. März 2016

"Die Bestie ist der Souverän" in Stuttgart
Nach einem Kunst-Eklat in Barcelona ist eine umstrittene Skulptur der österreichischen Künstlerin Ines Doujak nun erstmals in Deutschland ausgestellt. Sie ist Teil einer Schau mit Werken von rund 30 internationalen Künstlern - die Ausstellung ist von Freitag an im Württembergischen Kunstverein zu sehen. Die Doujak-Skulptur zeigt einen nackten, auf rostigen Stahlhelmen hockenden Mann in einer sexuellen Pose mit einer bolivianischen Aktivistin und einem Schäferhund. Der Mann weist eine Ähnlichkeit mit dem früheren spanischen König Juan Carlos auf. "Es ist eine andere Ausstellung geworden durch den Konflikt", sagte die Direktorin des Kunstvereins, Iris Dressler, am Freitag in Stuttgart. Sie hat die Ausstellung mit konzipiert. Als eine Reaktion auf den Eklat wurde in Stuttgart der Name der Ausstellung "Die Bestie und der Souverän" verändert. Der Titel lautet nun: "Die Bestie ist der Souverän" - das "und" ist dabei durchgestrichen. Die Ausstellung im Museum für zeitgenössische Kunst (Macba) hatte im März in Barcelona für einen Eklat gesorgt. Der damalige Museumsdirektor Bartomeu Marí hatte gefordert, die Ausstellung wegen der Skulptur abzusagen. Wegen großer Proteste musste schließlich Marí zurücktreten. Die Schau mit der umstrittenen Skulptur "Not Dressed for Conquering" (Für die Eroberung nicht passend gekleidet) war in Barcelona dann wie geplant zu sehen. Sie befasst sich mit den verschiedenen Ausprägungen von Souveränität. (dpa)
Württembergischer Kunstverein, 17. Oktober bis 17. Januar 2016. Eröffnung am Freutrag um 19 Uhr

Judith Hopf in Kassel
Körperlich fit, auf dem Arbeitsmarkt flexibel, für die Gesellschaft verwertbar sei der Mensch. Doch Judith Hopf, 1969 in Karlsruhe geboren, formuliert in ihrem multimedialen Werk Zweifel am Perfektionswahn. Das Gespenst – als Chiffre des Verdrängten, Ungewollten – ist eine wiederkehrende Figur in ihren Skulpturen, Zeichnungen, Filmen und Performances. 2012 schuf Hopf für die Documenta im nahe Kassel gelegenen Kloster Breitenau, das wegen seiner NS-Vergangenheit berüchtigt ist, einen zerbrechlichen Bambuswald aus zusammengesteckten Trinkgläsern. Nach Kassel kehrt Hopf nun mit ihrer Soloschau in der Neuen Galerie zurück und präsentiert dort eine auf den Ort reagierende Installation.
Neue Galerie Kassel, 16. Oktober bis 28. Februar 2016

William Forsythe in Frankfurt
Der Choreograph William Forsythe lässt in einer neuen Installation Museumsbesucher zu Kunst werden. Im Eingangsbereich des MMK Museums für Moderne Kunst in Frankfurt soll eine Kamera die Museumsgäste erfassen und ihre Bewegungen vergrößert auf einer Leinwand zeigen, teilte das Museum am Dienstag mit. So verzerrten sich die Bilder der Besucher, und es sehe aus, als ob sie tanzten. Die Installation gehöre zur interaktiven Werkschau "William Forsythe. The Fact of Matter". Dabei erwartet die Besucher den Angaben zufolge eine Ausstellung, in der sie persönlich gefordert sind und sich mit den eigenen Bewegungen und Befindlichkeiten auseinandersetzen müssten. Seit mehr als 30 Jahren sei das Schaffen des Frankfurter Künstlers und Choreographen mit Frankfurt verbunden. Von 1984 an habe er als Direktor das Ballett Frankfurt erneuert und 2004 die Ballettkompanie Forsythe Company gegründet, von der er sich vor kurzem verabschiedet hat. (dpa)
"William Forsythe. The Fact of Matter", MMK Museum für Moderne Kunst, Frankfurt, 17. Oktober bis 31. Januar 2016

"Fußball. Halleluja" in Bremen
Die Parallelen zwischen Fußball und Religion untersucht eine Ausstellung im  Focke-Museum. Zu sehen sind unter anderem ein Altar für Diego Maradona, eine Fußballbibel und afrikanische Voodoo-Fußballpuppen. Anhand zahlreicher Exponate, Fotos und Filme thematisiert die Schau "Fußball. Halleluja" die Rituale in den Stadien, die Verehrung von Fußballern und den Reliquienkult der Fans. Die Ausstellung wirft aber auch einen kritischen Blick auf das Millionengeschäft Fußball sowie dessen Instrumentalisierung durch Werbung und Politik, sagte Kurator Jan Christoph Greim am Donnerstag. Die Wanderausstellung ist in Zusammenarbeit mit Museen in Amsterdam und Basel entstanden. Nach Bremen wird sie in Lyon, Luxemburg, Barcelona und Moskau Station machen. (dpa)
Focke Museum, 17. Oktober bis 28. März 2016

Bärbel Hische und Johanna Helbling-Felix in Bremen
Ungewohnte Landschaftsansichten zeigt das Bremer Overbeck-Museum ab Sonntag. Die Künstlerinnen Bärbel Hische und Johanna Helbling-Felix lassen in ihren Arbeiten präparierte Pflanzen, mit Zeichnungen, Karten und Fotografieren zu Kollagen verschmelzen. Dabei lassen sie Streifzüge durch die Natur und ungeahnte Perspektiven aus der Luft einfließen. In den überraschenden Details ihrer Werke zeige sich auf immer neue Weise die Schönheit, aber auch die Fremdheit der Natur, teilten die Ausstellungsmacher mit. Die Arbeiten treten in einen Dialog mit den Werken des Malerpaars Fritz und Hermine Overbeck, das die Landschaft im Norden in zahlreichen Gemälden festhielt. (dpa)
Overbeck-Museum, 18. Oktober bis 10. Januar 2016

Germaine Krull in Berlin
Das wenig bekannte Werk der deutschen Fotopionierin Germaine Krull (1897-1985) wird in einer Ausstellung in Berlin vorgestellt. Im Martin-Gropius-Bau sind rund 130 Originalabzüge und Bilder aus Fotoillustrierten zu sehen. Gezeigt werden Schwarz-Weiß-Bilder, die den Betrachter nah an die Sujets heranlassen: das Pariser Straßenleben, buddhistische Tempel in Asien - und Hände. "Germaine Krull ist eine Künstlerin, die uns in die Welt entführt", sagte der Berliner Festspiele-Intendant Thomas Oberender am Mittwoch vor der Eröffnung. Die in Preußen geborene Krull hatte ab 1925 in Paris eine neue, unmittelbare Form der Bildreportage geprägt. Als eine der ersten weiblichen Kriegsberichterstatter fotografierte sie später zahlreiche Konflikte auf der ganzen Welt. Nach fast zwei Jahrzehnten in Asien starb sie 1985 verarmt im hessischen Wetzlar. (dpa)
Martin-Gropius-Bau, bis 31. Januar 2016

"Madonna. Frau - Mutter - Kultfigur" in Hannover
Mit dem Bild der Madonna im Wandel der Jahrhunderte beschäftigt sich von Freitag an das Landesmuseum Hannover. Die Ausstellung "Madonna. Frau - Mutter - Kultfigur" beschreibt den Weg von antiken Muttergöttinnen über den Marienkult im Mittelalter bis hin zu zeitgenössischen Interpretationen. Es sei die erste Ausstellung überhaupt, die den Werdegang der wohl berühmtesten Frauenfigur der Geschichte über 11 000 Jahre nachzeichnet, sagte Museumsdirektorin Katja Lembke am Donnerstag. Unter den rund 250 Objekten sind hochkarätige internationale Leihgaben. Das Sprengel Museum steuerte unter anderem Werke von Kurt Schwitters und Niki de Saint Phalle bei. Landesmuseum Hannover, 16. Oktober bis 14. Februar 2016