Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Eröffnungen der Woche: Tipps für Erlangen, Düsseldorf, Hamburg, Unna, Weil am Rhein, Köln, Paris, Amsterdam, Berlin, Mühlheim an der Ruhr und Wien

"Save the data" in Erlangen
Jawohl, in Erlangen, dieser mittelfränkischen Stadt im Freistaat Bayern, wurde das MP3-Format entwickelt. Die Technik, die es erlaubt, Musik zu komprimieren und per E-Mail-Anhang durch die Gegend zu schicken oder ins Internet zu stellen, wie es einem gefällt. Und man versteht gleich, dass die Stadt auch ein wenig stolz ist auf diese Erfindung, die fast die gesamte Welt erobert hat. Aber muss deshalb gleich eine ganze Ausstellung darauf aufgebaut werden? Die kurze Antwort lautet: Ja. "Save the data" ist der Imperativ dieser Schau im Kunstpalais, der bewusst gegen die Angst polemisiert, die die Datenspeicherung durch Staaten und Konzerne spätestens seit den Enthüllungen Edward Snowdens begleitet. Denn Direktorin Amely Deiss erkennt die Poesie, die sich in Datenträgern für Künstler wie Gregor Hildebrandt, Viktoria Binschtok, Via Lewandowsky, Joep van Liefland oder Florian Meisenberg verstecken kann. In Erlangen begegnet man daher Schallplatten, Kassettenrekordern und Servern, die mehr Eigenleben haben, als ihre Erfinder es vielleicht geplant hatten.
"Save the data! Von Kunst und Datenträgern", Kunstpalais, Erlangen, 27. September bis 15. November. Eröffnung: 26. September, 19 Uhr

Cyprien Gaillard in Düsseldorf
Im Studio frickeln, das ist seine Sache nicht: Cyprien Gaillard ist meistens unterwegs, um die Ruinen der Moderne aufzusuchen, um Gebäude und Lebensräume zu erkunden. Die Düsseldorfer Sammlerin Julia Stoschek konzentriert sich in der Soloschau des 1980 in Paris geborenen Künstlers auf seine medienbasierten Werke. Das Spektrum reicht von frühen Werken der Nullerjahre bis zum monumentalen 3-D-Film "Nightlife" von 2015. Auguste Rodins "Denker"-Skulptur aus dem Cleveland Museum of Art kommt darin vor, die von einer antiimperialistischen Gruppe 1970 mit Dynamit teilweise zerstört und vom Museum im beschädigten Zustand wieder aufgestellt wurde.
"Number Eleven: Cyprien Gaillard", Julia Stoschek Collection, Düsseldorf, 26. September bis 14. Februar 2016, Eröffnung: Freitag, 25. September, um 19 Uhr

"The Problem of God" in Düsseldorf
Gott ist überall. Womöglich auch, wenn man nicht an ihn glaubt. Die Ausstellung "The Problem of God" im Düsseldorfer K21 zeigt, wie sich die christliche Bildtradition in einem weltlichen Zusammenhang weiterentwickelt hat. Das Gros der 120 Werke widersetzt sich dabei einer einfachen Lesart. Vielmehr entfalten die Arbeiten von Georges Adéagbo, Andrea Büttner, Douglas Gordon, Thomas Locher, Aernout Mik und knapp 40 anderen Künstlern komplexe Geschichten und Bilder, die sich hintergründig mit religiösen Motiven, Themen oder Fragestellungen auseinandersetzen.
"The Problem of God", K21 Ständehaus, Düsseldorf, 26. September bis 24. Januar 2016, Eröffnung: Freitag, 25. September, um 19 Uhr

P/Art Producer’s Art Fair in Hamburg
Die Hamburger P/Art Producer’s Art Fair geht in die dritte Runde. Nachdem sich die Messe voriges Jahr in den Phoenix-Hallen in Harburg ausbreiten konnte, hat sie nun im Kraftwerk Bille ein ähnlich interessantes Setting gefunden. Bei der Messe ohne Galerien und Messestände können sich über 90 von einer Jury ausgewählte Künstler und Künstlerinnen direkt dem Publikum präsentieren. Alle Medien von Malerei über Fotografie und Skulptur bis zu Video sind vertreten – und die Künstler sind für Gespräche vor Ort.
P/Art Producer’s Art Fair, Hamburg, 24. bis 27. September

"¡DARK!" in Unna
Im Zentrum für Internationale Lichtkunst Unna erwartet man nicht unbedingt einen Titel, der auf Finsternis anspielt. Aber abgedunkelte Ausstellungsräume sind meist die Voraussetzung für Lichtkunstwerke, das haben jedenfalls die Arbeiten von Anthony McCall, Diana Ramaekers, Regine Schumann und Vera Röhm gemeinsam. Und noch etwas eint McCalls in feinen Kunstnebel projizierte Lichtskulpturen oder Schumanns Parcours aus wellenförmigen, phosphoreszierenden Acryglasplatten: Die Besucher betreten die Installationen und werden Teil der Kunstwerke. In der begleitenden Ausstellung "Dark II" sind Bilder der US-Fotografin Lucinda Devlin zu sehen, die Gaskammern, elektrische Stühle und Todeszellen zeigen und somit eine beklemmend metaphorische Bedeutung von "Finsternis" entfalten.
"¡DARK!", Zentrum für internationale Lichtkunst, Unna, 26. September bis 3. April 2016

"Das Bauhaus #allesistdesign" in Weil am Rhein
Ob Wecker, Kaffeetasse oder Türdrücker, jeden Tag fassen wir Dinge an, die es ohne das Bauhaus nicht gäbe. Die Schau "Das Bauhaus #allesistdesign" im Vitra Design Museum in Weil am Rhein bietet nun eine umfangreiche Übersicht über die legendäre Denkfabrik und Gestaltungsschule. Sie enthält eine Vielzahl seltener, teils nie gezeigter Exponate aus Design, Architektur, Kunst, Film und Fotografie. Zugleich stellt die Ausstellung dem Bauhaus-Design aktuelle Designtendenzen und Kunstwerke gegenüber. Neben Werken von Marianne Brandt, Marcel Breuer, Lyonel Feininger, Walter Gropius, Wassily Kandinsky sind also aktuelle Beiträge von Olaf Nicolai, Adrian Sauer, Enzo Mari, Konstantin Grcic oder Hella Jongerius zu sehen.
"Das Bauhaus #allesistdesign", Vitra Design Museum, Weil am Rhein, 26. September bis 28. Februar 2016

Art.Fair in Köln
Schon im September statt wie bisher im November präsentiert die Kunstmesse Art.Fair in Köln internationale Kunst der Gegenwart und Moderne. 104 Galerien, davon fast die Hälfte aus dem Ausland, bieten in der Koelnmesse bis Sonntag Arbeiten von 650 Künstlern an. "Das ist eine gute Größe, damit die Besucher sich alles an einem Tag ansehen können", sagte Messedirektor Walter Gehlen am Mittwoch. Weiter wachsen wolle man deshalb nicht mehr, erläuterte er der Deutschen Presse-Agentur. Schon jetzt sei die Art.Fair nach der Art Cologne und der Art Karlsruhe die größte Kunstmesse Deutschlands. (dpa)
Art.Fair, Köln, 24. bis 27. September

"Glanz und Elend der Prostitution" in Paris
Das Pariser Orsay-Museum widmet dem Thema käufliche Liebe erstmals eine umfassende Werkschau. Unter dem Titel "Glanz und Elend. Bilder der Prostitution, 1850-1910" sind bis zum 17. Januar mehr als 250 Exponate zu sehen. Darunter befinden sich bedeutende Werke von Edouard Manet, Edgar Degas und Toulouse-Lautrec, sowie Filme und Fotografien. Paris galt im 19. Jahrhundert als Stadt des Lasters. Die Prostitution sei damals allgegenwärtig gewesen, sagte der Leiter des Museums, Guy Cogeval. Die Werkschau, die danach im Van Gogh-Museum in Amsterdam präsentiert wird, will den Einfluss der Prostitution auf die Kunst zeigen. (dpa)
"Glanz und Elend. Bilder der Prostitution, 1850-1910", Musée d'Orsay, Paris, bis 17. Januar 2016

"Eine kleine Geschichte der Zukunft" in Paris
Von der Steinzeit bis zu Jeff Koons: Unter dem Titel "Eine kleine Geschichte der Zukunft" (Une breve histoire de l’avenir) greift der Louvre weit aus. Dabei vereint die am Donnerstag eröffnete Werkschau in Paris klassische und zeitgeschichtliche Werke. Archaischen Schrifttafeln aus Mesopotamien folgen riesige Spinnennetze des argentinischen Installationskünstlers Tomás Saraceno. Und neben einem Jeff Koons hängt eine Allegorie des Reichtums des Hofmalers Simon Vouet (1590-1649). Mehr als 200 Exponate sollen mit Blick auf eine tausendjährige Kunstgeschichte die nahe Zukunft illustrieren. Die bis zum 4. Januar dauernde Werkschau lehnt sich an den gleichnamigen Titel des Bestsellers des französischen Wirtschaftswissenschaftlers Jacques Attali aus dem Jahr 2006 an. In dem auch auf Deutsch erschienenen Buch geht es um die Anordung der Welt, um Kriege und die Gesellschaft von Heute. Themen, die auch die Ausstellung strukturieren. Neben einer Installation von Ai Weiwei - Säulen-Überresten alter Häuser aus Peking - ist auch das Trümmerstück einer Rodin-Bronzeskulptur aus den Ruinen der im September 2001 zerstörten Twin Towers in New York zu sehen. (dpa)
"Une breve histoire de l’avenir", Louvre, Paris, bis 4. Januar

Parallelen zwischen van Gogh und Munch - Schau in Amsterdam
Die künstlerische Verwandtschaft der Maler Vincent van Gogh (1853-1890) und Edvard Munch (1863-1944) steht im Mittelpunkt einer großen Ausstellung im Amsterdamer Van Gogh-Museum. Das Haus präsentierte am Dienstag "Munch: Van Gogh" mit über 100 Gemälden und Zeichnungen der beiden Künstler, die als Väter der Moderne gelten. Spitzenstücke sind eine Version des berühmtesten Werkes von Munch, "Der Schrei", sowie die "Sternennacht über der Rhône" von Vincent van Gogh. Der Niederländer und der Norweger hatte einander nie getroffen. Allerdings kannte Munch das Werk von van Gogh und wurde davon inspiriert. In ihrer Kunst und in ihrem persönlichen Leben gebe es ungewöhnlich viele Parallelen, sagte der Direktor des Amsterdamer Museums, Axel Rüger, der Deutschen Presse-Agentur. "Beiden geht es um die großen Fragen des Lebens: der ewige Lebenszyklus, Leiden, Liebe und Angst." Die Ausstellung ist zugleich der Höhepunkt des diesjährigen Van Gogh-Jahres. Der Niederländer starb vor 125 Jahren. Das Museum zeigt auch viele Spitzenwerke aus Privatsammlungen, die nur selten ausgeliehen werden. In Amsterdam werden rund 400.000 Besucher erwartet. In Oslo sahen zuvor bereits mehr als 150.000 Menschen die Ausstellung. (dpa)
"Munch: Van Gogh", Van Gogh-Museum, Amsterdam, bis 17. Januar 2016

"Visual Leader" in Hamburg
Die Veranstalter des Medienpreises Lead Award haben sämtliche nominierte Arbeiten am Donnerstag in Hamburg präsentiert. Innovative Fotos, Magazinbeiträge, Websites und Werbekampagnen werden mit den Trophäen am 29. Oktober in der Hansestadt ausgezeichnet. Die Ausstellung "Visual Leader" präsentiert von Freitag an in den Hamburger Deichtorhallen alle ausgewählten Arbeiten, die in fünf Hauptkategorien mit mehreren Unterkategorien um die Auszeichnung konkurrieren. Ausgesucht haben sie mehr als 120 Experten aus der Kommunikations- und Medienbranche. Die Jury sei vom hohen Niveau der Beiträge überrascht gewesen, sagte Markus Peichl, Vorsitzender der Lead Academy und Jury, am Donnerstag. "Ich kann mich nicht erinnern, dass wir jemals einen so großen kreativen Output hatten." (dpa)
"Visual Leader", Deichtorhallen, Hamburg, bis 9. November

Botticelli in Berlin
Unter dem Titel "The Botticelli Renaissance" zeigt die Berliner Gemäldegalerie eine ebenso hochkarätige wie ungewöhnliche Ausstellung zu dem italienischen Kultkünstler. Neben mehr als 50 Originalwerken sind rund 100 Bilder und Exponate zu sehen, die sich bis heute mit dem Werk des Florentiner Malers Sandro Botticelli (1445-1510) auseinandersetzen - von Andy Warhol bis Cindy Sherman, von René Magritte bis David LaChapelle. "In einem kunsthistorischen Rückwärtsgang versuchen wir Botticelli freizulegen von den zwiebelartigen Schalen, die sich um ihn herum angereichert haben", sagte Museen-Generaldirektor Michael Eissenhauer am Mittwoch vor der Eröffnung. Die bis zum 24. Januar 2016 laufende Schau entstand in Zusammenarbeit mit dem Victoria and Albert Museum in London. Dort soll sie im Anschluss ebenfalls zu sehen sein. Neben hochkarätigen Leihgaben aus London, Paris und den USA stammen acht der gezeigten Originalgemälde aus dem eigenen Bestand der Gemäldegalerie. Botticellis Kultbild schlechthin, die legendäre "Geburt der Venus" (um 1484), wird von den Uffizien in Florenz nicht verliehen. Dem Frankfurter Städel Museum hat eine Botticelli-Ausstellung 2009 einen Rekord von fast 370.000 Besuchern beschert. (dpa)
"The Botticelli Renaissance", Gemäldegalerie, Berlin, bis 24. Januar 2016

Kunst von 1945 bis 1949 in Mühlheim
Der Schrecken des Krieges ist noch präsent - aber auch die Hoffnung auf ein besseres Leben: Das Kunstmuseum Mülheim widmet seine neue Schau der "Befreiten Modernen Kunst in Deutschland 1945-1949". Mit rund 100 Gemälden, Aquarellen, Zeichnungen und Fotografien wollen die Kuratoren zeigen, wie nach dem Kahlschlag des NS-Regimes der Anschluss an die Moderne gelingen konnte. "Es wurde 1945 ja nicht wie aus dem Nichts heraus wieder modern gemalt", sagte Museums-Leiterin Beate Reese am Donnerstag. Viele Maler seien während des Krieges in die "innere Emigration" gegangen und hätten sich dort weiterentwickelt. Die Ausstellung mit Werken von 45 Künstlern ist vom 27. September bis 10. Januar 2016 zu sehen. Bei "Ruinenzauber" (1945) des Zeichners Erich Mueller-Kraus etwa haben die verfallenen Häuser gespenstische Gesichter, ein Bild Bruno Gollers zeigt einen Altar in einem Gefangenenlager 1948. "Man wollte keine Richtung, man wollte Vielfalt", sagte Reese über die Kunstszene, die nach dem Krieg ihre Gestaltungsfreiheit zurückbekam. Zunächst. Denn diese Freiheit sei wegen Spannungen unter den Besatzungsmächten sehr schnell wieder eingeschränkt worden. (dpa)
"Befreite Moderne: Kunst in Deutschland 1945-1949", Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr, 27. September bis 10. Januar 2016, Eröffnung: Samstag, 26. September, um 18 Uhr

"Liebe Tod Einsamkeit" in Wien
Unter dem Titel "Liebe Tod Einsamkeit" zeigt die Albertina in Wien ab Freitag (25.9.) rund 100 Druckgrafiken von Edvard Munch (1863-1944). Zu sehen seien "die berühmtesten Ikonen" des norwegischen Künstlers, eines der einflussreichsten Protagonisten der Moderne, teilte das Museum mit. Die Schau führe vor Augen, wie weit Munch seiner Zeit voraus gewesen sei, erklärten dieAusstellungsmacher. Die rund 100 Leihgaben aus einer internationalen Privatsammlung - darunter vor allem Unikate - zeugen von der Experimentierfreudigkeit Munchs, der sich schon Mitte der 1890er Jahre neben seiner Malerei intensiv mit der Druckgrafik auseinandersetzte. Auf diesem Gebiet habe der Vorreiter des Expressionismus seine "innovativsten Leistungen" erbracht, sagte Kurator Dieter Buchhart am Donnerstag bei einer Presse-Vorbesichtigung. (dpa)
"Liebe Tod Einsamkeit", Albertina, Wien, bis 24. Januar 2016

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