Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Owen Gump in Berlin
Der Kalifornier Owen Gump, 32 Jahre, studierte Stadtplanung, entdeckte in diesem Fach die Fotografie und nahm das Interesse für menschliche Gestaltung von Lebensraum mit in seine spätere künstlerische Arbeit. Vor zwölf Jahren kam er mit einem Stipendium des Akademischen Austauschdiensts DAAD nach Deutschland, entschied, Künstler zu werden, und studierte anfangs bei Thomas Ruff und Walter Nikkels in Düsseldorf, später in Leipzig bei Peter Piller. Besonders beeinflusst habe ihn, sagt Gump, die Idee des Kurators Thomas Weski von einem dokumentarischen Stil, der nicht Dokumentarfotografie ist. Die zumeist analogen Werke von Gump, der heute in Köln lebt, wirken sachlich, streng, sie scheinen auf etwas hinzuweisen, ohne explizit zu geraten. Er benutzt häufig Schwarz-Weiß-Filme, da sie "weniger stark die konkrete Realität abbilden, sondern den Motiven etwas Symbolisches geben, sie werden zu Stellvertretern". Die Arbeiten der neuen Ausstellung entstanden letztes Jahr während einer Reise im San Fernando Valley auf der ehemaligen Spahn Movie Ranch in unmittelbarer Nähe von Los Angeles. "Der Ort diente von den 1940er bis 1960er Jahren als Drehort und Kulisse für zahlreiche Filme, vor allem Western, und war von August 1968 bis Januar 1969 Wohnstätte Charles Mansons und seiner Anhänger, bevor er 1970 bei einem Waldbrand weitgehend zerstört wurde." Für den Amerikaner Owens, der heute aus europäischer Perspektive auf seine Heimat schaut, hallt in seinen Aufnahmen sicher auch die Geschichte der Pioniere wider, die in den Westen vordrangen. Und gleichzeitig streicht er den Mythos vom Wilden Westen durch.
"Owen Gump: Fault Zone", BQ, Berlin, 28. Februar bis 18. April, Eröffnung: Freitag, 27. Februar, 18 Uhr


Alicja Kwade in Berlin
„Etwas Abwesendes, dessen Anwesenheit erwartet wurde“ heißt die neue Ausstellung von Alicja Kwade, und es gehe „rund um die Frage nach der Struktur von Realität, nach dem Wesen der Dinge“, wie es im Pressetext heißt. Hört sich kompliziert an, aber diese Künstlerin schafft es immer wieder, Komplexität in einfache skulpturale Situationen zu packen, deren Materialität allein faszinierend ist: Gold, Marmor, Kohle, Spiegel.
"Alicja Kwade: Etwas Abwesendes, dessen Anwesenheit erwartet wurde", Galerie Johann König, Berlin, 28. Februar bis 18. April, Eröffnung: Freitag, 27. Februar, 18 Uhr

Viktor Kolář in Hannover

Das Sprengel Museum Hannover widmet dem tschechischen Fotografen Viktor Kolář erstmals in Deutschland eine umfangreiche Einzelausstellung. Zu sehen sind 40 Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus fünf Jahrzehnten. Im Mittelpunkt stehen Szenen aus Kolářs Geburtstadt Ostrava - etwa Stahlarbeiter auf dem Weg zur Arbeit, spielende Kinder vor Abraumhalden oder Menschen im Nachtzug. Der 73-Jährige fängt mit seiner Kamera poetische und surreale Momente im Alltag ein. Kolář begann in den 50er-Jahren in Ostrava zu fotografieren. In die mährische Industriestadt an der Oder kehrte er 1973 nach einem fünfjährigen Aufenthalt in Kanada und den USA zurück. Heute unterrichtet der von Henri Cartier-Bresson beeinflusste Fotokünstler in Prag dokumentarische Fotografie. (dpa)
"Viktor Kolář. Fotografien", Sprengel Museum, Hannover, bis 31. Mai

Arnulf Rainer in Baden-Baden
"Angefangen hat es ja aus einem banalen Grund. Ich habe kein Geld gehabt und hab mir auf dem Flohmarkt billige alte Bilder gekauft und drübergemalt", hat Arnulf Rainer vor kurzem gesagt. Nun würdigt das Baden-Badener Museum Frieder Burda den 1929 geborenen Österreicher mit einer umfassenden Retrospektive. Ein Teil der Arbeiten stammt aus der Sammlung Frieder Burda selbst. Der Bogen der Soloschau zum 85. Geburtstag des Künstlers spannt sich vom Frühwerk mit den die Bildmitte zerfurchenden und akzentuierenden "Zentralgestaltungen", Übermalungen und Kruzifixbildern über die Selbstdarstellungen der "Face Farces" und "Body Poses" und deren Überarbeitungen bis hin zu den Totenmasken und Schleierbildern. Zudem werden in jüngster Zeit entstandene Werke präsentiert.
"Arnulf Rainer. Retropektive", Museum Frieder Burda, 28. Februar bis 3. Mai

Jahresausstellung der HFBK Hamburg
Studenten der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK) geben bis zum 1. März Einblick in ihre aktuelle Kunstproduktion. Im engen Austausch mit den betreuenden Professoren, darunter Thomas Demand, Ceal Floyer, Jutta Koether, Ingo Offermanns, Anselm Reyle, Andreas Slominski oder Wim Wenders, haben die Studierenden die Klassenräume gemeinsam gestaltet und laden "zu einem inspirierenden und überraschenden Rundgang" ein. (dpa)
"Jahresausstellung 2015", Hochschule für bildende Künste Hamburg, bis 1. März

Neuerwerbungen der Sammlung Falckenberg in Hamburg
Unter dem Titel "Selbstjustiz durchFehleinkäufe" nach dem gleichnamigen Werk von Martin Kippenberger zeigen die Deichtorhallen Hamburg eine Auswahl der Neuerwerbungen der Sammlung Falckenberg von 2011 bis 2014. In der Ausstellung werden von Samstag an bis zum 25. Mai rund 140 Werke von 60 Künstlern zu sehen sein, darunter Werke von Dennis Hopper, Mike Kelley, Paul McCarthy, Albert Oehlen sowie den deutschen Künstlern Christian Jankowski, Jonathan Meese, Christoph Schlingensief und Andreas Slominski.
"In den Werken der Sammlung Falckenberg prallen das Triviale, das Grotesk-ironische und das künstlerisch Bedeutsame immer wieder in besonderer Weise aufeinander", sagte Dirk Luckow, Intendant der Deichtorhallen, am Freitag in Hamburg. (dpa)
"Selbstjustiz durchFehleinkäufe", Deichtorhallen, Hamburg, 28. Februar bis 25. Mai

Hervé Télémaque in Paris

Apartheid und postkoloniale Identität gehören zu den häufig wiederkehrenden Themen des französischen Künstlers Hervé Télémaque. Mit mehr als 70 Werken widmet das Pariser Centre Pompidou dem gebürtigen Haitianer die erste Retrospektive. Der 77-Jährige gehört zu den Vertretern der narrativen Figuration. In seinen Gemälden und Collagen vermengt er Elemente der amerikanischen und englischen Pop-Art mit Motiven aus der Welt der Werbung und Comics. Die Ausstellung beginnt mit farbenprächtigen Werken aus seinen Anfängen in New York und endet mit großformatigen Kohlezeichnungen aus seinem Spätwerk. Télémaque, der seit 1961 in Paris arbeitet und lebt, nahm 1964 und 1968 an der Documenta in Kassel teil. (dpa)
Hervé Télémaque, Centre Pompidou, bis 18. Mai

Gerhard Richter in Dresden
Der Maler Gerhard Richter hat die beiden ihm gewidmeten Ausstellungsräume im Dresdner Albertinum umgestaltet. Im Mittelpunkt stehen vier neue großformatige Ölgemälde. Er nennt sie "Abstrakte Bilder", die auf Fotografien eines Häftlings aus dem Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau zurückgehen. "Das Thema hat mich schon früher beschäftigt", sagte Richter am Mittwoch in Dresden. Er hatte bei der Umgestaltung selbst Hand angelegt. Mit der neuen Schau wolle er eine "getragene Stimmung" vermitteln. "Wie ein Musiker, der Instrumentalmusik schreibt." Der 83-jährige Maler und Grafiker, dessen Werke zu den teuersten der Gegenwartskunst zählen, ist in Dresden geboren. (dpa)
Albertinum, Dresden

"KünstlerBilder" in München
Die Neue Pinakothek in München rückt die Kunst der Selbstinszenierung in den Mittelpunkt. Die Ausstellung "KünstlerBilder" befasst sich mit Selbstporträts im 19. Jahrhundert. Im Zeitalter des Selfies und der persönlichen Präsentation in digitalen Medien und sozialen Netzwerken erscheine die Frage nach der Selbstdarstellung des Künstlers und den damit verbundenen visuellen Strategien aktueller denn je, teilte das Museum mit. Die Schau umfasst rund 50 Exponate, in der Mehrzahl Werke der Malerei, aber auch der Skulptur und Druckgrafik. Neben bekannten Meisterwerken aus der Galerie werden laut Pinakothek auch Schätze aus dem Depot präsentiert – einige davon zum ersten Mal seit mehr als 50 Jahren. (dpa)
"KünstlerBilder", Neue Pinakothek, München, bis 8. Juni

"Crime Art" in Wolfsburg
Das Genre Krimi ist in Büchern, im Fernsehen und im Kino ungemein populär: Mit "Crime Art" beschäftigt sich von Freitag an eine Ausstellung im Kunstverein Wolfsburg, die sich mit den Wechselbeziehungen zwischen Krimi und bildender Kunst auseinandersetzt. Gezeigt werden historische Werke etwa von Ernst Barlach, aber auch Arbeiten von Gegenwartskünstlern. Izima Kaoru zum Beispiel lässt auf seinen Fotos bekannte japanische Frauen als unbekannte Tote posieren. Und der gebürtige Mexikaner E.S. Mayorga mit einer Kammer aus Pappkartons einen Umschlagplatz der Zigaretten-Mafia nachgebaut, für die er einst selbst arbeitete. (dpa)
"Crime Art", Kunstverein Wolfsburg, bis 3. Mai

Ralph Fleck in Duisburg
Seine Bilder zeigen die Alpen, Müllkippen oder Menschenmassen, als Vorlage dienen stets Fotografien: Mit der Ausstellung "Malerische Grenzauflösungen" präsentiert das Museum Küppersmühle für Moderne Kunst (MKM) in Duisburg das Werk des Künstlers Ralph Fleck. Rund 100 Arbeiten sind zu sehen, darunter Landschaften, Städte oder Stillleben, wie das Museum am Mittwoch mitteilte. "Ralph Flecks Bilder bewegen sich zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion, Abbild und Chiffre, Lesbarkeit und Überhöhung", beschreibt MKM-Direktor Walter Smerling das Werk Flecks. Berge faszinierten den 1951 geborenen Künstler dabei genauso wie eine Müllkippe – entscheidend sei das Seh-Erlebnis. Die Grenze zwischen natürlichen und erbauten, künstlichen Strukturen scheine in den Werken aufgelöst. Für seine Bilder macht der Maler zunächst Fotografien und wählt daraus eine Vorlage. "Ich brauche das Gerüst der Realität", sagt Fleck laut Museum über diese Arbeitsweise. Neben Fassadenbildern - etwa aus Berlin, Madrid und New York - entwickelte Fleck Bücher-, aber auch Städtebilder. Sein Werk umfasst zudem Landschaftsstücke, Bilder von Müllplätzen und Stillleben von Brötchen, Knoblauchzehen oder Schinken. Die Retrospektive gibt einen Überblick von den 80er-Jahren bis heute. (dpa)
"Ralph Fleck: Malerische Grenzauflösungen", Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg, bis 26. April

Luka Fineisen in Düsseldorf
In zwei Schaufenster des Kaufhauses Breuninger in Düsseldorf fliegen schwarze und weiße Federn durch die Luft - die üblichen Modeartikel sind auf den ersten Blick nicht zu sehen. Bei der Inszenierung handelt es sich um die Installation "Systems of Desire", zu Deutsch: "Systeme der Sehnsucht" von Künstlerin Luka Fineisen, die an der Kunstakademie in Düsseldorf studiert hat. Ventilatoren wirbeln die Federn rund eine Minute lang durch die Luft, dann stoppen sie und die Federn fallen zu Boden, wo die Mode platziert ist. Mal sieht man dann Schuhe, Taschen und andere Modeartikel - und mal nicht. "Wir wollen damit bei Passanten, die uns nicht als Kunden kennen, Aufmerksamkeit erzeugen", sagt Christian Witt, Pressesprecher des Kaufhauses. Das Kunstwerk von Fineisen ist das zweite Projekt aus einer Kooperation zwischen der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen und dem Modehaus. Das Schaufenster ist noch vier Wochen ausgestellt. (dpa)
"Luka Fineisen: Systems of Desire", Kaufhaus Breuninger, Düsseldorf, bis Ende März

Expressionismus in Mannheim
Die Graphische Sammlung der Kunsthalle Mannheim ist künftig im sanierten Jugendstilbau zu sehen. In wechselnden Sammlungspräsentationen können Besucher dort Werke großer Künstler betrachten. Los geht es mit der Ausstellung "Kraft der Linie. Graphik des Expressionismus", die von Freitag an für das Publikum geöffnet ist. Die Sammlung spiele im Selbstverständnis und für das Profil der Kunsthalle eine wichtige Rolle, erklärte Direktorin Ulrike Lorenz am Mittwoch. Bis Ende Mai werden zunächst Druckgrafiken von Expressionisten wie Ernst Ludwig Kirchner und Karl Schmidt-Rottluff gezeigt. Die Graphische Sammlung der Kunsthalle Mannheim mit mehr als 33 000 Blättern gilt nach eigenen Angaben als eine der ersten systematischen Sammlungen der Moderne weltweit. (dpa)
"Kraft der Linie. Graphik des Expressionismus", Kunsthalle Mannheim, bis 31. Mai

Lucian Freud in Siegen
Lucian Freud (1922-2011) kam zu Ruhm als einer der wichtigsten und schonungslosesten Porträt- und Aktmaler des 20. Jahrhunderts. Dass der Enkel des Psychoanalyse-Begründers Sigmund Freud aber auch gern und intensiv Tiere malte, ist ein bislang wenig beachteter Aspekt seines Werks. Das Museum für Gegenwartskunst in Siegen rückt nun erstmals die Tierdarstellungen Freuds in den Mittelpunkt einer Ausstellung. Rund 30 Tierporträts - Pferde, Hunde, Katzen, Vögel - sowie Doppelporträts von Mensch und Tier trug das Museum für die Überblicksschau "Lucian Freud und das Tier" aus der eigenen Sammlung, internationalen Museen und Privatbesitz zusammen.
Der Bogen reicht vom ersten Tiergemälde Freuds "Porträt mit Pferden", das er mit 17 Jahren malte, bis zu seinem letzten unvollendeten Gemälde "Porträt des Jagdhundes", das bei seinem Tod noch auf der Staffelei stand. Freud war 1997 Rubenspreisträger der Stadt Siegen. Der Preis wird alle fünf Jahre zu Ehren des in Siegen geborenen Malers Peter Paul Rubens vergeben. Das Museum beherbergt die private Sammlung Lambrecht-Schadeberg, zu der auch 17 Werke von Freud gehören. (dpa)
"Lucian Freud und das Tier", Museum für Gegenwartskunst, Siegen, 1. März bis 7. Juni

Paul Klee in Leipzig
Eine Retrospektive in Leipzig versammelt die Werke Paul Klees, die der Künstler selbst als seine besten und wichtigsten ansah. Unter dem Titel "Paul Klee - Sonderklasse, unverkäuflich" zeigt das Museum der bildenden Künste ab Samstag Bilder, die der Künstler (1879-1940) dem Kunstmarkt habe entziehen wollen, sagte Museumsdirektor Hans-Werner Schmidt am Freitag.
"Klee hat die Kontrolle über sein Werk nicht abgegeben", sagte Experte Wolfgang Kersten von der Universität Zürich. Unter der Kategorie "Sonderklasse" habe er Bilder zusammengefasst, die er für profil- und museumsbildend hielt. Zu sehen sind in der Ausstellung neben 136 Bildern auch die Listen, auf denen Klee akribisch und zum Teil handschriftlich seine Werke kategorisiert hat.
Zwischen 1925 und 1927 habe Klee zunächst eine verkäufliche Sonderklasse eingeführt, sagte Kersten. Erst 1928 sei die unverkäufliche Sonderklasse gefolgt. Fünf Jahre später habe der Künstler eine Reihe dieser Werke wieder zum Verkauf angeboten - allerdings zu einem höheren Preis und weitgehend erfolglos. "Er hat bis zu seinem Tod nur zehn Bilder dieser Klasse verkaufen können", sagte Kersten. Die Ausstellung basiert auf einem zweijährigen Forschungsprojekt des Klee-Experte Kersten und japanischer Kollegen. (dpa)
"Paul Klee - Sonderklasse, unverkäuflich",  Museum der bildenden Künste, Leipzig, 1. März bis 25. Mai

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