Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Dirk Bell in Braunschweig
Der 1969 in München geborene Dirk Bell hat ein in der zeitgenössischen Kunst seltenes Faible für Symbolismus, Romantik und Jugendstil. Ausgangspunkt seiner Bilder sind Fantasy- oder Science-Fiction-Illustrationen sowie ältere Ölgemälde, die der Künstler mit neuen Bildfragmenten überblendet. Zwischenbilder entstehen, in denen er das Verhältnis von Liebe und Freiheit thematisiert. Der melancholisch-düsteren Stimmung der Bilder stehen die sachlich und modern wirkenden Wortskulpturen und Wortbilder Bells gegenüber: Die auf einer quadratischen Grundform basierenden Buchstaben bilden verschachtelte Muster, deren Bedeutungen immer wieder ins Schwanken geraten.
"Dirk Bell: NOWhere", Kunstverein Braunschweig, 28. Juni bis 24. August, Eröffnung: Freitag, 27. Juni um 19 Uhr

Hans Hollein in Wien

Im April ist Hans Hollein, berühmter Architekt, Designer, Kurator, Kulturanthropologe und bisher einziger österreichischer Pritzker-Preisträger, im Alter von 80 Jahren gestorben. Er war ein Visionär. Hollein forderte eine neue gestalterische Haltung, die alle Dimensionen des menschlichen Lebens einbezieht, wie er in seiner Manifestschrift "Alles ist Architektur" 1967 schrieb. Die Retrospektive im Wiener MAK zeigt überwiegend unveröffentlichte Materialien. Wie inspirierend das Werk Holleins auf Künstler war und ist, zeigen die ergänzend ausgestellten Fotoarbeiten von Aglaia Konrad und Armin Linke.
"Hollein", Museum für angewandte Kunst, Wien, bis 5. Oktober

"El Greco und die moderne Malerei" in Madrid
400 Jahre nach dem Tod El Grecos widmet sich das Prado-Museum in Madrid dem Einfluss des Renaissance-Künstlers auf die moderne Malerei. Eine Ausstellung, die am Montag von Königin Letizia eröffnet werden sollte, präsentiert mehr als 100 Kunstwerke - darunter Gemälde von Manet, Cézanne, Picasso, Chagall, Pollock oder Kokoschka. Die Organisatoren haben sie aus Museen und privaten Sammlungen weltweit zusammengetragen. Der von der griechischen Insel Kreta stammende Maler selbst ist bei der Austellung unter dem Titel "El Greco und die moderne Malerei" mit 26 Werken vertreten, darunter "Laokoon" und "Die Öffnung des Fünften Siegels". El Greco gilt neben Diego Velázquez (1599-1660) und Francisco de Goya (1746-1828) als einer drei großen Meister der spanischen Schule. Der 1541 als Dominikos Theotokópoulos geborene Künstler verließ Kreta in jungen Jahren und siedelte zunächst nach Venedig über. 1576/77 gelangte er durch Vermittlung spanischer Bekannter nach Spanien, wo er jedoch nie heimisch wurde. Obwohl er bis zu seinem Tod mehr als 30 Jahre in Toledo, südlich von Madrid, lebte, lernte er nie richtig Spanisch. Seine sterblichen Überreste gingen verloren. Toledo erwartet im Gedenkjahr rund eine Million Touristen. (dpa)
"El Greco und die moderne Malerei", Museo Nacional del Prado, Madrid, bis 5. Oktober

Dennis Hopper in London
Hells Angels, Flower Power, Andy Warhol und das Hochzeitsfoto von Jane Fonda und Roger Vadim. Eine nostalgische Reise durch Kunst, Kultur, Hollywood und Rebellion in den USA der 60er bietet eine neue Foto-Ausstellung in der Royal Academy in London. Die rund 400 Werke des US-Schauspielers und Regisseurs Dennis Hopper ("Easy Rider") wurden erst nach seinem Tod 2010 in fünf Boxen wiedergefunden. Sie werden ab diesem Donnerstag erstmals in Großbritannien in der Ausstellung "Lost Albums" gezeigt. Die Schau war bereits im Herbst 2012 im Martin-Gropius-Bau in Berlin zu sehen. Hopper, der bis zum Durchbruch mit "Easy Rider" (1969) in Hollywood ein Außenseiter blieb, fotografierte mit seiner Nikon F Kamera im Wesentlichen zwischen 1961 und 1967. Er wollte nach eigenem Bekunden Zeuge seiner Zeit sein. "Es ging ihm um viel mehr als Schnappschüsse und Motive", sagte Kuratorin Petra Giloy-Hirtz in London. Die glitzernde Welt der Stars beschäftigte ihn ebenso wie Rassenkonflikt, Armut, Kennedy-Ermordung und Mondlandung.  Hopper, der auch Maler und Bildhauer war, hatte die Fotos erstmals 1970 in Texas ausgestellt und dann in Kartons mit der Aufschrift "Weihnachtsschmuck" verpackt. Er verstand sich laut Giloy-Hirtz als "Bindeglied zwischen Hollywood und der Kunstwelt." Der bekannte amerikanische Kunstkurator Walter Hopps beschrieb Hoppers Fotoserien einmal als "kleine Filme." (dpa)
"Dennis Hopper: The Lost Album", Royal Academy of Arts, London, bis 19. Oktober

Jeff Koons in New York
Mit seiner letzten Ausstellung am alten Ort feiert das New Yorker Whitney von Freitag an Jeff Koons. Der ganze Bau an der Madison Avenue gehört bis Ende Oktober einer großen Retrospektive des Amerikaners. Mehr als 130 Objekte sind ausgestellt, von kleinen Statuetten über wandfüllende Bilder bis zum berühmten Popeye. "Ich mache seit vier Jahrzehnten Kunst. Jetzt mein ganzes Leben auf einem Haufen zu sehen, ist schon interessant", sagte Koons am Dienstag bei einer Vorbesichtigung. "Ich hoffe, vielleicht noch drei Jahrzehnte weiter Kunst machen zu können, weil es einfach Spaß macht, sich auf diese Weise auszudrücken", sagte der 59-Jährige. (mehr zur Ausstellung hier) (dpa)
"Jeff Koons: A Retrospective", Whitney Museum of Modern Art, New York, bis 19. Oktober

Zwirner-Sommerausstellung in New York
Für viele ist der Sommer die Gelegenheit zur Nachwuchsförderung – die Kleinen dürfen spielen, und wenn man Glück hat, ist danach der eine oder andere emerging artist neu auf der Liste. David Zwirner nennt seine Sommerschau in seiner New Yorker Filiale "To do as one would" und überlässt dort drei jungen Galeriemitarbeitern das Feld. Sie haben Künstler aus ihrem Freundeskreis zu einer Skulpturenschau eingeladen – alle sind unter 30 Jahre alt.
"To do as one would", David Zwirner Gallery, New York, bis 25. Juli

Galerie Neu in New York
Barbara Gladstone bekommt Besuch aus Berlin: Die Galerie Neu fällt bei ihr ein, mit Werken von Klara Lidén, Sergej Jensen, Kitty Kraus und Manfred Pernice im Gepäck.
"Galerie Neu at Gladstone Gallery", Barbara Gladstone Gallery, New York, bis 1. August

Joseph Beuys in München
Die Pinakothek der Moderne in München zeigt zahlreiche Multiples von Joseph Beuys. Von den 60er-Jahren an bis zu seinem Tod schuf der Künstler mehr als 500 Multiples, also preiswerte und in hoher Auflage produzierte Kunstwerke. Sie sollten erschwinglich sein und sich so weit verbreiten. "Sie sollten seine künstlerische Idee in die Welt transportieren", sagte die Kuratorin Maja Wismer am Mittwoch. Passenderweise lautet der Titel der Ausstellung "Ich bin ein Sender." Zu sehen sind unter anderem drei Versionen von Beuys "Filzanzug" von 1970 und die "Rose für direkte Demokratie" aus dem Jahr 1973. (dpa)
"Ich bin ein Sender. Multiples von Joseph Beuys", Pinakothek der Moderne, München, bis 11. Januar 2015

"Paparazzi!"-Ausstellung in Frankfurt
Blitzlichtgewitter, Geschrei und ein roter Teppich empfangen den Besucher in der Ausstellung "Paparazzi!", die zuvor im Centre Pompidou in Metz zu sehen war, danach wandert sie weiter nach Baku in Aserbaidschan. Nach Angaben des französischen Kuratorenteams ist es die erste umfassende Ausstellung über "das globale Phänomen und die Ästhetik der Paparazzi-Fotografie" in einer Kunstinstitution. Das Thema wird aus drei Blickwinkeln beleuchtet: zum einen aus der Perspektive der Fotografen, zum anderen aus der Sicht der Stars, im dritten Teil geht es um Künstler, die von dieser Art Bilder beeinflusst wurden. Zu sehen sind rund 600 Arbeiten und Dokumente. Hier eine Bildstrecke. (dpa)
"Paparazzi!", Kunsthalle Schirn, Frankfurt, bis 12. Januar


Zeitgenössische Künstlersammlungen in Herford
Das Herforder Museum Marta zeigt in der Ausstellung "Freundliche Übernahme" Sammlungen von sieben zeitgenössischen Künstlern. Von Freitag an stellen Herbert Brandl, Bogomir Ecker, Helmut Federle, Katharina Grosse, Friedrich Kunath, Jonathan Meese und Karin Sander Werke anderer Künstler, aber auch Fotos, Urlaubssouvenirs, Bücher, Plakate und Kuriositäten aus. Es sind Dinge, aus denen sie Inspirationen für ihr eigenes Werk schöpfen. Alle Exponate stammen aus den persönlichen Sammlungen der Künstler und werden in sieben Sälen präsentiert, die die Künstler selbst gestaltet haben. (dpa)
"Freundliche Übernahme", Museum Marta, Herford, bis zum 5. Oktober, Eröffnung: Freitag, 27. Juni um 19.30 Uhr

Manifesta in St. Petersburg
Zwei Tage vor ihrer Eröffnung hat die von Boykottaufrufen begleitete europäische Kunstbiennale Manifesta in St. Petersburg erstmals die politischen Kunstprojekte präsentiert. Die weltberühmte Eremitage stellte am Donnerstag Arbeiten vor, die sich unter anderem mit der russischen Opposition und der Politik von Kremlchef Wladimir Putin beschäftigen. "Alles, was gezeigt wird, verstößt nicht gegen russische Gesetze", betonte Eremitage-Chef Michail Piotrowski. Im Blickpunkt steht vor allem auch eine Auseinandersetzung mit der in Russland tabuisierten Homosexualität. "Es ist nicht wichtig, ob es gute oder schlechte Kunst ist. Zeitgenössische Kunst ist sehr interessant", sagte Piotrowski vor Journalisten. Viele westliche Künstler hatten zum Boykott der Schau aufgerufen, um damit gegen die international umstrittene Politik Russlands zu protestieren. Die Eremitage, eines der weltweit bedeutendsten Museen, feiert in diesem Jahr ihr 250-jähriges Bestehen. Die Manifesta-Organisatoren erwarten in der Millionenstadt St. Petersburg an den insgesamt 125 Ausstellungstagen etwa eine halbe Million Besucher. (Mehr lesen)(dpa)
Manifesta, Eremitage, St. Petersburg, bis 31. Oktober, Eröffnung: Samstag, 28. Juni

Blinky Palermo in Leverkusen
Der jung verstorbene Maler und Beuys-Schüler Blinky Palermo (1943-1977) wird seit einiger Zeit in der Kunstwelt wiederentdeckt. Das Museum Morsbroich in Leverkusen zeigt das grafische Werk des schillernden Künstlers, der wegen seines tragischen Endes oft auch als James Dean der Kunst stilisiert wird. Eigentlich hieß Palermo Peter Heisterkamp, benannte sich aber nach einem amerikanischen Mafioso. Morsbroich hatte bereits vor 40 Jahren die erste Einzelausstellung Palermos präsentiert. Einen Blick zurück eröffnen Fotografien vom Aufbau der damaligen Ausstellung zusammen mit dem Künstlerfreund Imi Knoebel sowie ein historisches Video, das Palermo beim Aufmalen eines blauen Dreiecks auf eine Museumswand zeigt. Das Dreieck wurde zu einem Markenzeichen des Künstlers, der 1977 mit 33 Jahren auf den Malediven starb. Kurios ist das blaue Dreieck, das Palermo 1969 als Auflagenobjekt kreierte. Es besteht aus einer Schablone samt Pinsel und einer Tube blauer Farbe sowie der Aufforderung: "Malen Sie mit Hilfe der Schablone ein blaues Dreieck über eine Tür. Verschenken Sie dann das Original Blatt." (dpa)
Museum Morsbroich, Leverkusen, 29. Juni bis 11. Januar 2015, Eröffnung: Sonntag, 29. Juni um 14 Uhr

"Große Geister" in Bonn
Schon Bekanntes in neue Zusammenhänge stellen - das hat sich das Kunstmuseum Bonn vorgenommen. Unter dem Titel «Große Geister» wird ab Sonntag die Dauerausstellung neu präsentiert, ergänzt durch wichtige Neuerwerbungen und Leihgaben. Solch eine Leihgabe sind auch die «Großen Geister», vier Aluminiumfiguren von Thomas Schütte, die Namensgeber der Schau sind. Entstanden sind eine Reihe komplett neuer Künstlerräume mit Werken von Ernst Wilhelm Nay, Klaus Merkel, Rosemarie Trockel, Andreas Schmitten und Christoph M. Loos. Mit Leihgaben der Sammlung Mondstudio wird der britischen Malerin Lisa Milroy ein eigener Ausstellungsraum gewidmet. In zwei weiteren Räumen werden eine Zeichenmaschine von Angela Bulloch (Sammlung KiCo) sowie ein Gemälde von Albert Oehlen (Sammlung Scharpff) präsentiert. Es ist die vierte Neugestaltung der Dauerausstellung, seit Stefan Berg 2008 die Intendanz des Hauses übernommen hat. (dpa)
Kunstmuseum Bonn, Eröffnung: 29. Juni. 11 bis 13 Uhr (freier Eintritt)

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