Streit um Leitspruch

Wiener Secession wehrt sich gegen Vereinnahmung durch Regierung

Foto: Wolfgang Thaler, Courtesy Wiener Secession
Foto: Wolfgang Thaler, Courtesy Wiener Secession
Wiener Secessionsgebäude

Die Künstlervereinigung Wiener Secession wehrt sich gegen die Verwendung ihres Mottos durch die neue Bundesregierung in Österreich

Nachdem die neue österreichische Regierung aus Österreichischer Volkspartei (ÖVP) und Freiheitlicher Partei Österreich (FPÖ) das Motto der Secession "Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Freiheit" in das neue Regierungsprogramm aufgenommen hat, will sich die Künstlervereinigung durch eine Vereinnahmung dieser Regierung schützen. In einer Stellungnahme legt die Vereinigung dar, was dieser Leitspruch für sie bedeutet. Es sei ein "Bekenntnis zur Erneuerung, Vielfalt und Offenheit, das jede politische Einflussnahme auf Inhalte und Ausdrucksformen ausschließt."

Damit richtet sich die Secession vor allem gegen die rechtspopulistische Politik der FPÖ, die als Koalitionspartner der ÖVP seit Dezember 2017 in der Bundesregierung vertreten ist und den Vizekanzler stellt. Weiter heißt es in dem Statement der Künstlervereinigung: "Mit der Freiheit der Kunst ist unabdingbar Internationalität, Diversität und Dialog verbunden. Die Idee, dass Kunst einer kollektiven nationalen Identitätsstiftung dient, ist eine Form der Instrumentalisierung, die im Widerspruch zur Vielfalt künstlerischer Inhalte steht."

Das Statement endet mit: "Wenn eine Regierung nicht für eine freie Gesellschaft eintritt, hat ihr Versprechen einer Freiheit der Kunst nur rhetorischen Charakter."

Die Wiener Secession wurde vor 120 Jahren unter anderem von Gustav Klimt, Koloman Moser, und Josef Hoffmann gegründet. Sie wollte mit dem vorherrschenden Konservatismus des Wiener Künstlerhauses brechen.