Wien ist anders! Oder doch nicht? Denn die Wiener Galerienszene scheint sich gerade selbst zu zerlegen, und irgendwie kommen einem als Piefke (österr. für Deutsche) Teile des Szenarios bekannt vor. Kaum ist der wichtigsten Wiener Messe Viennacontemporary (VC) die Direktorin abhanden gekommen (wie schon beim Mal zuvor ohne direkte Nachfolge), drängen zwei neue Player auf den Markt, die beide auf Solo-Präsentationen setzen.
Die Interconti versammelt Ende Januar im gleichnamigen Hotel 13 Wiener Galerien, während die Spark Art Fair im Mai gleich mit 85 Positionen antreten will. Bei beiden Newcomern ist jedoch bekanntes Personal am Werk. Ansprechpartner für die Presse bei der Hotelmesse ist dieselbe Person wie auf der letzten Ausgabe der VC. Spark wird gar vom ehemaligen Geschäftsführer der VC veranstaltet, und das auch noch am selben Ort, in der historischen Marx Halle.
Und als ob das nicht schon reichte an Verwirrung und Verquickung, soll es hinter den Kulissen des Galerienverbandes gerade gewaltig krachen. Hintergrund sind geplante Änderungen des Teilnehmerfelds bei Curated By, dem städtisch geförderten Aushängeschild der Wiener Galerienszene. Hier hält dem Vernehmen nach eine Gruppe von Personen die Fäden in der Hand, die gleichzeitig im Verband eine Rolle spielen und bei der Interconti die Strippen ziehen sollen. Von ungeschickten Briefen an die Politik, eigenwilliger Vergabepraxis und einer streckenweise schreiend durchgeführten Verbandssitzung ist die Rede.
Die Einigkeit ist dahin
Die vor noch nicht allzu langer Zeit zumindest nach außen demonstrierte Einigkeit der Wiener Szene ist dahin. Dazu kommen vier – einander angeblich keinesfalls kannibalisierende - Messen (den nomadischen VC-Satelliten Parallel eingerechnet), von denen keine das dringend benötigte Profil haben dürfte, internationale Sammler in nennenswertem Ausmaß an die Donau zu locken.
Als hätten die warnenden Trauerspiele in Berlin in jüngerer Vergangenheit oder Köln von den 90er- bis in die frühen Nuller-Jahre nie stattgefunden, fragmentiert sich Wien munter drauflos. Vielleicht handelt es sich aber auch bloß um immerwährende Thomas Bernhard-Gedächtnisfestpiele. Der aktuelle Wiener Intrigantenstadl legt jedenfalls wieder einmal den Verdacht nahe, der Autor könnte gar nicht der brillante Satiriker sein, für den alle Welt ihn hält, sondern ein bloßer Chronist, der lediglich protokollierte, was ihm der Wiener Alltag servierte.