Sie sind festlich, bunt, lustig, besinnlich, schlicht oder auch mal etwas cringe: In der Vorweihnachtszeit wird unser Mailpostfach von digitalen Weihnachtskarten geschwemmt. Der Brauch, zu Weihnachten Grußkarten zu verschicken, reicht bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück, in Deutschland wurden sie erst nach dem Ersten Weltkrieg zunehmend beliebter. Auch Galerien, Kunstbuchverlage und Museumsleute schicken "Season's Greetings" – und erfreuen sich im Gegenzug an der Weihnachtspost. Museen und Galerien greifen in der Motivwahl gern auf Werke aus ihren Sammlungen mit winterlichen Szenen zurück. Künstlerinnen und Künstler wie etwa Jonathan Meese kreieren Jahr auf Jahr ein neues Bild, eigens für diesen Zweck.
Einer der größten Verfechter der Kulturtechnik ist wohl der Regisseur John Waters. Seit 1964 verschickt er nach eigenen Angaben Festtagspost, mittlerweile sind es 2000 handbeschriebene Karten im Jahr. Wie ernst es ihm mit der Etikette ist, stellt er in seinem Essay "Why I Love Christmas" klar: "Vorfesttägliche Aktivitäten sind das Vorspiel des Weihnachtsfests. Weihnachtskarten sind daher Ihre erste Pflicht und man hat sie (mit einem persönlichen, handgeschriebenen Gruß) an jede Person zu schicken, die man je getroffen hat, ganz gleich wie kurz. Wenn diese Höflichkeit nicht erwidert wird, sprechen Sie nie wieder mit der Person. Führen Sie ein Computerregister der Menschen, die gegen diese Regel verstoßen haben, und hegen Sie einen ewigen Groll gegen sie; besuchen Sie nicht einmal ihre Beerdigung."
Auch wenn wir es nicht ganz so streng nehmen wie der König des Camp, freuen wir uns jedes Jahr wieder über die schönen Motive, die in uns erreichen. Unsere Fotostrecke oben zeigt eine Auswahl an Weihnachtspost, die uns in diesem Advent besonders gefallen hat. Und als Bonus hier noch ein animierter Film vom Schweizer Fotografenduo Cortis & Sonderegger: