Hintergrund

Wie politisch war das Bauhaus in der Weimarer Republik?

Die Absage eines Auftritts der linken Band Feine Sahne Fischfilet durch die Stiftung Bauhaus Dessau hat eine Diskussion um den politischen Anspruch der historischen Hochschule entfacht

Neben der Idee zur Revolution in Architektur und Design steckt hinter dem Bauhaus bereits in seinen Anfängen auch ein politischer Leitgedanke. In seinem Gründungsmanifest schreibt Walter Gropius 1919: "Erschaffen wir gemeinsam den neuen Bau der Zukunft." Dabei meint er auch die Zukunft an sich. Dinge sollen radikal neu gedacht werden - auch in der Gesellschaft.

Gropius will mit seiner Hochschule für Gestaltung die Impulse der Novemberrevolution in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg in die Kunst und die Architektur übertragen: ein neues Antlitz für eine sich verändernde Welt. Er holt Expressionisten und Avantgardisten wie Ludwig Mies van der Rohe, Paul Klee, Wassily Kandinsky, Lyonel Feininger und Oskar Schlemmer ans Bauhaus. Die Schule steht für neue Wohnformen, klare Linien und schnörkellose Funktionalität. Jedes Produkt soll eine Funktion erfüllen, dabei preiswert und schön sein.

Doch schnell gerät die Hochschule in den Fokus rechter Politiker. Zweimal muss die in einer Zeit politischer Krisen und Unruhen gegründete Einrichtung auf Druck reaktionärer Kräfte umziehen: 1925 von Weimar nach Dessau, 1932 nach Berlin. Von den Nationalsozialisten wird sie 1933 kurz nach ihrer Machtergreifung endgültig geschlossen.

Die abstrakte Malerei und Architektur entspricht nicht der Ideologie der Nazis, die auf gigantische Prachtbauten und historisierende Kunst setzen. Sie bezeichnen die Schule als "Kirche des Marxismus" und verfemen Vertreter als "jüdisch-bolschewistisch". Für die Nazis gehört ihr Werk zur sogenannten "Entarteten Kunst", ein Teil der Bauhaus-Künstler erhält Ausstellungsverbot.

Gropius und andere gehen während der NS-Zeit ins Exil und verbreiten so ihre Ideen im Ausland. Heute gilt das Bauhaus weltweit als eine der bedeutendsten Kunst-, Design- und Architekturschulen. Bauten in Dessau und Weimar zählen zu den Ikonen der Moderne und seit 1996 zum Welterbe der Unesco. Das Bauhaus schuf auch neue Formen etwa für Tanz, Fotografie, Grafik, Textil-, Metall- und Holzarbeiten.