Podcast "Fantasiemuskel" #17

Wie können Kunstschaffende überleben?

Fantasiemuskel_Ina_Roß

Sollten Künstlerinnen und Künstler dauerhaft staatlich gefördert werden, um die Transformation der Gesellschaft mit kreativen Impulsen voranzutreiben? Oder müssen sie sich wie alle anderen den Gesetzen der Marktwirtschaft unterwerfen? Das diskutieren die beiden Podcaster Friedrich von Borries und Torsten Fremer in der aktuellen Ausgabe von "Fantasiemuskel" mit der Kulturwissenschaftlerin Ina Roß

Um es vorwegzunehmen: Ina Roß versteht staatliche Förderung als wichtige Starthilfe für Künstlerinnen und Künstler – aber nicht als Dauermotor. Sie erklärt den beiden Podcastern, dass Selbstvermarktung zum Beruf der Kunstschaffenden gehöre. Also einfach darauf zu warten, entdeckt zu werden, sei naiv. Diese Realität wird in den Kunsthochschulen zu wenig vermittelt, so Roß. "Die meisten schlagen hart auf, nach dem sie die Kunsthochschule beendet haben, weil sie nicht wissen, dass Selbstvermarktung wirklich 50 Prozent des Berufs ausmachen."

Dabei könne Selbstmarketing Spaß machen, so die Kulturwissenschaftlerin, die zu diesem Thema unter dem Titel "Wie überlebe ich als Künstler:in" auch einen ganz praktischen Werkzeugkasten zusammengestellt hat. Die wichtigsten Schritte laut Ross sind: Eine Sprache für das eigene Gesamtwerk finden, herausarbeiten, was einen von anderen unterscheidet und bei alledem trotzdem die Deutungshoheit über das eigene Werk behalten.

Doch was, fragen sich die Podcaster, ist mit jenen Künstlerinnen und Künstler, die sich ganz bewusst den Gesetzen des Marktes entziehen wollen, gerade weil sie sich als kapitalismuskritisch verstehen. Da ist Roß ganz pragmatisch: "Trotzdem muss der Künstler, muss die Künstlerin überleben!" Auch wenn man mit Kunst die Gesellschaft verändern will, muss man sich mit der Realität arrangieren.

Sich einen eigenen Markt schaffen

Und auch sei Markt ja nicht immer gleich Markt. "Markt hört sich immer so kalt an", so Roß. "Markt hat auch ganz unterschiedliche Formen." Das sehe man vor allem außerhalb der Metropolen, in der vermeintlichen Provinz, wo sich Kunstschaffende "ihre eigenen Märkte schaffen". Bei diesem Perspektivwechsel wird die Kulturwissenschaftlerin geradezu euphorisch: "Das ist Kollektiv, das ist partizipatorisch, das ist zusammen in der Gemeinschaft."

Ina Roß selbst ist über die Literatur zur Kunst gekommen. Warum ausgerechnet der Schriftsteller Günter Grass ihr den Sprung in die bildende Kunst und die kommerzielle Galeriewelt ermöglich hat, verrät sie ganz nebenbei in dieser Podcast-Folge. Sie können sie auf allen gängigen Plattformen hören – oder direkt hier: