Die Künstlerinnen Georgiana Houghton, Hilma af Klint und Emma Kunz waren sicher, dass es hinter der Welt eine Geisterwelt gibt. Houghton, die älteste der drei, empfing ihre Botschaften aus der Hinterwelt in Séancen, das war im viktorianischen England so Mode. Af Klint, Mitglied der Theosophischen Gesellschaft, malte atemberaubende abstrakte Kompositionen. Und zwar vor Kandinsky, der bekanntlich zum Teil seiner persönlichen Legende machte, er habe die Abstraktion um 1910 erfunden. Schließlich die Schweizerin Emma Kunz: Sie hat als Heilerin gearbeitet, ihre Zeichnungen sind mithilfe eines Pendelverfahrens entstanden. Gemeinsam ist den dreien, dass sie die Autorschaft nicht bei sich sahen, sondern bei den höheren Mächten, die später bei Sigmar Polke als Kalauer wiederkehrten.
Als Epilog präsentiert die Schau Filme von Harry Smith und den Brüdern John und James Whitney. Die übertrugen die Ideen der Malereien auf Zelluloid und machten Filme für die aufkommende Beat-Generation. Die Werke von af Klint sind schon eine Weile in Ausstellungen zu sehen, mit dem erklärten Ziel, den bisher männlichen Kanon der Abstraktion zu erweitern. Dazu trägt auch die Ausstellung in München bei. Bloß: Trotz New-Age-Revival in der Kunstwelt, trotz neuem Interesse an Astrologie hätte der Schau etwas mehr kritische Distanz zur Geisterwelt gutgetan.