Warum sind Sie auf Instagram?
Ich habe viele Plattformen ausprobiert. Blogger, Twitter, YouTube, Tumblr, Facebook. Am besten funktionierte für mich Google+ in deren Anfangszeit. Dort verbreitete sich damals eine schöne Aufbruchsstimmung. Das hat sich nun erledigt. Zu Instagram kam ich erst vor einem Jahr, als ich meine Smartphone-Verweigerung endlich aufgab. Da habe ich mir eine gemütliche kleine Ecke eingerichtet, in der sitze ich jetzt rum. Ab und zu kommt mal jemand vorbei und winkt freundlich. Das ist eigentlich ganz nett.
Was zeigen Sie auf Ihrem Account?
Mein Lebenswerk "Balancing Wolf", ich mache Fotos mit Sachen auf meinem Kopf. Das begann mit Oolong, einem japanischen Kaninchen, benannt nach einem chinesischen Tee. Oolong konnte Dinge auf seinem Kopf balancieren und gelangte damit zu beachtlicher Berühmtheit in der Frühzeit der Fotoblogs. Oolong starb mit 8 Jahren am 7. Januar 2003. Es gibt Bilder von der Beerdigung. Ich sah die Bilder 2010 in einem Buch von Erik Kessels und dachte, was das dusselige Kaninchen kann, das kann der Wolf auch. Inzwischen ist das Internet voll mit balancierenden Tieren. Aber "Balancing Wolf" ist der einzige legitime Nachfolger von Oolong.
Was stört Sie an Instagram / an sozialen Medien?
Unerträglich finde ich den debilen Quatsch, den meine Freunde aus der "realen Welt" als Facebook-Insassen verbreiten. Jeden Tag eine Weisheit. Oder mehrere. Und ich habe den Verdacht, sie meinen es so.
Was ist Ihr Lieblingsaccount?
David Shrigley. Weil ich Zeichnungen meist lieber mag als Fotos.
Während seines Fotografiestudiums in Dortmund ging es viel um Medienkritik, gebaute Realitäten und Kontextualisierung. Dann kam das Internet und 1998 ging der saarländische Fotograf Wolf Klein nach Berlin, wo er einen Blumenladen eröffnete, in dem man ausschließlich die Fotografie der Blume kaufen konnte. Auf seinem Instagram-Account sieht man ihn allerhand Dinge balancieren.