Junge Messe in Kopenhagen

Was bringt die Code Art Fair den deutschen Galerien?

© Christian Schwarzwald, Courtesy Ebensperger
© Christian Schwarzwald, Courtesy Ebensperger

Sebastian Hoffmann am Stand der Galerie Ebensperger vor Werken von Bjørn Melhus (Headshots) und Christian Schwarzwald.

Die Code Art Fair will in Kopenhagen ein internationales Messeformat etablieren. Bei der zweiten Ausgabe haben in der vergangenen Woche an die 70 Galerien aus Europa und den USA in der lichtdurchfluteten Glashalle Bella Center ausgestellt, darunter 13 Galerien aus Deutschland. Viele davon waren zum ersten Mal dabei. Monopol hat unter den deutschen Teilnehmern nachgefragt, warum sie sich für diese Messe entschieden haben, mit welchen Erwartungen sie kamen und welche Erfahrungen sie gemacht haben

Tobias Naehring, Galerie Tobias Naehring, Leipzig:
"Kopenhagen ist ein spannender Ort, die Messe ist zeitlich gut gelegen und auch für unsere deutschen Sammler gut zu erreichen. Generell habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Leute eher auf Messen kaufen, als in der Galerie selbst. Ich bin jetzt zum zweiten Mal hier, letztes Jahr haben wir viele interessante Leute kennengelernt. Die Kunstszene hier ist wirklich nicht zu verachten, es gibt tolle Galerien und die Möglichkeit, eine neue Sammlerschaft anzusprechen. Für mich war es außerdem wichtig, Sophie Reinhold nochmal in einer Einzelpräsentation zu zeigen, weil das an ihre kürzliche Ausstellung in unseren Galerieräumen anknüpft und ich sie auch in einer Gruppenschau auf der Art Berlin zeigen werde. So kann man ganz gut vor- und nacharbeiten."

 

Alexander Levy, Galerie Alexander Levy, Berlin:
"Ich bin durch Kollegen, die bereits hier waren, auf die Messe aufmerksam geworden. Daraufhin habe ich mir das Programm und die Teilnehmerliste angeschaut und war von der Qualität der Galerien überzeugt. Wir wollten mal eine Messe im skandinavischen Raum ausprobieren, so kommt man mit den Sammlern hier in Kontakt und ist auch näher an den vielen spannenden Sammlungen und Institutionen hier, die dann vielleicht aufmerksam auf unsere Künstler werden. Hinzu kommt, dass man es sich als junge Galerie auch noch gut leisten kann, hier einen Stand zu nehmen. Bis jetzt haben wir nur positive Erfahrungen gemacht, viele Sammler, die wir eingeladen haben, sind gekommen und wir haben in den ersten zwei Stunden bereits neue Kontakte geknüpft."

 

Daniela Steinfeld, Van Horn, Düsseldorf:
"Wir waren schon bei der ersten Ausgabe der Code Art Fair dabei. Das war eher eine spontane und intuitive Entscheidung, weil ich Kopenhagen toll finde. Ich habe bereits ein paar dänische Sammler, diese bestehenden Kontakte haben auch eine Rolle gespielt. Dazu kommt das Preis-Leistungs-Verhältnis, was hier sehr gut ist, man muss sich nicht ruinieren, um an der Messe teilzunehmen. Außerdem war sowohl letztes als auch dieses Jahr das Teilnehmerfeld sehr angenehm. Letztes Jahr gab es viele junge Galerien, in diesem Jahr sind auch einige prominente Kollegen dabei, was natürlich ausschlaggebend ist, wenn man sich für eine Messe entscheidet. Nicht zu unterschätzen ist auch die schöne Tageslichthalle, man fühlt sich wohler als auf anderen Messen mit künstlichem Licht. Die Dänen sind sehr angenehm, durch ihre Affinität zu Möbeln und Design lässt sich leicht eine Verbindung zur Kunst herstellen. Und es gibt auch sehr viele große und wichtige dänische Sammlungen, auf deren Präsenz man natürlich hofft."

 

Alfred Kornfeld und Tilman Treusch, 68projects, Galerie Kornfeld, Berlin:
"Der Zeitpunkt der Messe ist einfach sehr intelligent gewählt, in Dänemark sind die meisten Leute nach dem 15. August aus dem Urlaub zurück. Für uns als Aussteller ist der Zeitpunkt auch gut gewählt, unsere Galerie ist noch in der Sommerpause und so hat man hat Zeit, einen neuen Markt zu erkunden. Die Code Art Fair ist im Vergleich zur Chart Art Fair eine international ausgerichtete Messe, dementsprechend trifft man hier auch viele neue internationale Sammler, Kuratoren, Herausgeber oder Kunstkritiker. Hinter der Messe steckt ein durchdachtes Konzept. Es steht eine Finanzgruppe dahinter, der gehört das ganze Messe-Areal und das anliegende Hotel. Die Messe wird entsprechend gut beworben mit Plakaten in der ganzen Stadt, es gibt eine gute VIP-Betreuung und eine Direktorin, die mit Kuratoren arbeitet und sich in ihrem Bereich auskennt. Noch dazu ist der Einstiegspreis sehr gut und die Stadt toll."

Tilman Treusch (links) und Alfred Kornfeld

 

André Schlechtriem, Galerie Dittrich & Schlechtriem, Berlin:
"Mein Interesse für die Messe wurde durch die Teilnehmerliste geweckt. Wir haben bereits einige Sammler hier in Kopenhagen kennengelernt, die uns auf anderen Messen oder in Berlin besucht haben, und so haben wir auch schon einiges hierhin verkauft. Wir zählen natürlich dann darauf, dass wir diese Leute hier wiedertreffen. Es wurde bereits in den ersten Stunden der Messe einiges reserviert. Ich habe mich entschlossen, einen sehr jungen Stand zu machen, Dorian Gaudin beispielsweise hat hier schon einen Sammler, und Asger Carlsen ist als Däne hier bereits bekannt. Die Nähe zu Berlin spürt man natürlich, die Leute kennen sich ziemlich gut aus in der Berliner Galerienszene. Meiner Meinung nach sind die von der Präsentation her stärksten Galerien auf der Messe aus Berlin. Kopenhagen ist eine tolle Stadt, die Galerieszene gefällt mir gut, meine Künstler interessieren sich dafür, hier mit Galerien zusammenzuarbeiten, und so versuchen wir, Kontakte zu knüpfen. Dadurch, dass die Messe recht überschaubar ist, findet auch ein ganz anderer, intimerer Austausch statt."

 

Sebastian Hoffmann, Galerie Ebensperger, Berlin/Salzburg:
"Wir sind durch einen unserer Künstler, den Norweger Bjørn Melhus, auf die Code Art Fair aufmerksam geworden, weil wir uns gefragt haben, welche Messen es überhaupt in Skandinavien gibt. Dann haben wir uns Bilder der Code Art Fair angeschaut und schnell festgestellt, dass die Messe irgendwie anders ist: Es gibt Tageslicht, viel Grün, ein offenes Layout, man fühlt sich nicht so eingeengt. Für uns als Galerie, die eher ungern auf Messen geht und in den letzten Jahren auch kaum welche bestritten hat, waren das wichtige Punkte. Dann habe ich einfach mal die Direktorin Julie Leopold Alf angerufen und mich informiert. Der Kontakt kam sehr natürlich zustande, wir hatten direkt ein gutes Gefühl dabei, und dann fällt einem die Bewerbung auch nicht mehr so schwer. Generell ist die Organisation sehr vorbildlich, wir hatten bestimmte Ideen und uns wurde geholfen, diese umzusetzen. Für uns war der Einstieg durchaus positiv, wir haben bereits in den ersten zwei Stunden die Hälfte von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten."