Monopol-Podcast "Kunst und Leben"

Sollten wir Warhols queere Identität betonen?

Eine neue Ausstellung zeigt Andy Warhol als queeren und migrantischen Künstler. Dabei hat der Pop-Art-Pionier selbst zu Lebzeiten mit der Verschleierung von Identitäten gespielt. Bringt es also etwas, ihn identitätspolitisch neu zu verorten?

"Große Museen werden plötzlich woke, fangen an, ihre Sammlungen zu dekolonialisieren, nicht europäische Kunstrichtungen, vergessene marginalisierte Positionen, vor allem Frauen einzubinden. Auch ein bisschen Queer-Washing schadet nicht." So schreibt Oliver Koerner von Gustorf in der aktuellen Monopol-Ausgabe.

Konkret bezieht er sich darauf, wie Andy Warhol in einer neu erschienen Biografie und einer Ausstellung in der Tate Modern und im Museum Ludwig in Köln beleuchtet wird. Nachdem Warhol lange als geradezu asexuell wahrgenommen wurde, befördert die Biografie von Blake Gopnik detektivhaft zu Tage, mit wem der Künstler im Bett war.

Oliver Koerner von Gustorf sieht die Gefahr, Andy Warhol zu sehr auf eine queere Identität zu beschränken. Er sieht die Tendenz, dass aktuell gerne gleich eine Seite eingenommen wird. Obwohl er findet, das Beispiel Andy Warhol zeigt, dass es kein Falsch und Richtig, keine einfachen Seiten gibt. "Er war kein Aktivist. Er hat sich nie stark gemacht für Schwulenrechte und hat sich auch in der Aids-Krise nicht geäußert. Er hat sich da immer sehr bedeckt gehalten."

Auch Yilmaz Dziewior, der Direktor des Museum Ludwig in Köln, will Warhol nicht auf die queere Identität reduzieren. Ihm ist in dieser Ausstellung außerdem wichtig, auf Warhols Hintergrund einer Einwandererfamilie hinzuweisen. Er sieht damit zwei aktuelle Themen, die Warhol gerade jetzt spannend machen, ohne aber zu unterschlagen, dass es noch viele weitere Facetten seines Lebens und Werks gibt. "Wir halten unsere Intentionen für sehr relevant, und deshalb wollen wir auch, dass sich das Publikum mit diesen Fragestellungen beschäftigt", so Dziewior.

Dziewior findet, wenn ein Museum solche identitätspolitischen Ausstellungen setze, müsse die Institution dabei auch authentisch sein. In diesem Sinne passe die Ausstellung "Andy Warhol Now" gut zum Museum Ludwig. Sowohl im Programm als auch intern arbeite man stark an den Fragen kultureller Herkunft und sexueller Orientierung.

Über die Haltung eines Museums und Andy Warhols Facetten spricht Dziewior in der neuen Folge des Monopol-Podcasts "Kunst und Leben" mit Moderatorin Sara Steinert, die Sie auf allen gängigen Podcast-Plattformen hören können. Oder direkt hier: