Art-Cologne-Preis für Walther König

Im Reich der Kunstbücher

Walther König in seiner Buchhandlung
Foto: Buchhandlung Walther König

Walther König in seiner Buchhandlung 

Der Buchhändler und Verleger Walther König steht im weitläufigen Kunstbetrieb als einsame Größe da, einsam im Sinne von: einzig, einzigartig und außergewöhnlich. Jetzt erhält er den Art-Cologne-Preis

Seit bald 60 Jahren widmet er sich mit größtem Engagement dem Buch als einem bis heute zentralen Instrument der Kunst und Kunstvermittlung. Als gelernter Buchhändler hat Walther König sich von Beginn an als Kauf- und Mittelsmann dem Kunstbuch verschrieben. Heute gilt seine Kölner Buchhandlung mit ihren knapp 50 Filialen als weltweit größtes Unternehmen in diesem Fach und Walther König als einer der kenntnisreichsten und angesehensten Experten.

Bald nach Gründung der ersten eigenen Buchhandlung in der Kölner Breite Straße kam Ende der 1960er-Jahre auch ein eigener, zunächst mit dem Bruder Kasper gemeinsam geführter Verlag hinzu. Jetzt konnte man nicht nur auf das Angebot von außen reagieren, sondern auch selbst agieren und Einfluss auf den Markt und die Entwicklung der Kunst nehmen. Zum Beispiel durch eine Vielzahl von Künstlerbüchern, eine zunächst vom größeren Publikum wenig beachtete Gattung, die im Verlag der Buchhandlung Walther König ein bedeutendes, international renommiertes Domizil gefunden hat. 

Heute gehört das Künstlerbuch "Findet mich das Glück" von Peter Fischli und David Weiss zu den Bestsellern des Genres. Auch Hans Peter Feldmanns "Voyeur" hat zahlreiche Auflagen erlebt, nicht zuletzt, weil es als Taschenbuch zu einem erschwinglichen Preis zu haben ist. Im vergangenen Jahr hat das Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main den Künstlerbüchern des Kölner Verlagshauses eine eigene Ausstellung samt Katalog gewidmet.

Sämtliche Aspekte des vielseitigen Universums der Kunst

Dass das Buch eine Ware ist, stand für den heute 84-Jährigen immer außer Frage, maßgeblich für die bahnbrechende Wirkung seines Unternehmens aber war vor allem die uneingeschränkte, leidenschaftliche Begeisterung für die Sache. Sie hat die Geschäfte beflügelt und schließlich zu ihrem großen Erfolg geführt. Walther König hat nie nachgelassen, sich für das Kunstbuch jenseits der Coffeetable-Books einzusetzen und mittels Buch zugleich für die Kunst zu werben. Mag das Buch als Medium im Zeitalter der Digitalisierung vielleicht generell in eine Krise geraten sein, auf das Feld der bildenden Kunst trifft diese Einschätzung nur bedingt zu. 

Fast alle Künstlerinnen und Künstler sind von der Gattung Buch und den damit gebotenen, schier unerschöpflichen Möglichkeiten der Dokumentation und Gestaltung äußerst angetan. Und auch das Publikum verlangt weiterhin nach Büchern, die sie im Blick auf sämtliche Aspekte des vielseitigen Universums der Kunst unterrichten. 

Das kann bereits ein kurzer Besuch in einer der König-Dependancen bestätigen. Bücherstapel ringsum auf Tischen, in Regalen oder, hier und da, sogar auf dem Boden. Und wenn ein Buch auch nicht in jedem Fall umgehend erworben wird, so lehrt bereits ein Gang durch die Buchhandlung und der Blick in diese oder jene Neuerscheinung, was gerade die Welt der Kunst (und dadurch im besten Fall nicht zuletzt auch die Welt im Allgemeinen) bewegt. 

Rund 4.000 Publikationen

Allein der Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König – dies der erweiterte Name, unter dem die Firma seit dem Geschäftseintritt des Sohnes offiziell firmiert – hat im Lauf der Jahrzehnte rund 4.000 Publikationen herausgebracht. Und die weiß-blau-roten König-Einkaufstaschen sind rund und die Welt im Einsatz, früher aus Plastik heute aus Papier oder, für größere Einkäufe, auch aus Leinen. Man muss sie in der Öffentlichkeit auch nicht verschämt verbergen, denn da steckt in der Regel ein kluges Buch drin und das wiederum signalisiert Prestige.  

Wer das Glück hat, Walther König persönlich zu begegnen, der weiß, dass er am Ende einer Unterhaltung nicht nur mit vielen Hinweisen und neuen Gedanken, sondern auch bepackt mit Büchern, die man "unbedingt“ lesen, sprich besitzen muss, wieder verlässt. Und dennoch hat man selbstverständlich nicht das Gefühl, gerade einem Verkaufsgespräch beigewohnt zu haben. Man ist vielmehr davon überzeugt worden, dass (Weiter-)Bildung, wie Aby Warburg bereits meinte, nicht schadet und dass es sich daher lohnt, eine eigene Bibliothek zur Hand zu haben.   

"Buchhandlungen sind nicht Orte des Handelns mit Büchern, sondern Orte des Wissens, Universitäten des freien Marktes", hat Peter Weibel vor einigen Jahren angemerkt, um damit das Königreich der Kunstbücher, das immer noch in Köln seine Hauptstadt hat, zu charakterisieren. Dass Walther König nun mit dem diesjährigen Art-Cologne-Award geehrt wird, überrascht selbstverständlich nicht, überraschend ist eher, dass er ihn ob seiner großen Verdienste um Stadt- und Kunstlandschaft nicht bereits längst erhalten hat.

Kraftfeld durch bloße Anwesenheit

Die Verleihung findet am 17. November, dem Tag der Eröffnung der Art Cologne im Historischen Rathaus statt. Die Laudatio hält Reiner Speck, ein Freund des Preisträgers und bedeutender rheinischer Sammler von Petrarca, Proust und Polke. Speck hat sich bereits vor Jahren in seinem Beitrag zu einem "Album für Walther König" darüber "beklagt", er könne sich nicht zwischen den Welten Bild und Buch entscheiden, weil er durch die ebenso freundliche wie kluge und humorvolle Beredsamkeit des Geehrten immer wieder nachdrücklich auch zu letzterem verführt worden sei. 

Zum Lesen der Bücher komme er allerdings nicht mehr, weil er fortwährend mit dem Ordnen und Wegräumen der Neuerwerbungen seine Zeit verbringe. Walther König könnte darauf entgegnen, dass Bücher gelegentlich bereits durch ihre bloße Anwesenheit ihr Kraftfeld entfalten, Kunst- und Künstlerbücher zumal.