Podcast "Fantasiemuskel" #21

Vom Denken ins Handeln kommen – mit Amelie Deuflhard

Wie kann Kunst die Gesellschaft und die Wirtschaft verändern? Amelie Deuflhard, künstlerische Leiterin der Kulturfabrik Kampnagel in Hamburg, spricht im "Fantasiemuskel"-Podcast über zukunftsorientiertes Theater

 

Das Theater eine praktische politische Relevanz hatte, lernte die in Stuttgart aufgewachsene Theatermacherin Amelie Deuflhard schon in ihrer Jungend, als Claus Peymann am dortigen Theater dazu aufrief, der RAF-Terroristin Gudrun Ensslin den Zahnersatz zu finanzieren.

Aus Theater einen Beruf zu machen, dass kommt Deuflhard aber erst in den wilden Jahren des Nachwende-Berlins in den Sinn. "Eigentlich hatte das fast Startup-Qualitäten, wie wir damals gearbeitet haben", erzählt sie in der aktuellen Ausgabe von "Fantasiemuskel" den Podcastern Friedrich von Borries und Torsten FremerDamals übernahm sie die Leitung der Sophiensäle, wo sie mit ihren Produktionen immer wieder die Grenzen des eigenen Hauses verließ, um in andere städtische Räume hineinzuwirken.

Denn es geht ihr darum, "vom Denken ins Handeln zu kommen". Diese Haltung ist kein Selbstzweck, Deuflhard richtet den Blick auf soziale Ungleichheit, schließlich leben wir in einer Zeit, in der Individuen und Gruppierungen gesellschaftlich ausgeschlossen werden.

Wie erreicht Theater die ganze Gesellschaft

Das zu ändern, ist auch ein Ziel ihrer Arbeit auf Kampnagel. Die Hamburger Theaterfabrik, die sie seit 2007 leitet, versteht sie als gesellschaftskritischen und politischen Ort, an dem Menschen aller Gruppierungen direkt und persönlich zu Wort kommen können. Dabei treibt sie die Frage um, wie man mit Theater nicht nur ein bildungsbürgerliches Publikum, sondern die ganze Gesellschaft erreicht. Schließlich ist das heutige Deutschland, wie Deuflhard betont, ein Einwanderungsland, in dem 50 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Großstädten einen Migrationshintergrund haben.

Theater ist ein politischer Ort, der Utopien aufzeigen und erproben kann – oder sogar muss. Denn die im Grundgesetz verankerte Freiheit der Kunst, so Deuflhard, sei eben auch Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft.

Deshalb ist sie auch offen für den Dialog mit Unternehmen. Sie können, so die Theatermacherin, von der Kunst vor allem eines lernen: "Sich ständig verändern können, ständig sich zu befragen, lebenslanges Lernen als Grundprinzip zu denken und auch Kritik an sich heranzulassen, wirklich beweglich zu bleiben, in die Zukunft zu denken, neue Strömungen aufzunehmen und nicht abzulehnen." 

Sie können die 21. Folge von "Fantasiemuskel", dem Monopol-Podcast für Kunst, Wirtschaft und gesellschaftliche Transformation, auf allen gängigen Plattformen hören – oder direkt hier: