Verhandlungen

Keine Einigung nach Besetzung der Volksbühne

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Plakat am Freitagnachmittag vor der Volksbühne

Seit Monaten gibt es Streit um die Berliner Volksbühne, nun haben Aktivisten das Theater besetzt. Die neue Leitung verhandelt mit den ungebetenen Gästen. Wie es weitergeht, scheint niemand so recht zu wissen

Verwirrung um die Berliner Volksbühne: Seit Freitag haben Aktivisten das Theater besetzt - wie es weitergeht, blieb zunächst unklar. "Die Gespräche endeten vorläufig ergebnisoffen", erklärte die Volksbühne am Samstag via Facebook.

Bis tief in die Nacht habe es Gespräche zwischen den Aktivisten, der Kulturverwaltung und dem Volksbühnenteam gegeben, sagte der Sprecher des Theaters, Johannes Ehmann, der Deutschen Presse-Agentur. Auch Intendant Chris Dercon und Kultursenator Klaus Lederer (Linke) waren dabei.

 

Die Kassen im Theater blieben vorerst geschlossen, erklärte das Volksbühnen-Team weiter. Den Mitarbeitern sei die Arbeit dort unter den aktuellen Umständen nicht zuzumuten. Intendant Dercon teilte außerdem mit: "Sollte die Besetzung am Montag noch andauern, sind wir gezwungen, den Probenbetrieb an der Volksbühne einzustellen."

 

Am Samstag gingen die Gespräche weiter, wie der Sprecher der Berliner Kulturverwaltung, Daniel Bartsch, am sagte. Eine Räumung sei nicht geplant. Die Aktivisten kündigten unterdessen eine "erste Vollversammlung" für Samstagnachmittag an - und riefen via Twitter zu Sachspenden wie Toilettenpapier oder Büromaterial auf.


Das Künstlerkollektiv nennt sich "Staub zu Glitter" und hatte erklärt, in der Volksbühne solle ein neues "Anti-Gentrifizierungszentrum" entstehen. Drei Monate wollten sie zunächst bleiben und ein eigenes Programm auf die Beine stellen. Die Übernahme sei als "darstellende Theaterperformance" zu sehen.

Zu ihren Unterstützern zählen die Aktivisten laut einer Liste unter anderem die Bands Beatsteaks und Tocotronic sowie die Künstler Andreas Siekmann, Alice Creischer, Natasha Sadr Haghighian und Ulf Aminde.

Die Aktivisten riefen ehemalige Mitglieder der Volksbühne zum Mitmachen auf. Eine Sprecherin erklärte in der rbb-Abendschau: "Wir kritisieren nicht Chris Dercon, sondern die Stadtentwicklung." Jeder sei nun eingeladen, in die Volksbühne zu kommen und mitzumachen. Die Aktion sei seit langem geplant gewesen.

Um das Theater tobt seit Monaten ein teils erbitterter Streit. Hintergrund ist der Kurs von Dercon, der als Nachfolger des langjährigen Chefs Frank Castorf im August das Haus übernahm. Kritiker befürchten, dass die Volksbühne zu einem kommerzialisierten Eventtheater umgestaltet werden könnte.

In dem Haus am Rosa-Luxemburg-Platz sind erst ab November Aufführungen des Dercon-Teams geplant. Derzeit finden Vorstellungen nur am zweiten Spielort auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof statt. Das Theater erklärte, dass die geplanten Vorstellungen dort selbstverständlich stattfänden.

Von den Aktivisten erwarte man, dass sie die Hausregeln beachteten, das Haus nicht beschädigten und den Mitarbeitern "friedlich" begegneten. "Und bitte lüftet mal."