Kunsthalle

Verlorene Dürer-Grafik kehrt nach Bremen zurück

Christine Demele, Kustodin des Kupferstichkabinetts der Kunsthalle Bremen, steht neben dem Kupferstich "Das große Pferd" von Albrecht Dürer
Foto: Friedemann Kohler/dpa

Christine Demele, Kustodin des Kupferstichkabinetts der Kunsthalle Bremen, steht neben dem Kupferstich "Das große Pferd" von Albrecht Dürer

Die Bremer Kunsthalle hat eine große Sammlung mit Zeichnungen und Drucken von Albrecht Dürer und zeigt dies in einer Sonderschau. Doch die Ausstellung wirft auch ein Schlaglicht auf die Verluste im Krieg

Nach 78 Jahren und einer Reise über drei Kontinente ist ein im Zweiten Weltkrieg verlorener Kupferstich von Albrecht Dürer (1471-1528) in die Kunsthalle Bremen zurückgekehrt. Das Museum zeigt die postkartengroße Grafik "Das große Pferd" von 1505 erstmals wieder in der Sonderausstellung "Hauptsache Dürer? Die Sammlung Klugkist". Sie ist ab dem 21. Juli in Bremen zu sehen.

Die Kunstwelt begeht in diesem Jahr Dürers 550. Geburtstag, und das Kupferstichkabinett der Kunsthalle gilt als eine der ersten Adressen für Zeichnungen und Druckgrafik des Renaissance-Künstlers. Den Grundstock zu der Dürer-Sammlung legte der Bremer Senator Hieronymus Klugkist (1778–1851), der seine private Kollektion vor 170 Jahren 1851 der Kunsthalle vermachte.

Das Vermächtnis des Senators habe etwa 6700 Kunstwerke umfasst, sagte Christine Demele, die Kustodin des Kuperstichkabinettes. Die kleine Schau zeigt Meisterwerke der Dürer'schen Druckkunst wie die "Apokalyptischen Reiter" von 1498 oder die "Melancolia" von 1514.

Die Ausstellung wirft aber auch ein Schlaglicht auf die Verluste der Kunsthalle durch den Zweiten Weltkrieg. Große Teile ihrer Sammlung wurden 1943 in das Schloss Karnzow in Brandenburg ausgelagert. Dort fielen die Werke am Kriegsende sowjetischen Soldaten in die Hände.

Ein Soldat aus der zentralasiatischen Republik Usbekistan habe das "Große Pferd" mitgenommen, sagte Demele. Er verschenkte es, und irgendjemand brachte die Grafik nach Kanada. Dort sei einem Besitzer der Stempel der Kunsthalle auf der Rückseite aufgefallen, und er habe das Werk im Frühjahr nach Bremen zurückgegeben, sagte Demele.

Aus dem Schloss Karnzow rettete 1945 auch der sowjetische Offizier Viktor Baldin 362 Zeichnungen und Grafiken sowie zwei Ölgemälde vor der möglichen Zerstörung und nahm sie mit nach Moskau. Diese sogenannte Baldin-Sammlung ist bis heute ein besonderer Zankapfel in der "Beutekunst"-Debatte über kriegsverlagerte Kunst zwischen Berlin und Moskau. Die Werke aus Bremen hätten 2003 zurückgegeben werden sollen. Allerdings stoppten die russische Justiz und das Parlament die Ausfuhr. Danach sind alle Gespräche im Sand verlaufen.

Zur Baldin-Sammlung gehören nach Demeles Angaben auch 59 Grafiken aus Klugkists Vermächtnis, darunter Werke von Dürer. Im jetzigen gespannten Verhältnis zwischen Deutschland und Russland gebe es aber keine Kontakte in dieser Sache, sagte der Direktor der Kunsthalle, Christoph Grunenberg. Allerdings seien so wie das "Große Pferd" über die Jahre immer wieder im Krieg verlorene Werke nach Bremen zurückgekommen. "Das ist eine Geschichte, die uns noch viele Jahrzehnte begleiten wird", sagte er.