Ideen-Kolumne

Ungelegte Eier (10)

Das Jahr geht ja gut los: Monopol-Kolumnist Friedrich von Borries ist krank und kann diesmal keine Gäste empfangen. Stattdessen denkt er bei einer Hühnersuppe über Neujahrsvorsätze nach

Januar, Nieselwetter, Nieselstimmung, ich bin krank, nichts Schlimmes, aber Lust auf Gäste habe ich keine. Weihnachten und Silvester war genug los, gekocht habe ich auch genug, das ganze große Fressen, und deshalb jetzt nur ein kleines Mittagessen mit mir selbst. Und das ist dann nicht mal vegetarisch. Denn wenn ich krank bin, koche ich mir Hühnersuppe. Das hat zwar irgendwie auch mit Eiern zu tun, aber eigentlich wollte ich ein Huhn erst zum Abschluss dieser Kolumne braten und bis dahin nur vegetarisch kochen. Nun also ein Suppenhuhn, ein halbes zumindest, auf dass ich schneller gesund werde. Und dazu heiße Zitrone mit Ingwer.

Ich könnte diese Kolumne also nutzen, um von meinen ungelegten Eiern zu erzählen. Anfang des Jahres haben ja die meisten Menschen wahnsinnig viele ungelegte Eier. Die ganzen guten Vorsätze fürs neue Jahr sind ja irgendwie ungelegte Eier. Ich habe aber keine guten Vorsätze für 2020. Nicht, weil alles schon gut und okay ist (zu verändern gäbe es vieles: Ich finde mich zu dick, ich würde gerne mehr Sport machen, weniger Alkohol trinken und so manches mehr), sondern weil ich nicht an gute Vorsätze glaube.

Früher hatte ich zu Silvester immer welche, und daran gehalten habe ich mich nie. Vielleicht ein bisschen im Januar, aber im Februar war spätestens Schluss. Und bis dahin hatte ich weder abgenommen, noch mehr Sport gemacht, noch wieder mit Yoga angefangen.Also: Es gab schon viele gute Vorsätze in meinem Leben, aus denen nichts geworden ist. In diesem Sinne: Ich habe keine guten Vorsätze mehr – aber auch keine schlechten, immerhin.

Anstelle von Vorsätzen könnte ich natürlich über ein paar Projekt-Eier schreiben. Aber mein wichtigstes ungelegtes Ei habe ich in dieser Kolumne schon angerissen, als ich vom "Fest der Folgenlosigkeit" berichtet habe. Neben dem Roman, an dem ich schreibe, arbeite ich dieses Jahr an einer "Schule der Folgenlosigkeit", die im Oktober 2020 in Hamburg eröffnen wird. So zumindest der Plan. Und mit Jakob Brossmann drehe ich Ende Januar einen Kurzfilm über "Folgenlosigkeit", worauf ich mich unglaublich freue und auch ein wenig aufgeregt bin. Aber davon will ich jetzt nicht mehr erzählen, denn diese Kolumne soll ja keine Promo-Plattform für meine Projekte sein, sondern sich den ungelegten Eiern von anderen widmen.

In diesem Sinne: Im Januar eine sehr kurze Kolumne. Oder: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold: Ob das mein guter Vorsatz für 2020 ist? Wäre nicht schlecht – aber halten würde ich mich eh nicht dran … Mehr also im Februar, versprochen!