Wer glaubt, es gäbe dank Google StreetView keine weißen Flecken auf der Landkarte mehr, der täuscht sich. Zum Beispiel hat Jan Vermeer 1657/58 das Gemälde "Die kleine Straße" gemalt, und es wusste bis vor kurzem niemand genau, wo sich diese Straße eigentlich befindet.
Es gibt Bebauungspläne von 1667, in denen verzeichnet ist, welche Abgaben für welches Grundstück entrichtet werden müssen. Das ist sozusagen GoogleMaps fürs 17. Jahrhunderts. Der Kunsthistoriker Franz Grijzenhout hat damit herausgefunden, dass das Gemälde eine damals armen Gegend im Osten von Delft zeigt. Um den genauen Ort von Vermeers kleiner Straße herauszubekommen, hat Grijzenhout erst die Breite der dargestellten Häuser geschätzt und dann mit den alten Plänen verglichen. In den Plänen ist nämlich ziemlich genau die Breite der Grundstücke und Häuser aufgeführt, erklärt der Kunsthistoriker. GoogleMaps lieferte die Bestätigung.
Das Gemälde zeigt einen Durchgang zwischen zwei Häusern und ein paar häusliche Szenen. Wenn man ein Foto der gleichen Adresse daneben hält, sieht man: Der Durchgang ist noch da, die Architektur hat sich ein bisschen verändert, aber sonst ähneln sich Vermeers Gemälde und das Foto.
Es passt ganz gut zu der Methode, dass das Google Cultural Institute die Spurensuche online genau dokumentiert hat. Aber auch außerhalb der lückenlosen Google-Kartographierung kann man sich das Projekt ansehen. Das Rijksmuseum in Amsterdam stellt Vermeers Gemälde ins Zentrum einer Ausstellung, die noch bis zum 13. März zu sehen ist. Danach kann man die Ausstellung vom 25. März bis zum 17. Juli im Museum Prinsenhof in Delft besuchen.