"Die meisten Bilder, die es heute auf der Welt gibt, werden nicht mehr von Menschen gemacht und betrachtet, sondern von Maschinen“, sagt Trevor Paglen. Was herauskommt, wenn man Blumenfotos durch eine Bildbearbeitungssoftware schickt, die sie auf Grundlage der Farben und Formen anderer Blütenfotos im Netz konzeptualisiert, zeigt der US-Künstler in seiner neuesten Werkreihe "Bloom".
"Ein Computerwissenschaftler würde sagen, das sei ein rein formaler Vorgang", sagt er. "Aber als Künstler wissen wir, dass jede Interpretation ein kultureller, politischer Vorgang ist". Paglen interessiert, wie die Daten sammelnden Technologien zur Überwachung oder zum Geschäftemachen eingesetzt werden und unser Verhalten beeinflussen, indem sie neue Realitäten schaffen. So spricht er von der "Datenernte", mit der noch unsere niedlichsten Kinderfotos auf Social Media genutzt werden, um Algorithmen zur Gesichtserkennung zu trainieren. Nicht zuletzt sind seine KI-Blumen ein unheimliches Update der Vanitas-Symbolik.
Trevor Paglen, geboren 1974 in Maryland, hat auch während der Corona-Pandemie die Rolle von Technik und Bildkultur verfolgt. "Die Bedeutungen der Bilder, die uns umgeben, ändern sich gerade sehr schnell", sagte er im Juni im Interview mit Monopol. Er ist der Auffassung, dass die Covid-19-Krise die Arroganz des Silicon Valley noch stärker zutage treten lässt, wo jedes gesellschaftliche Problem mit einer App gelöst werden solle, das eigentlich nach sozialen Reformen verlange. Insgesamt bekommt die künstliche Intelligenz immer mehr Macht über die menschliche Wahrnehmung von Welt. Wie beklemmend hübsch das aussehen kann, zeigt die Ausstellung "Bloom" in London.