Annähernd so groß wie ein Flugzeughangar ist die Ausstellungsfläche der Art Basel Unlimited: Auf 17.000 Quadratmetern werden dort Installationen, Videoprojektionen, Performances, Skulpturen und Bilder präsentiert, die den Rahmen eines Messestands sprengen. Der Name der Plattform, die 2000 eingeführt wurde, spiegelt auch den hohen Anspruch von Gianni Jetzer wider. Zum fünften Mal kuratiert er die Unlimited-Sektion mit dem Vorsatz, die einzige Verkaufsausstellung zu organisieren, "die Museumsqualität erreicht" mit Werken, die "großartig und unbeschränkt in dem Sinne sind, dass sie nicht schnell konsumiert werden können".
88 Werke – so viele wie nie zuvor – erwarten den Besucher vom 16. bis 19. Juni in Halle 1, darunter Klassiker der bildnerischen Konzeptkunst von Sol LeWitt, Joseph Kosuth, Alan Charlton und Frank Stella. Zu sehen sind auch Skulpturen und Installationen von Bildhauern wie Isa Genzken, Anish Kapoor und Tony Oursler. Dan Graham präsentiert ein neues Exemplar seiner gläsernen, die Umgebung reflektierenden Pavillons – es soll der letzte in der Reihe sein. Als jüngere Zeitgenossen sind unter anderen Tracey Emin, Trisha Donnelly und Frances Stark mit dabei. Spektakulär wird sicherlich die neue Installation "Out Of Ousia" von Alicja Kwade: Dort bilden ein Felsbrocken, Zweige und Äste, eine Betonwand, Doppelspiegel und Glasscheiben ein räumlich verwirrendes Szenario mit irritierenden Spiegelungen. Wenn solche physikalischen Phänomene nur Konstrukte sind, um sich ein Bild von der Welt zu machen, wie sähen dann andere Bilder aus? Fragen wie diese verwandelt die 37-Jährige in ästhetische Versuchsanordnungen, formal reduziert und poetisch suggestiv.
Medial inszenierte Bilder, bewegte wie gedruckte, hinterfragt die New Yorkerin Martha Rosler (hier im Interview). In ihrem als Serie angelegten Werk "House Beautiful: Bringing the War Home" (1967–72) bringt sie journalistische Aufnahmen verstümmelter Soldaten und Zivilisten in Vietnam mit Bildausschnitten aus Wohn- und Lifestylemagazinen zusammen: surreal anmutende, wandfüllende Fototableaus, auf denen das prosperierende Wohlstands-Amerika und grauenerregende Kriegsschauplätze in einem Bild aufeinandertreffen. In Basel zeigt Martha Rosler das letzte komplette zum Verkauf stehende Set mit 20 Motiven ihrer Fotomontage-Serie. Wohl eines der größten Werke – und ein weiteres Beispiel dafür, dass gute Kunst über ihr zeitkritisches Potenzial hinaus ästhetische Gültigkeit behalten kann – ist Thomas Bayrles "Flugzeug (Airplane)" von 1982/83. Die mehr als 13 Meter hohe, acht Meter breite Papierarbeit ist eine aufwendige Collage aus Fotokopien, die ein imposantes Flugzeug ergeben, dessen Umrisse aus Zigtausenden Miniflugzeugen bestehen. Es entstand im Kontext der Kontroverse um den Bau der Startbahn West auf dem Flughafengelände in Frankfurt am Main. Bayrle inszeniert hier die alle Maßstäbe sprengende Massen-(Reise-) Gesellschaft als ästhetisches Spektakel.
Auch Performances locken in die Halle 1 der Art Basel: Da lässt etwa der 37-jährige Franzose Davide Balula mit seinen "Mimed Sculptures" (2016) weltberühmte Skulpturen aus der Kunstgeschichte wieder aufleben, indem Profi-Pantomimen sie mit Mimik und Gestik nachstellen. Und bei "Make a Salad" von 1962 steht Alison Knowles, Mitbegründerin der Fluxus-Bewegung, damals wie heute mit zahlreichen Freiwilligen an langen Tischen und bereitet riesige Mengen von Salat zu, den sie anschließend verteilt.