Künstler verlieren immer öfter ihre Arbeitsräume durch steigende Mieten und Gentrifizierung. Atelierhäuser sind besonders bedroht: Sie sind für Investoren anziehend, da es viel Platz für neue Projekte und Büros gibt. Also müssen Künstler sich neue Gebäude suchen – oder auf individuelle Studios ausweichen. Aber das wird oft teuer, und geeignete Räumlichkeiten sind schwer zu finden. Dies könnte demnächst das Schicksal der Künstler des Berliner Ateliergebäudes "PostOst" sein. Das Haus wurde verkauft, aus den Studios sollen Büros für junge Start-Up-Unternehmen gemacht werden, berichtet der RBB. Kann da noch ein weiteres Start-Up aus Berlin helfen?
Künstler Ralf Dereich und Marketing-Fachfrau Melina Volkmann meinen ja. Von ihnen stammt Stusu.com, die erste internationale Online-Plattform exklusiv zur Untervermietung von Künstlerateliers. Das nötige Startkapital lieferten Berliner Gastronomie-Betreiber Stephan Landswehr und Boris Radczun. Stusu funktioniert wie klassische Inserat-Websites wie Craigslist. Das Einstellen von Angeboten ist kostenlos und es wird keine Provision verlangt.
Das Unternehmen möchte das herkömmliche Konzept des Studios neu denken. Co-Founder Ralf Dereich meint, das Atelier sei durch Stusu nicht mehr ein Klotz am Bein. Durch sporadische Anmietung sei der Künstler örtlich nicht so eingeschränkt und finanziell weniger gebunden. Unter den vorerst wenigen Angeboten auf der Website ist ein junger Berliner Künstler mit Studio am Kottbusser Platz in Kreuzberg. Das möchte er untervermieten, während er an einem Stipendiatenaufenthalt im Ausland teilnimmt.
Die Globalisierung der Kunstwelt ist schon weit voran geschritten. Künstler arbeiten selten in einer Stadt, selten werden sie in nur einer Stadt ausgestellt. Es werden internationale Stipendien angeboten, die Anzahl der Biennalen wächst und Netzwerke des künstlerischen Austausches lassen sich kaum noch geografisch einordnen. Ständig wird die Globalisierung Gegenstand der Arbeit. Dabei könnte Stusu helfen. Die Plattform verschafft Flexibilität, kann temporär zur Minderung von Mietkosten beitragen, sowie neue Netzwerke fördern. Aber der Abbau von künstlerischem Freiraum wird so nicht verhindert.