Ein "Zentrum für Kreativwirtschaft" ist meist bei der Wirtschaftsförderung einer Stadt oder eines Landes angesiedelt. Das von Christoph Weckerle in Zürich initiierte Zurich Centre for Creative Economies (ZCCE) nicht, es ist Teil der dortigen Hochschule der Künste, hat seine Wurzeln also in der Kunst, im Design und natürlich auch in der wissenschaftlichen Forschung. Und diesen Unterschied merkt man, wenn man sich näher mit dem ZCCE beschäftigt. Zum einen ist es nicht so groß, wie der Name zunächst vermuten lässt, es ist eher eine virtuelle Einrichtung, die zwar einem Raum in der Hochschule hat, sicher aber eher im ideellen Raum entfaltet, wie Weckerle den beiden Monopol-Podcastern Friedrich von Borries und Torsten Fremer berichtet: Es begleitet Studierende, initiiert experimentelle Praxisprojekte und erforscht den Einfluss, den die kreativen Branchen auf die Wirtschaft haben.
Das, was er seinen Studierenden vermittelt, unterscheidet sich grundlegend von dem gängigen Klischee von Kreativität. Ihm geht es nicht um verrückte Ideen oder den genialen Einfall, sondern um einen Prozess, in dem Zukunft vorstellbar wird. "Wir würden Strategie und Kreativität gerne näher zusammenbringen", so Weckerle, denn häufig würde Kreativität als das Gegenüber von Strategie verstanden.
Dabei sei gerade die strategische Kreativität das, was viele Unternehmen benötigten. "Ich kann die Gegenwart dann verändern, wenn ich einen Plan habe, wie es in Zukunft aussehen könnte. Und dadurch wird es strategisch." Zu diesem Prozess, so Weckerle, können Künstlerinnen und Designer viel beitragen, wie er an seinen eigenen Studierenden, mit denen er Unternehmen und Kommunen in Zukunftsfragen berät, feststellt. "Diese jungen Leute können extrem gut Dinge, die einmal sein könnten, materialisieren und visualisieren."
Seine Erfahrungen aus Forschung und Lehre hat er dieses Jahr gemeinsam mit Simon Grand, der an der Universität in St. Gallen Strategisches Management lehrt, in einer Publikation zusammengefasst. Sie heißt "Strategische Kreativität" und trägt den – scheinbar – paradoxen Untertitel "Zukunft gestalten, um Gegenwart zu verändern". Und wahrscheinlich ist es genau dieses paradoxale Denken, dass die Kunst in die sonst so oft linear und logisch gedachten Strategieprozesse einbringen kann – und dadurch eine Vorstellung von Zukunft überhaupt erst möglich macht.
Sie können "Fantasiemuskel", den Monopol-Podcast über Kunst, Wirtschaft und gesellschaftliche Transformation, auf allen bekannten Plattformen hören – oder die neue Folge direkt hier: