Bei einem Festakt mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist die neue Kunsthalle in Mannheim offiziell der Stadt übergeben worden. Das 68,3 Millionen Euro teure Gebäude gilt als derzeit größter Neubau eines Kunstmuseums in Deutschland. Bei der symbolischen Schlüsselübergabe nach zweieinhalb Jahren Bauzeit sagte Steinmeier am Montag, das weitgehend privat finanzierte Museum der nordbadischen Stadt sei in mancher Hinsicht einzigartig.
"Einzigartig aufgrund der Breite des bürgerschaftlichen Engagements, das die Kunsthalle bis heute fortschreibt. Einzigartig auch als Ort der Avantgarde. Und einzigartig ebenfalls dank der Werke wie Manets Meisterwerk 'Die Erschießung Kaiser Maximilians von Mexiko'", meinte Steinmeier bei dem Festakt mit etwa 700 Gästen. "Die Sammlung der deutschen und internationalen Moderne zählt zu den bedeutendsten ihrer Art." Die Kunsthalle sei aber "kein Ehrfurcht einflößender 'Kunsttempel', sondern ein Ort der Begegnung.
Die Kunsthalle beherbergt unter anderem die wohl weltgrößte Privatsammlung von Werken von Anselm Kiefer. Viele Wände sind aber noch leer: Anders als geplant wird die komplette Kunstsammlung erst in den kommenden Monaten die neuen Räume beziehen. Innenarbeiten hatten sich verzögert. Die Eröffnung ist für den 1. Juni 2018 vorgesehen.
Mit Direktorin Ulrike Lorenz, Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) besichtigte Steinmeier die neuen Räume. Im Atrium kreiste das Werk "Die bewegte Leere des Moments" von Alicja Kwade über den Köpfen der Politiker - eine typische Bahnhofsuhr und ein Felsstein, je an einer Kette befestigt und von einer Motorwinde betrieben. In der Nähe hängt "Sefiroth" von Kiefer. Inmitten der Architektur wirkt die monumentale Installation federleicht - dabei ist sie mit fast drei Tonnen das schwerste Kunstwerk des Museums.
Wegen seines Standorts inmitten eines Jugendstilensembles und seiner Ummantelung mit einem Netz aus Edelstahl ist die neue Kunsthalle bei den Bewohnern der nordbadischen Stadt nicht unumstritten. Das Museum in der Stadt mit 300 000 Einwohnern versteht sich auch als politisches Haus. So ertönt lautstark auf der zweiten Etage die 28 Minuten lange Installation "The Refusal of Time" von William Kentridge. Der Südafrikaner thematisiert darin den Kolonialismus.
Mit spektakulären Ausstellungen will die Kunsthalle im kommenden Jahr Besucher anlocken. "Wir wollen im Eröffnungsjahr symbolisch Leistungskraft beweisen", sagte Direktorin Lorenz.