Die zufällige Mimikry der Museumsbesucher nutzt nichts - Stefan Draschan sieht sie doch. Der Fotograf wartet auf diesen einen Moment, in dem die Betrachter mit Werken verschmelzen, in dem sie wortwörtlich eintauchen in die Kunst, in dem Farben, Muster, Frisuren oder Körperhaltungen zusammenpassen. Manchmal funktionieren die optischen Täuschungen ungemein gut, bei anderen muss man zweimal hingucken. Doch fast immer muss man lachen. Keine Frage, der Österreicher hat einen besonderen Blick für humorvoll poetische Kompositionen entwickelt. Im Gespräch mit dem "Spiegel" erzählt Draschan, er bräuchte mittlerweile nur neun Minuten, bis er ein Match im Kasten habe. Dabei fotografiere er zunächst alles, was ihm vor die Linse kommt und holt sich Genehmigungen oft erst im Nachhinein ein.
Seit 2015 schweift der Wahl-Berliner für seine Fotoreihe "People Matching Artworks" durch die Museen Europas. Der Erfolg der Serie begann einerseits mit dem Gewinn des Fotowettbewerbs der Staatlichen Museen zu Berlin. Andererseits teilte der Fotograf die Aufnahmen über mehrere Kanäle. Die Social Media Community war begeistert und verlinkte sie millionenfach auf Facebook, Tumblr, Twitter und Instagram. Fotos dieser kompositorischen Zufallsmomente sind im Internet keine Neuheit. Auch Museen nutzen sie mittlerweile zu Werbezwecken oder stellen sie aus. Die jüngsten Ergebnisse der Serie sind in dem Fotobuch "Zufälle im Museum" veröffentlicht, zu dessen Präsentation es (natürlich) ein Instagram-Event mit kunstaffinen Bloggern geben wird. Am Beispiel Stefan Draschans stellt sich somit erneut die Frage nach der Macht der Online-Plattformen auf die Kunst. Sie gehören längst zur Vermarktungsstrategie, sind Teil der Kunstwelt.