Künstler, Politiker, Denker: Der Berliner Fotograf Oliver Mark porträtiert Persönlichkeiten unserer Zeit in ungewöhnlichen Bildarrangements
Der Politiker Joachim Gauck steht in einem Rosenbogen und liebkost eine Blüte; der Künstler Ralf Ziervogel schmückt sein Gesicht mit einem bunten Weihnachtsschmuck-Vogel, den er sich an den Nasenflügel geklemmt hat; die Schauspielerin Kristen Stewart steht im Schatten ihres Gesichtsprofils – die Hände an den Hüften, der Blick nüchtern in die Kamera. Die Ausstellung "no show" in Bamberg erscheint wie eine Ruhmeshalle: Porträts von Schauspielern, Regisseuren, Musikern, Mitgliedern des Hochadels, Philosophen, Politikern, Künstlern und Designer des 20. und 21. Jahrhunderts. Alle Abbildungen aus einer Hand, die von Oliver Mark.
Der in Berlin lebende und arbeitende Künstler gilt als Meister der Porträtfotografie. Er bedient sich der Techniken der Überlagerung, Dopplung, Zersplitterung oder Aufspaltung. Dabei arbeitet er meist mit Schwarz-Weiß-Film, spielt mit Schattenwürfen und kommt mit erstaunlich wenigen Bildelementen aus. Viele Fotos wirken nüchtern, klar, manchmal sind sie voller schwarzem Humor, manchmal voll von Inszenierung und Verfremdung. Bis zu zwei Stunden plant der Künstler die Shootings, in denen sich sein Assistent in sämtlichen Posen verrenkt und die Lichtverhältnisse ausprobiert werden. Für Oliver Mark ist dieser Prozess ausschlaggebend. Dieser Hang zur Inszenierung mag der Annahme entgegenstehen, dass das fotografische Talent darin besteht, den einen einzigen Moment festzuhalten. Mit dem Zufall arbeitet der Künstler nach eigener Aussage selten.
Im Text zur Ausstellung heißt es: "Die exzellent inszenierten Momentaufnahmen analysieren das Subjekt minutiös und weisen ihm eine Rolle in der Gesellschaft zu." Doch Oliver Marks Fotografien spielen viel mehr mit den bekannten Rollen, die den porträtierten Menschen aufgrund ihrer Berufe im Voraus zugeordnet wurden. Daher wurde das Porträt Gaucks in keinem offiziellen Rahmen gezeigt. Die meisten Bilder wirken vor allem dadurch, dass die abgelichteten Berühmtheiten in völlig neuen Bildwelten inszeniert werden. Denn entrückt aus einer Art individueller Ikonografie offenbaren sich dem Betrachter und der Betrachterin neue Assoziationsfelder. Zum Beispiel sitzt der Komponist Cameron Carpenter nicht an seiner Orgel und haut in die Tasten, sondern sein Personal Trainer legt sich nackt auf das Genie in Frack und Fliege.
Nach eigener Aussage kommt Oliver Mark den Vorgaben seiner Auftraggeber nahe, aber für die Gestaltung besteht er auf sein Recht der künstlerischen Freiheit. Ihm kommt es angeblich auf das Geheimnisvolle und die Persönlichkeiten an; ihnen gibt er einen neuen Wert in seinen Bildern, haucht ihnen sozusagen neues Leben ein. Inwiefern er bei seinen Bildentwürfen tatsächlich die Charakterzüge seiner Modelle beachtet, bleibt offen. Die Werke scheinen wie Fantasiespiele eines selbstbewussten Künstlersubjekts.