Aargauer Kunsthaus

Spiel ohne Grenzen

Kein Job, kein Gehalt, kein Chef – nur freie Frauen, die tun, was sie wollen. So hat Mai-Thu Perret einmal in einem Interview die Utopie zusammengefasst, die ihrer Arbeit der vergangenen Jahre zugrunde liegt. Im Künstlerbuch „The Crystal Frontier“ skizzierte sie 2008 in vielen Textfragmenten die Geschichte dieser Frauen, die sich in New Mexico ein anderes, von den Zwängen des Kapitalismus unabhängiges Leben geschaffen haben.

Perret, 1976 als Tochter einer vietnamesisch-schweizerischen Familie in Genf geboren, versteht diese Vision allerdings nicht als Handlungsanweisung, sondern eher als erzählerischen Rahmen für ihr Werk, das sie sich als mögliches Produkt ihrer Künstlerinnengruppe vorstellt. In deren ganzheitlichem Kunstverständnis gibt es, wie bei den historischen Avantgarden, keine Grenzen zwischen Design und Kunst, keine Spezialisierungen der Gattungen. Perret mischt Anleihen an die Ästhetik der Moderne mit glänzenden, futuristischen Formen und spielt ironisch mit „typisch weiblichen“ Techniken. Die studierte Literaturwissenschaftlerin benutzt Malerei, Installation und Film, entwirft Tapeten oder Kleidungsstücke und führt all das in suggestiven Performances zusammen.

Auf dieses Assoziative verweist auch der Titel „The Adding Machine“, unter dem Perret jetzt im Aargauer Kunsthaus in Aarau ihre bislang größte Einzelausstellung in Europa präsentiert. Eine zentrale Stellung nimmt das Video „Space-Time Rhythm Modulation – The Most Difficult Love“ von 2010 ein, mit dem Perret in die Vorgeschichte ihrer fiktiven Wüstenkommune zurückgeht. Ein zweiter neuer Film ist der surrealistisch-verträumte „In Darkness Let Me Dwell“, zu sehen sind außerdem großformatige Skulpturen, aktuelle Neonarbeiten, eine extra für Aarau entworfene Tapete, eine Serie von Keramikarbeiten und kleine Acrylgemälde.

Aargauer Kunsthaus, Aarau,14. Mai bis 31. Juli