Ausblick

So wird das Kunstjahr 2018

Foto: F. Anthea Schaap
Foto: F. Anthea Schaap

Kuratorisches Team der 10. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst

V. l. n. r.: Thiago de Paula Souza, Gabi Ngcobo, Nomaduma Rosa Masilela, Yvette Mutumba, Moses Serubiri

Die Berlin Biennale schlägt die Brücke nach Afrika, die Manifesta in Palermo erforscht das Zusammenleben, große Museen in Deutschland kratzen am eurozentrischen Kanon. Und wir? Planen schon mal für das perfekte Kunstjahr

Wer jetzt in Omas Kristallkugel nach der Zukunft Ausschau hält, wird weltpolitisch nicht viel Hoffnungsvolles erblicken. Der Rechtspopulismus spaltet die Gesellschaften der Industrienationen, Nationalisten werden immer lauter: Zum Symbolbild des kommenden Jahres muss man wohl eher den Stacheldraht wählen als die Friedenstaube.

Doch in der Kunst ist von nationalistischen Scheuklappen keine Spur, im Gegenteil. In Deutschland wird mit dem "Museum Global" ein Riesenprojekt das Kunstjahr 2018 prägen. Angestoßen von der Bundeskulturstiftung, befragen das MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main, die Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin, die Kunstsammlung NRW in Düsseldorf und das Lenbachhaus München ihre jeweiligen Sammlungen auf die globalen Verknüpfungen hin und revidieren den engen Kanon der Moderne, der über Europa und Nordamerika nicht hinausblickte. Die Ausstellung in Frankfurt läuft bereits, die anderen folgen im Laufe dieses Jahres, am Lenbachhaus erst 2021.

Auch international verändern die großen Häuser gerade ihre Perspektive auf die Kunst, weg von den etablierten Zentren und hin zu dem, was man früher als Peripherie wahrnahm: Asien, Afrika, Südamerika. Die Triennale am New Museum in New York zum Beispiel versammelt einen extrem internationalen Nachwuchs. Damit führt das Kunstjahr 2018 das Thema fort, das 2017 die Documenta 14 in Kassel setzen wollte – und das am Ende fast unterging in dem Skandalgeschrei um ihr Defizit.

Da passt die Berlin Biennale der südafrikanischen Kuratorin Gabi Ngcobo gut ins Bild, die sich postkoloniale Strukturen zum Thema macht und die viele Künstler aus der südlichen Hemisphäre nach Berlin bringen wird. Und die Manifesta in Palermo, die ebenfalls im kommenden Sommer eröffnet, hat sich den botanischen Garten als Leitbild gegeben: einen Ort, an dem immer schon verschiedene Spezies aus aller Welt zusammenkamen.

Vielleicht dürfen wir auf den botanischen Garten als passende Metapher für das gesamte Kunstjahr 2018 hoffen: wuchernd, divers, mit fremdartigen Blüten. Den Stacheldraht mögen andere ausrollen.