Ob für Jordan Wolfson Einrichtungsgeschäfte nun die absolute Hölle oder das absolute Paradies darstellen, lässt sich auch nach wiederholtem Schauen seines Videos "Raspberry Poser" nicht bestimmen. Auch nicht, ob er den Traum vom Eigenheim, das mit Designmöbeln aus diesen Läden ausgestattet ist, oder vom schönen Leben in New York, das sowohl von den Einrichtungsgeschäften als auch von den Heimen mit den Designmöbeln besetzt ist, teilt oder zum Erbrechen hasst. Verübeln kann man es ihm nicht. Nein, man muss ihm für diese Unentschiedenheit danken.
Denn wer vor einem La-Perla-Unterwäscheladen nicht versteht, warum die Schaufensterpuppen einen so anmachen, dass man sich wie Wolfsons Alter Ego in seinem Video zu Beyoncés Musik langsam ein Messer in den Bauch rammen möchte, der hat entweder Geschmacksverirrungen oder kein Herz. Wer hingegen über beides – also Geschmack und Herz – verfügt, muss und will sich irgendwie zurechtfinden in dieser neoliberalen Welt, auf die eine oder andere, vielleicht auch selbstzerstörerische Weise.
Das weiß man, wenn man diese Schau betritt, und erst recht, wenn man sie verlässt. Denn neben dem New Yorker Wolfson, geboren 1980, versuchen sich noch zwei weitere Künstler in der Düsseldorfer Kunsthalle unter dem merkwürdigen Titel "Real Humans" zu behaupten: Menschen, ja sogar Künstler sind doch eigentlich immer "real", oder nicht?
Angesichts der Arbeiten von Wu Tsang, Jahrgang 1982, ist die Antwort auf diese Frage aber nicht so leicht. Eines seiner Videos zeigt ihn in einer Bar in Los Angeles, wo die lateinamerikanische Transgender-Szene eine Heimat findet. Und der Versuch vor uns, den Zuschauern, die eigene Identität zu verorten, indem er sie aus seiner Stimme verbannt, bedrückt: "Nur wenn ich etwas in eurer Sprache schreibe", sagt er mechanisch in die Kamera, "bin ich für euch eine Person, die kommuniziert." Auch die androgyne Performerin Boychild, die für Tsangs Video "The Looks" in die Rolle eines Popstars schlüpft, vermittelt mit glitzernder Schminke im Gesicht vor allem: bedrückende Einsamkeit. Wer, fragt man sich hier, entscheidet über ihr "Mensch-Sein"?
Der dritte Künstler der Schau, Ian Cheng, geboren 1984, nähert sich dieser Frage von einer ganz anderen Seite. Der Mensch ist von seinen Stellwänden und aus seinen Lautsprechern verbannt. Dafür unterhalten sich Roboter und werden computergenerierte Bilder projiziert, auf denen sich digitale Wesen in Richtungen winden, die Programme erst noch berechnen werden. "Was gilt hier noch als Subjekt, was als menschlich und was als lebendig?" fragen die Kuratorinnen Elodie Evers und Irina Raskin im Ausstellungsführer, und das im genau richtigen Augenblick.