Nina Raftopoulo ist Managing Director von Independent Collectors, einer 2008 gegründeten Kommunikationsplattform, die private Sammlungen repräsentiert, berät und betreut. Für ihre Arbeit in der Kunstvermittlung wurde Independent Collectors 2019 mit dem Art-Cologne-Preis ausgezeichnet.
In der aktuellen Folge von "Fantasiemuskel", dem Monopol-Podcast über Kunst, Wirtschaft und gesellschaftliche Transformation berichtet sie von der Faszination, die von Privatsammlungen ausgeht. In ihren Augen geht es darum, "sich selbst zum Konzept zu machen" – und dann die entsprechende Kunst zu sammeln.
Was zunächst radikal egozentrisch und auch leicht elitistisch klingt, klärt sich aber im Gespräch auf. Etwa wenn Raftopoulo erzählt, wie sie sich bei der Einrichtung ihrer Wohnung gegen ein Sofa und für ein Kunstwerk entschieden hat, einfach will sie fest davon überzeugt ist, dass das Zusammenleben mit Kunst "radikal die Art und Weise verändert, wie ich lebe, wie ich morgens meinen Kaffee mache, wie ich abends ins Bett gehe" - und diese Erfahrung will sie anderen Menschen nahebringen.
Vom BWM Art Guide zur Straßenzeitung
Kunst, so erklärt die studierte Kommunikationsdesignerin, brauche Unterstützung, weshalb Independent Collectors nicht nur mir Privatpersonen, sondern auch mit großen Unternehmen zusammenarbeitet. "Eigentlich ist Sponsoring", so erklärt sie, "immer eine binäre Transaktion zwischen Logo-Placement und Geld." Weil sie das langweilig findet, sucht Independent Collectors die inhaltliche Zusammenarbeit, so entstand zum Beispiel mit BMW ein Art Guide zu privaten, aber öffentlich zugänglichen Sammlungen in der ganzen Welt.
Außerdem macht Raftopoulo auch "Pro Bono"-Projekte, etwa, indem sie die Art-Direktion für die Berliner Straßenzeitung "Karuna" übernimmt (wer sich dafür interessiert, kann dazu den "Fantasiemuskel" #11 mit der Chefredakteurin Astrid Mania hören).
So spiegelt das Gespräch zwischen der Kunstvermittlungs-Unternehmerin und den beiden Podcastern Friedrich von Borries und Torsten Fremer die ganze – in gewisser Weise auch absurde – Bandbreite der Kunstwelt wider. Unternehmen, die zahlungskräftige Zielgruppen erreichen wollen, Privatpersonen, die sich mit Kunst umgeben möchten, und Kulturschaffende, die sozial Benachteiligten helfen wollen.
"Lust auf Komplexität"
Und genau wegen dieser spannungsreichen Vielfalt arbeitet Raftopoulo gerne in der Kunst; sie habe "Lust auf Komplexität" und "liebe Diversität", weil dadurch "soziale Innovation" entstehe. Es wird also spannend zu beobachten, wohin sich Independent Collectors in diesem kontrastreichen Spannungsfeld weiter entwickeln wird – und dabei sich selbst und die Liebe zu Kunst, Komplexität und Diversität zum Konzept macht.
Sie können die 26. Folge von "Fantasiemuskel", dem Monopol-Podcast für Kunst, Wirtschaft und gesellschaftliche Transformation, auf allen gängigen Plattformen hören – oder direkt hier: