Temporäres Alibi

Die beiden Begriffe "temporär" und "Alibi" könnten nicht unterschiedlicher sein, und doch spiegeln sie die komplexe Realität der Kunstproduktion wider: Während die Welt zunehmend schneller und kurzweiliger wird, wächst gleichzeitig das Bedürfnis nach Sicherheit und Bestätigung. Doch genau in diesem Spannungsfeld entstehen Werke, die sowohl den Prozess als auch das Vergängliche, das Ungefestigte und das Unbeständige betonen.
Temporäres Alibi zeigt, wie Kunst zu einem bedingungslosen Ausdruck wird – ein Alibi, das in seiner vorübergehenden Existenz an Bedeutung verliert, da es sich selbst immer wieder neu erschafft. Die Werke in der Ausstellung sind Momentaufnahmen des kreativen Prozesses und reflektieren die Flüchtigkeit und Unberechenbarkeit der künstlerischen Auseinandersetzung.
Sieben KünstlerInnen präsentieren ihre Sichtweisen auf das Thema in unterschiedlichsten Formen des Abstrakten. Die Arbeiten reichen von intensiven Farbexplosionen bis hin zu minimalistischen, reduzierten Gesten. Sie bewegen sich zwischen gezielten Kompositionen und prozesshaften Entstehungsweisen und lassen den Betrachter die flüchtigen Momente der Entstehung erkennen.
Jan Grollmuß experimentiert mit selbst hergestellten Farben und geht mit seiner Malerei einen Weg der Unvorhersehbarkeit und des Prozesses. In seinen Werken tritt der Zufall in den Vordergrund und öffnet den Raum für überraschende Entwicklungen.
Alexander Klenz nutzt die Strategie der Vielzahl und Komplexität in seinen Zeichnungen. Durch das Erproben von Formen und Kompositionen erreicht er eine Balance, die den dynamischen Charakter seines kreativen Schaffens widerspiegelt.
Ilona Kalnoky präsentiert eine Auswahl aus ihrem Archiv von Objekten aus Ton, Glas und Schaumstoff. Diese Arbeiten, sorgfältig in einem Regal geordnet, sind der sichtbare Beweis für die kontinuierliche Suche nach neuen Formen und Ausdrucksmöglichkeiten.
Keren Shalev hinterfragt die Widersprüche von Material und Form. Mit ihren Skulpturen und Zeichnungen in reduzierten schwarz-weißen Tönen bringt sie die Gegensätze von Keramik, Eisen, Rost und Gips zum Leben und öffnet den Raum für die Reflexion von Materialität und
Vergänglichkeit.
Martin Scholten entwickelt über Jahre hinweg einen eigenen Malstil. Ohne Pinsel, nur mit der umgedrehten Farbflasche, schafft er Rhythmen und Strukturen, die den fließenden, organischen Charakter des Schaffensprozesses widerspiegeln.
Daniel Hahn lässt in seinen Arbeiten Worte zu Bildern werden. Durch die Komposition von sprachlichen Elementen wird das Bild im Kopf des Betrachters geboren, der durch die Bedeutung der Worte in eine neue, visuelle Welt eintaucht.
Blanka Gyori ergründet die Grenzen zwischen geometrischer Präzision und Auflösung. Ihre scharfkantigen, nahezu druckähnlichen Gemälde lassen die Betrachter in einen Raum eintauchen, der sowohl klare Form als auch deren Illusionen von Auflösung, Raum und Fläche bietet.