SURPRISE. Die Kunst der Monotypie
Die Städtische Galerie Wolfsburg widmet sich mit dieser Ausstellung dem Medium der Monotypie. Seit der Erfindung Mitte des 17. Jahrhunderts durch den italienischen Barockkünstler Giovanni Benedetto Castiglione (1609-1664) hat sich die Monotypie zwischen den tradierten Kunstformen Malerei, Zeichnung und Grafik eine ganz spezielle Nische erobert. Im späten 19. Jahrhundert erlebte sie mit Edgar Degas und Paul Gauguin dann eine erste Blütezeit. Doch gerade auch in der zeitgenössischen Kunst wird diese besondere Drucktechnik, die in der Regel immer nur ein einziges, gültiges Exemplar hervorbringt, sowohl von den Ausführenden als auch von Kunstexpert:innen, Museumskurator:innen, Sammler:innen und Galerist:innen zunehmend geschätzt.
Die Städtische Galerie Wolfsburg möchte diese von Insidern aufmerksam beobachtete Entwicklung mit der Ausstellung „Surprise. Die Kunst der Monotypie“ jetzt auch einem größeren Publikum näherbringen. Im deutschsprachigen Raum ist dies seit Langem die erste umfassendere institutionelle Ausstellung zu diesem Thema. Direktorin Prof. Dr. Susanne Pfleger hat die Schau in enger Zusammenarbeit mit dem Münchner Galeristen Matthias Kunz (Knust Kunz Gallery Editions) zusammengestellt. „Das Konzept der Ausstellung ist offen angelegt“, erläutert Susanne Pfleger. „Es zeigt zum einen die Vielfalt des Mediums Monotypie und bringt dieses faszinierende Verfahren in den Diskurs, zum anderen gibt das Projekt den Anstoß einer vertiefenden forschenden Beschäftigung mit der Technik, die noch immer ein Desiderat darstellt.“
Die Ausstellung versammelt mehr als ein Dutzend zeitgenössische Positionen. Die international zusammengesetzte Künstlerliste umfasst Protagonist:innen mehrerer Generationen. Sie reicht von Gerhard Richter, Per Kirkeby, Günther Förg und John Cage über Herbert Brandl und Shara Hughes bis hin zu Wolfgang Ellenrieder und David Mildner.
Das Spektrum der gezeigten Arbeiten reicht von Landschaftsdarstellungen, Stillleben und Porträts über eher abstrakt gehaltene Darstellungen bis hin zu experimentellen, seriellen und eher konzeptuell aufgefassten Monotypien.
Aber was genau ist eine Monotypie? Die Monotypie (griech. monos eins und typos Abdruck, Schlag, Druck) ist ein grafisches Verfahren der manuellen Bilderzeugung, das in der Regel nur einen einzigen Abdruck mit aquarellartiger Wirkung bzw. malerischen Effekten erzeugt. Und was unterscheidet eine Monotypie von anderen Medien? Ganz einfach erklärt: Das Motiv wird mit Farbe (in der Regel Öl oder Tinte) auf eine glatte Oberfläche aufgebracht und dann im noch feuchten Zustand auf ein Blatt Papier gepresst. Entscheidend ist die Bereitschaft zur streckenweisen Aufgabe von Kontrolle durch die Künstler:innen. Die Akzeptanz des Zufalls und der Unvorhersagbarkeit des Endergebnisses spielen bei der Herstellung von Monotypien eine große Rolle. „Zur Monotypie gehört unbedingt das Moment der Überraschung. Erst wenn die Künstler:innen das bedruckte Blatt von der Platte abziehen, sehen sie das Ergebnis“, so Susanne Pfleger.
Im Rahmen des Ausstellungprojekts sind die verschiedensten praktischen Angebote in der Druckwerkstatt im Schloss Wolfsburg sowie in der Bürgerwerkstatt geplant. Freude am Experimentieren und das Entdecken der Technik sollen dabei im Vordergrund stehen. Daneben werden Künstler:innengespräche in der Druckwerkstatt angeboten, die sich an das Fachpublikum richten und in Zusammenarbeit mit der HBK Braunschweig sowie der Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design Halle organisiert werden. In der Druckwerkstatt wird begleitend zur Ausstellung eine Edition entstehen.